Versuchswesen Marktfruchtbau
Ergebnisse des LSV Sojabohne 2019 & Empfehlungen
Import-Soja wir oft unter nicht nachhaltigen Bedingungen und mit gentechnisch veränderten Sorten produziert und gerät daher zunehmend unter Kritik.
Daher wird die heimische Erzeugung von Sojabohnen und anderen Körnerleguminosen durch verschiedene Maßnahmen gefördert. Im Vergleich zu anderen Kulturarten stecken der Anbau und die Züchtung von Sojabohnen aber noch in den Kinderschuhen. Die Leistungen der in den Landessortenversuchen 2019 geprüften Sojabohnensorten soll im Folgenden dargestellt werden.
Der Anbau von Sojabohnen hat innerhalb von wenigen Jahren einen starken Aufschwung erfahren. So wurde bundesweit die Anbaufläche seit 2016 um über 80% ausgeweitet auf aktuell 28.900 ha. Der Schwerpunkt des Anbaus liegt allerdings in den südlichen Bundesländern. Auch in Hessen haben Sojabohnen über die letzten Jahre kontinuierlich an Fläche zugelegt auf mittlerweile 912 ha. Ein Einbruch, wie bei Erbsen und Ackerbohnen in 2018 vermutlich durch die neuen Greeningauflagen (Verbot des Pflanzenschutzmitteleinsatzes), war bei Sojabohnen nicht zu beobachten. Befördert wurde der Anbau und die Verwertung von Sojabohnen durch die Aktivitäten des Soja-Netzwerkes und der Hessischen Eiweißinitiative. Auch stehen mittlerweile mehr Sorten zur Verfügung, die an die hiesigen Klimabedingungen besser adaptiert sind. Der Sojaanbau ist zwar insgesamt noch überschaubar, man kann aber von einer weiteren Ausweitung in den kommenden Jahren ausgehen.
Als N-fixierende Kulturart mit einem guten Wurzelsystem kann die Sojabohne auf geeigneten Standorten zur Bereicherung von Fruchtfolgen, Minderung von N-Bilanzüberschüssen und der Verbesserung der Bodenstruktur beitragen. An die Vorfrüchte stellt die Sojabohne keine großen Anforderungen und steigert über ihre Vorfruchtwirkung den Ertrag und die Ertragssicherheit der Nachfrüchte. Als Sommerung ermöglichen sie die Bekämpfung von Problemungräsern und trägt zur Entzerrung von Arbeitsspitzen und einer besseren Maschinenauslastung bei.
In der Fütterung können Sojabohnen vielseitig als Eiweiß- und Energieträger eingesetzt werden. Die Proteingehalte liegen mit im Mittel 40% deutlich über Ackerbohne und Erbse. Unverarbeitet kann Voll-Sojabohne in begrenzten Mengen in der Rinderfütterung eingesetzt werden. Der hohe Fettgehalt von rund 20% schränkt die maximale Einsatzmenge ein, da ansonsten Futteraufnahme und Milchinhaltsstoffe negativ beeinflusst werden. Bislang spielt Soja in der Rinderfütterung nur eine untergeordnete Rolle aufgrund des Preisvorteils von Rapsextraktionsschrot. Die Verfütterung an Schweine und Geflügel erfordert eine thermische Behandlung (Toasten), um Trypsin-Inhibitoren zu inaktivieren, welche die Proteinverdauung hemmen. In Hessen gibt es aktuell eine stationäre Aufbereitungsanlage in Hungen. Zwei Dienstleister aus Baden-Württemberg bzw. Thüringen bieten das Toasten mit größeren, mobilen Anlagen an. Für kleinere Chargen kann eine mobile Kleintoastanlage von einem Unternehmen der Saatgutbranche angemietet werden.
Die Konzentration von für Schwein und Geflügel essentiellen Aminosäuren ist zwar höher als in Ackerbohnen, leistungsbegrenzend wirken jedoch auch bei Sojabohnen die zu geringen Methioningehalte. Das Öl von Sojabohnen ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil einfach und mehrfach ungesättigter Fettsäuren, die ernährungsphysiologisch wertvoll sind. Ein hoher Anteil ungesättiger Fettsäuren in der Ration resultiert in aber „weichem“ Fett, das leichter einem oxidativen Verderb unterliegt. Besser geeignet, vor allem in der Endmast, sind daher Sojakuchen und Sojaextraktionsschrot.
Landessortenversuche – in diesem Jahr nicht nur auf optimalen Standorten
In Hessen wurden die Ertrags-, Anbau- und Qualitätseigenschaften von Sojabohnen in drei Landessortenversuchen (LSV) geprüft. Versuche wurden in Südhessen im Raum Griesheim (Riedstadt-Leeheim), im mittelhessischen Friedberg (Butzbach-Niederweisel), sowie am Landwirtschaftszentrum Eichhof (Bad Hersfeld) durchgeführt. In Friedberg wird der Versuch standardmäßig innerhalb eines Praxisschlags angelegt, da ansonsten mit einer starken Beeinträchtigung der Versuchsparzellen durch Vogelfraß zu rechnen ist. Der Schlag im Versuchsjahr 2019 stellte allerdings einen Grenzstandort für Sojabohnen dar. Die höhere Lage auf einer Bergkuppe (310 m NN) mit rauerem Klima führte bei allgemein unterdurchschnittlichen Temperaturen im Mai zu einer sehr starken Verzögerung der Jugendentwicklung.
Für den Anbau unter hessischen Umweltverhältnissen kommen nur Sorten der sehr frühen (000) und frühen (00) Reifegruppen in Betracht. Extreme Frühreife der sogenannten 0000-Sorten geht meist mit einer geringeren Ertragsleistung einher. Als Faustregel gilt, dass sehr frühe Sorten dort angebaut werden können, wo mittelfrüher Körnermais (K230-250) sicher zur Abreife kommt. Frühe Sorten passen auf Standorte, die sich für den Anbau von mittelspätem Körnermais (K260-K300) eignen. Da in Deutschland noch vergleichsweise wenige Sorten die offizielle Sortenprüfung durchlaufen und die Zulassung erhalten haben, stammen viele der im Markt verfügbaren Sorten aus europäischen Nachbarländern. Solche EU-Sorten sind für den Anbau unter den hiesigen Bedingungen unzureichend beschrieben, d.h. Angaben zum Abreifeverhalten weichen oft drastisch von dem Verhalten im Feld ab.
Entsprechend der Standortbedingungen wird das frühe Sojabohnensortiment nur in Friedberg und Griesheim geprüft. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass in Bad Hersfeld frühe Sojabohnen vor allem in etwas kühleren Jahren oft nicht zur Abreife kommen. Das sehr frühe Sortiment hingegen steht an allen drei LSV-Standorten. In 2019 umfassten das sehr frühe Sortiment sieben Sorten, während drei Sorten mit früher Abreife geprüft wurden.
Bedingt durch die überdurchschnittlichen Temperaturen im Frühjahr konnte die Aussaat der Sojabohnen zeitig erfolgen, in Griesheim und Friedberg Mitte April, am Landwirtschaftszentrum Eichhof wurden die Sojabohnen am 23. April gesät. Wie bereits erwähnt, entwickelten sich die Bestände im Mai nur sehr zögerlich aufgrund geringer Temperaturen, vor allem in Friedberg. Die Bestandesentwicklung von Acardia wurde zusätzlich durch eine geringere Triebkraft beeinträchtigt. Die relativ dünnen Bestände konnte die Sorte aber mit einer guten Bestockung und einem guten Hülsenansatz kompensieren. Hohe Temperaturen und geringe Niederschläge bei weitgehend nicht über Winter aufgefülltem Unterboden, setzten die Sojabohnen ab Juni unter zunehmenden Stress. Um größere Ertragsausfälle zu vermeiden, erhielten der Sojabohnen-LSV in Griesheim am 26. Juli eine Bewässerungsgabe von 60 mm.
Wassermangel, der während des vegetativen Wachstums und der Blüte einwirkt, schränkt das Wachstum der Stängelinternodien ein und manifestiert sich in einer reduzieren Pflanzenhöhe. Den größten Wasserbedarf hat Soja während der Blüte und Samenfüllung. Auf Trockenstress während der Blüte und des Längenwachstums der Hülsen reagiert die Sojabohne einem Abwurf von Blüten und Hülsen, während Wassermangel in der frühen bzw. späten Samenfüllung zu einer geringeren Samenzahl pro Hülse bzw. einer geringeren Tausendkornmasse führt. Überdurchschnittliche Temperaturen und Niederschläge, die unter dem langjährigen Mittel lagen, ermöglichten eine Ernte im September (Bad Hersfeld: 20.9., Friedberg: 17.09.). Am Standort Griesheim verlangsamte die Bewässerungsgabe die Abreife, so dass erst Mitte Oktober beerntet werden konnten. Lager zur Ernte trat in Griesheim etwas stärker bei Merlin und Obelix auf, die eigentlich über eine gute Standfestigkeit verfügen.
Ohne Bewässerung ähnliches Ertragsniveau wie in 2018
Im frühen Sortiment lagen die Erträge mit 33,1 dt/ha in Bad Hersfeld auf dem Niveau des Vorjahres (Tabelle 1, Tabelle 2). Beste Sorten waren die früh abreifende Obelix (37,2 dt/ha) und die später abreifende Acardia (36,4 dt/ha). Acardia belegte auch im Mittel über alle Standorte den Spitzenrang mit relativ 111. In Griesheim konnte vor allem durch die Bewässerung im Vergleich zum Vorjahr ein Ertragsplus von gut 7 dt/ha erzielt werden. Neben Acardia wiesen Aurelina, Obelix und Coraline Erträge über dem Versuchsmittel auf. Die ungünstigen Standortbedingungen in Friedberg ermöglichten nur einen Kornertrag von im Mittel 21,8 dt/ha. Ertragsstärkste Sorte war hier Coraline, gefolgt von Acardia und Obelix. An allen Standorten ertragsschwächer präsentierten sich Amarok und Regina. Trotz eines guten mittleren Ertrages fiel Coraline durch starke Schwankungen zwischen den Standorten auf. Auch zeigte Coraline, ebenso wie Regina und Acardia, eine etwas stärkere Reifeverzögerung von Hülsen und Stroh (Abbildung 1). Merlin, Obelix und Amarok hingegen wiesen nur eine geringe Reifeverzögerung auf. Den relativ großen Unterschieden zwischen den Standorten kann man aber auch entnehmen, dass die Ausprägung des Merkmals stark durch die Umweltverhältnisse beeinflusst wird.
Bei den frühen Sorten war aufgrund einer großen Streuung der Daten aus Friedberg nur der Standort Griesheim auswertbar. Hier zeigten sich ES Mentor und RGT Siroca etwas ertragsstärker als Bettina. Mit einem Mittel von 43,7 dt/ha bestätigt sich der Ertragsvorteil späterer Sorten, der u.a. auch auf der längeren Vegetationszeit späterer Sorten beruht. Für das in Österreich zugelassene Sojasortiment beispielsweise, das noch deutlich spätere Sorten umfasst als die in Deutschland zugelassenen Sorten, wird die Boniturnote des Kornertrages zu knapp 40% durch die Unterschiede in der Reife erklärt. Das Potential späterer Sorten kann aber nur auf Gunststandorten ausgeschöpft werden.
Wieder ein Jahr mit schwachen Proteinerträgen
Ertraglich können Sojabohnen nicht mit Ackerbohnen oder Erbsen konkurrieren. Nahezu kompensiert wird der geringere Ertrag durch den höheren Proteingehalt, so dass unter günstigen Bedingungen ähnliche Proteinerträge erzielt werden können. Der Proteingehalt ist eine Sorteneigenschaft, die in der Beschreibenden Sortenliste erfasst ist. Im der aktuellen Sortenliste reichen die Bonituren des Proteingehaltes von 3 (niedrig) bis 8 (hoch/sehr hoch). Abgesehen von der Sorte wird der Proteingehalt von den Umweltbedingungen beeinflusst. Wassermangel schränkt zum einen die Aktivität der Knöllchenbakterien und damit der N-Fixierung der Sojabohne ein. Zum anderen wird unter Wassermangel und Hitzestress der im Blatt gespeicherte Stickstoff schneller mobilisiert, d.h. der Blattapparat stirbt schneller ab und der Pflanze bleibt weniger Zeit für die Samenfüllung. Es werden also insgesamt geringere Mengen an Stickstoff und Öl in den Samen eingelagert.
Mit im Mittel 34,5% lag der Rohproteingehalt im sehr frühen Sortiment auf dem Niveau von 2018 und damit etwas unter den Vorjahren (Tabelle 3). Erwartungsgemäß über alle Standorte die höchsten Proteingehalte wiesen Regina und Aurelina auf. Die schwächsten Gehalte zeigte Acardia. Der Proteinertrag war leicht höher als in 2018, mit ausgeprägten Unterschieden zwischen den Standorten, die auf Differenzen im Kornertrag zurückzuführen sind. Durchweg geringere Proteinerträge brachten Merlin und Amarok, während sich im oberen Bereich keine Sorte auf allen Standorten durchsetzen konnte. Im frühen Sortiment erreichte der Proteingehalt mit im Mittel 34,4% nicht ganz die Werte von 2018 (36,4%). Der Rohproteinertrag (15,0 dt/ha) lag jedoch deutlich über dem Vorjahr (13,5 dt), was vermutlich daran lag, dass Bettina in diesem Jahr nicht so stark im Proteingehalt abfiel.
Mehrjährige und überregionale Auswertung
Als Sommerungen sind Sojabohnen stärker Frühsommertrockenheit ausgesetzt und weisen daher eine geringere Ertragsstabilität auf im Vergleich zu verschiedenen Winterungen. Abgesehen von Merlin, der über drei Prüfjahre eine relativ stabile, aber unterdurchschnittliche Ertragsleistung zeigt, weisen alle anderen Sorten eine stärkere Streuung der Erträge zwischen den Jahren auf. Im Mittel über die Jahre leistungsfähigste sehr frühe Sorte ist Obelix, gefolgt von Amarok und Coraline. Über zwei Jahre konstant sehr hohe Erträge bringt Acardia, etwas schwächer präsentiert sich Aurelina. Es bleibt abzuwarten, ob die Sorten ihre Leistung auch in Jahren mit feucht-kühlerer Witterung abrufen können. Bei den frühen Sorten weisen Bettina und Mentor zwar den gleichen Mittelwert auf, jedoch fiel Bettina in den beiden Trockenjahren im Vergleich zu Mentor ertraglich zurück, während in 2017 die umgekehrte Situation vorlag. RGT Siroca, die sich in 2018 als besonders leistungsfähig gezeigt hat, konnte den deutlichen Ertragsvorsprung zu den anderen frühen Sorten nicht halten.
Um die Sortenempfehlungen auf eine breitere Datenbasis zu stellen, die eine sicherere Bewertung von Sorteneigenschaften ermöglicht, werden die hessischen Ergebnisse von Landessortenversuchen und Wertprüfungen gemeinsam mit Daten von Standorten in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern verrechnet. Die Auswertung nach Hohenheim-Gülzower-Methode umfasst also die Anbaugebiete 2 (mittleres Deutschland), 3 (Übergangslagen Süddeutschlands) und 4 (Vorzugslagen Süddeutschlands). Die überregionale, mehrjährige Auswertung belegt für Acardia und Coraline die höchste Ertragsleistung (Tabelle 4). Die weitere Rangierung der Sorten stimmt mit den 3-jährigen Ergebnissen aus Hessen weitgehend überein, schwächste Sorte ist Merlin. Im frühen Sortiment zeigt die Auswertung eine ähnliche Ertragsleistung der drei Sorten, was von den hessischen Ergebnissen etwas abweicht. Entgegen der Erwartungen weisen beide Sortimente ein ähnliches Ertragsniveau auf. Die Ergebnisse des Rohproteinertrages lagen zu Redaktionsschluss noch nicht vor.
Sortenempfehlungen
Da Sojabohnen insbesondere vor allem auch aufgrund ihres höheren Wärmeanspruchs eine geringere Ertragssicherheit aufweisen, ist bei der Sortenwahl nicht der Ertragsleistung Priorität einzuräumen, sondern im Vordergrund sollte immer die Ertragssicherheit stehen. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass spätere Sorten nicht immer schnell genug abreifen und damit nicht sicher beerntet werden können. Es sind daher Sorten zu bevorzugen, die auch unter ungünstigen Witterungsbedingungen eine zügige Abreife aufweisen. Nur auf absoluten Gunststandorten sollten später abreifende Sorten in Betracht gezogen werden. Von Sorten, die in benachbarten EU-Ländern zugelassen, aber in Deutschland nicht in offiziellen Prüfungen standen, ist abzusehen, da deren Abreife unter hiesigen Bedingungen nicht sicher eingeschätzt werden kann und der Anbau daher mit einem höheren Risiko behaftet ist. Eine weitere wichtige Sorteneigenschaft, vor allem für feucht-wüchsige Lagen, ist eine ausreichende Standfestigkeit zur Vermeidung von Ernteverlusten.
Vorteilhaft im Hinblick auf eine verlustarme Ernte ist weiterhin ein höherer unterer Hülsenansatz. Sorten mit einem höheren Hülsenansatz weisen aber i.d.R. eine größere Pflanzenlänge und geringere Standfestigkeit auf. Auch wird das Merkmal sehr stark durch die Witterungsverhältnisse beeinflusst. Im Mittel den höchsten Hülsenansatz im Versuchsjahr 2019 zeigten bei den sehr frühen Sorten Acardia, gefolgt von Obelix und Coraline (Abbildung 2).
Auf Basis der vorliegenden Prüfungsergebnisse sind aus dem sehr frühen Sortiment Merlin, Amarok, Regina und Obelix zu empfehlen. Für den Probeanbau können Acardia und Aurelina in Betracht gezogen werden.
Merlin ist eine bereits ältere (Zulassung 1997), kleinkörnige Sojabohnensorte, die sich vor allem durch eine frühe, gleichmäßige und sichere Abreife auszeichnet aufgrund einer guten Anpassungsfähigkeit und Kältetoleranz. Bei kürzerem Wuchs verfügt Merlin über eine normalerweise gute Standfestigkeit. Der Kornertrag erreicht nur ein unterdurchschnittliches Niveau, ebenso wie der Rohproteingehalt. Der Ölgehalt hingegen liegt über dem Durchschnitt.
Amarok (Zulassung 2014) zeigt über drei Prüfjahre in Hessen einen leicht überdurchschnittlichen Ertrag, den sie überregional nicht ganz bestätigen konnte. Die etwas später als Merlin abreifende Sorte weist eine mittlere Pflanzenlänge bei ausreichender Standfestigkeit auf. Die gute Einstufung hinsichtlich des Proteinertrags kann Amarok nicht in jedem Jahr bestätigen.
Regina (Zulassung 2016) kommt mehrjährig nur auf ein knapp mittleres Ertragsniveau. Sie zeichnet sich aber durch einen hohen Proteingehalt aus, der für Veredelungsbetriebe attraktiv sein kann. Bei mittlerer Reife verfügt die Sorte über eine unterdurchschnittliche Pflanzenlänge bei guter Standfestigkeit.
Die großkörnige Obelix (Zulassung 2019) ist charakterisiert durch eine zügige Jugendentwicklung und eine im Vergleich zu Merlin etwas spätere, aber gleichmäßige Abreife von Hülsen und Stroh. Vom Habitus ist Obelix etwas kürzer mit einer sehr guten Standfestigkeit. In Hessen brachte Obelix Erträge über dem Durchschnitt, überregional blieb sie ertraglich zurück.
Acardia ist eine früh bis mittel abreifende EU-Sorte, die sich zweijährig in Hessen und überregional mehrjährig ertragsstark zeigte. Zu beachten ist die stärkere Reifeverzögerung von Hülsen und Stroh. Der Proteingehalt liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Bei mittlerem Wuchs verfügt Acardia über eine gute Standfestigkeit.
Aurelina (EU-Sorte) weist nach 2 Prüfjahren in Hessen eine überdurchschnittliche, aber etwas schwächere Ertragsleistung als Acardia auf. Überregional bleibt sie unter dem Mittel. Die Sorte ist gekennzeichnet durch eine mittlere Wuchslänge, gute Standfestigkeit und hohen Proteingehalt. Im Vergleich zu Acardia reift Aurelina etwas früher ab. Auch die Reifeverzögerung ist nicht so stark ausgeprägt.
Aus dem frühen Sortiment werden ES Mentor und Bettina empfohlen.
Die langjährig geprüfte ES Mentor (Zulassung 2009) bringt mittlere bis leicht überdurchschnittliche Kornerträge. Der Proteingehalt wird in der Beschreibenden Sortenliste als über dem Mittel liegend eingestuft, was auf Basis der vorliegenden Ergebnisse nicht ganz bestätigt werden kann. ES Mentor ist kürzer im Wuchs und weist eine geringe Lagerneigung auf. In der Jugendentwicklung recht kältetolerant benötigt die Sorte für die Abreife jedoch ausreichend Wärme. ES Mentor reagiert empfindlich gegenüber Metribuzin.
Bettina (Zulassung 2016) ist eine mittel bis spät abreifende Sojabohne mit einem mittleren Wuchs und guter Standfestigkeit. Über mehrere Prüfjahre weist Bettina ein mittleres bis hohes Ertragsniveau auf. Der Proteingehalt kann jedoch etwas knapp ausfallen.
Anbauempfehlungen
Entscheidend für den Erfolg des Sojaanbaus ist es, die Standort- und Sortenwahl sowie die Produktionstechnik so auszurichten, dass sich die Bestände zügig entwickeln können. Unkräuter sind im Allgemeinen besser an kühl-feuchte Witterungsverhältnisse angepasst als die wärmebedürftige, sich zunächst langsam entwickelnde Sojabohne. Eine verzögerte Jugendentwicklung kann daher in hohem Unkrautdruck resultieren. Um größere Ertragsverluste zu vermeiden, muss Konkurrenz durch Unkraut in der kritischen Phase, die sich in etwa vom 2-Blatt-Stadium bis zum Beginn Blüte erstreckt, möglichst unterbunden werden. Neben der Ertragsreduktion durch Unkrautkonkurrenz kann Durchwuchs von Spätverunkrautung die Beerntbarkeit stark erschweren.
Zur Aussaat sollte die Bodentemperatur 10°C überschreiten, höhere Temperaturen führen zu einer schnelleren Keimung. Die Aussaat kann also meist dann erfolgen, wenn auch der Zeitpunkt für die Maisaussaat erreicht ist, d.h. von Mitte April bis Anfang Mai. Eine zu späte Aussaat erhöht das Risiko einer zu späten Abreife und von Ertragsverlusten. Besonders geeignet für den Anbau sind Böden mit einer hohen Wasserhaltefähigkeit. Vor allem im Zeitraum rund um die Blüte benötigt Soja eine ausreichende Wasserversorgung. Nicht für den Anbau geeignet sind steinige Böden (Probleme mit Drusch), Flächen mit erhöhtem Unkrautdruck, Flächen mit hoher Stickstoffnachlieferung (reduziert den Knöllchenbesatz und die N-Fixierung), sowie erosionsgefährdete Lagen. An den pH-Wert des Bodens stellt Soja, wie alle Leguminosen höhere Ansprüche – ein pH-Wert von 6,5 bis 7,0 sollte angestrebt werden. Die Aussaatstärke sollte im Bereich von 55 bis 65 Körnern/m² liegen; bei sehr frühen Sorten die obere Saatstärke, bei frühen die untere. Auf eine Beimpfung mit Rhizobien als ertragssichernde Maßnahme sollte nicht verzichtet werden. Auch bei bereits beimpftem Saatgut zeigt eine zusätzliche Kontaktbeimpfung vor der Saat meist positive Effekte. Eine Ablagetiefe von 4 bis 5 cm mindert das Risiko von Herbizidschäden.
Im Gegensatz zu anderen Leguminosen weist Soja eine vergleichsweise gute Selbstverträglichkeit auf und kann auch einmalig in Selbstfolge stehen. Danach sollte aber eine mehrjährige Anbaupause folgen. Auch zu Wirtspflanzen von Sklerotinia und Rhizoctonia, wie Raps bzw. Mais, sollten längere Anbaupausen eingehalten werden. Auf leichten Standorten kann eine Beregnung zu deutlichen Ertragssteigerungen führen. Betriebswirtschaftlich gerechtfertigt ist eine Beregnung jedoch nur, wenn weitere Kulturen mit Beregnungsbedarf angebaut werden.
FB | GRI | HEF | Mittel | |
---|---|---|---|---|
Sehr frühes Sortiment | ||||
BB (dt/ha) | 21,6 | 37,2 | 32,3 | 30,3 |
VD (dt/ha) | 21,8 | 38,0 | 33,1 | 31,0 |
GD 5 % (rel.) | 15,7 | 14,6 | 6,8 | |
Merlin BB EU | 82 | 101 | 102 | 95 |
Amarok BB | 95 | 96 | 95 | 95 |
Obelix BB EU | 103 | 104 | 115 | 107 |
Coraline BB EU | 124 | 103 | 96 | 108 |
Regina BB EU | 96 | 95 | 92 | 94 |
Acardia EU | 108 | 111 | 113 | 111 |
Aurelina EU | 98 | 105 | 105 | 102 |
Frühes Sortiment | ||||
BB (dt/ha) | Versuch nicht auswertbar | 43,3 | – | 43,3 |
VD (dt/ha) | 43,7 | – | 43,7 | |
GD 5 % (rel.) | 9,5 | – | ||
Bettina BB | 98 | – | 98 | |
ES Mentor BB | 102 | – | 102 | |
RGT Siroca | 103 | – | 103 |
Jahr | 2017 | 2018 | 2019 | Mittel |
---|---|---|---|---|
Sehr frühes Sortiment | ||||
Orte | 3 | 3 | 3 | |
BB (dt/ha) | 40,9 | 30,5 | 30,3 | 33,9 |
VD (dt/ha) | 40,3 | 29,8 | 31,0 | 33,7 |
Merlin BB EU | 99 | 97 | 97 | 97 |
Amarok BB | 104 | 104 | 95 | 101 |
Obelix BB EU | 99 | 101 | 108 | 103 |
Coraline BB EU | 98 | 96 | 106 | 100 |
Regina BB EU | 99 | 101 | 94 | 98 |
Acardia EU | 112 | 111 | ||
Aurelina EU | 104 | 103 | ||
Frühes Sortiment | ||||
Orte | 3 | 2 | 1 | |
BB (dt/ha) | 42,7 | 32,6 | 43,3 | 38,5 |
VD (dt/ha) | 40,8 | 33,0 | 43,7 | 39,0 |
Bettina BB | 106 | 97 | 98 | 100 |
ES Mentor BB | 94 | 103 | 102 | 100 |
RGT Siroca | 118 | 103 |
Rohproteingehalt bei 86 % TS (%) | Rohproteinertrag (dt/ha) | |||||||
FB | GRI | HEF | Mittel | FB | GRI | HEF | Mittel | |
Sehr frühes Sortiment | ||||||||
Merlin EU | 33,3 | 32,8 | 32,6 | 32,9 | 5,9 | 12,3 | 10,7 | 9,6 |
Amarok | 34,4 | 34,3 | 35,4 | 34,7 | 7,1 | 12,2 | 10,8 | 10,1 |
Obelix EU | 34,5 | 34,1 | 35,9 | 34,9 | 7,7 | 13,2 | 13,4 | 11,4 |
Coraline EU | 33,9 | 34,1 | 35,4 | 34,5 | 9,1 | 13,1 | 11,0 | 11,1 |
Regina EU | 35,7 | 37,2 | 37,3 | 36,7 | 7,4 | 13,2 | 11,1 | 10,6 |
Acardia EU | 31,4 | 31,8 | 31,9 | 31,7 | 7,3 | 13,1 | 11,6 | 10,7 |
Aurelina EU | 35,0 | 36,1 | 36,5 | 35,9 | 7,4 | 14,1 | 12,3 | 11,3 |
Mittel | 34,0 | 34,3 | 35,0 | 34,5 | 7,4 | 13,0 | 11,6 | 10,7 |
Frühes Sortiment | ||||||||
Bettina | Nicht auswertbar | 33,1 | – | 33,1 | Nicht auswertbar | 14,1 | – | 14,1 |
ES Mentor | 34,9 | – | 34,9 | 15,4 | – | 15,4 | ||
RGT Siroca | 35,2 | – | 35,2 | 15,6 | – | 15,6 | ||
Mittel | 34,4 | – | 34,4 | 15,0 | – | 15,0 |
Sehr frühes Sortiment | Frühes Sortiment | ||
---|---|---|---|
Merlin EU | 92 | Bettina BB | 102 |
Amarok | 94 | ES Mentor BB | 102 |
Obelix EU | 96 | RGT Siroca | 103 |
Coraline EU | 100 | ||
Regina EU | 96 | ||
Acardia EU | 101 | ||
Aurelina EU | 97 | ||
VRS (dt/ha) | 38,4 | VRS (dt/ha) | 38,3 |
Die folgende Tabelle kann nicht barrierefrei dargestellt werden. Bitte kontaktieren Sie Frau Dr. Herrmann bei Fragen (Telefon: +49 6621 9228 32).
Ertrags- und Qualitätseigenschaften | |||||||||||||
Sorte | Züchter / Vertreiber | Reife-gruppe | Zu-lassung | Blüh-beginn | Reife | Pflanzen-länge | Neigung zu Lager | Korn-ertrag | Öl-ertrag | Rohprotein-ertrag | Öl-gehalt | Rohprotein-gehalt | TKM |
Amarok | InterSaatzucht | 000 | 2014 | 3 | 5 | 5 | 4 | 6 | 6 | 7 | 5 | 5 | 4 |
Coraline EU | Saaten-Union | 000 | 2018 | 3 | 6 | 6 | 5 | 6 | 7 | 5 | |||
Merlin EU | Saatbau Linz | 000 | 1997 | 2 | 3 | 4 | 3 | 5 | 7 | 5 | 7 | 3 | 3 |
Obelix EU | Farmsaat | 000 | 2014 | 3 | 4 | 4 | 2 | 6 | 6 | 4 | 6 | ||
Regina EU | IG Pflanzenzucht | 000 | 2016 | 3 | 5 | 4 | 3 | 6 | 7 | 6 | 5 | ||
Bettina EU | Saatbau Linz | 00 | 2016 | 3 | 5 | 7 | 4 | ||||||
ES Mentor EU | Euralis | 00 | 2009 | 3 | 6 | 4 | 3 | 7 | 7 | 6 | 5 |
1-9: Boniturnoten des BSA (1 = sehr gering, kurz, früh; 9 = sehr hoch, lang, spät)
grün hinterlegte Zellen: positiv zu bewertende Merkmalsausprägung; orange hinterlegte Zellen: negativ zu bewertende Merkmalsausprägung
Für die geprüften, aber nicht aufgeführten Sorten, liegen keine offiziellen Sortenbeschreibungen aus Deutschland vor.