Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Nachlese: Mit regenerativen Ackerbaumethoden dem Klimawandel begegnen?

Das von Trockenheit geprägte Jahr hat einmal mehr gezeigt, wie stark der Klimawandel sich auf den Pflanzenbau auswirkt. Daher werden alternative Konzepte gesucht, um einen zukunftsfähigen, besser an den Klimawandel angepassten Ackerbau zu entwickeln. Ein solches Konzept stellt die Regenerative Landwirtschaft dar, die verspricht, über verschiedene ackerbauliche Maßnahmen, wie eine nahezu ganzjährige Pflanzenbedeckung, den Wasserrückhalt im Boden zu steigern.

Inwiefern die Strategien des regenerativen Ackerbaus die Bodenstruktur und den Wasserrückhalt unter konventionellen Anbaubedingungen verbessern und auf diese Weise zu stabileren Erträgen führt, überprüft der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) aktuell in einem Projekt in Kooperation mit der Universität Kassel. Hierfür wird nahe dem Landwirtschaftszentrum Eichhof seit Herbst 2021 ein mehrjähriger Feldversuch auf einer Praxisfläche durchgeführt. Am 22. September wurde der Versuch interessierten Landwirtinnen und Landwirten anlässlich eines Feldtages vorgestellt.

Eingangs erörterte Projektmitarbeiter Felix Liesegang (LLH) die vier Grundelemente der regenerativen Landwirtschaft:

  1. reduzierte Bodenbearbeitung,
  2. dauerhafte Begrünung der Flächen durch Zwischenfrüchte und Untersaaten,
  3. die Flächenrotte – ein Verfahren bei welchem Zwischenfrüchte flach eingearbeitet werden und mit Hilfe von Fermenten (Bodenhilfsstoffe) schnell zersetzt werden,
  4.  die sog. „Vitalisierung“ mittels Komposttee (Pflanzenstärkungsmittel).
Feldtag zur regenerativen Landwirtschaft Ende September 2022

Im Versuch „TilVita“ (Tiefenlockerung- und Vitaliserungseffekte), wird untersucht, wie sich verschiedene Bodenbearbeitungsverfahren, Fermenteinspritzung bei der Bodenbearbeitung, die Applikation von Komposttee und die Flächenrotte auf die Erträge und Bodenfruchtbarkeit in einer konventionell geführten Fruchtfolge auswirken. Zum Feldtag war eine nach Wintergerste direkt gesäte Sommerzwischenfrucht zu sehen, auf die im nächsten Jahr Silomais folgt.

Der Versuch ist Teil des vom HMUKLV geförderten Forschungsprojektes AKHWA (Anpassung an den Klimawandel in Hessen – Erhöhung der Wasserretention des Bodens durch regenerative Ackerbaustrategien), welches Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel gemeinsam mit Praktiker und Praktikerinnen im ökologischen und konventionellen Anbau erforscht und entwickelt. Der Versuchsleiter an der Universität Kassel, Stephan Junge, erläuterte die Exaktversuche der Uni Kassel sowie die Aktivitäten auf den sechs in das Projekt eingebundenen Praxisbetrieben.

Auch die hiesige landwirtschaftliche Praxis ist bereits in Sachen regenerativer Landwirtschaft unterwegs. Landwirt Wolfgang Ruch aus Schenklengsfeld berichtete von den Erfahrungen, die er in den letzten 5 Jahren mit der Praxis der regenerativen Landwirtschaft sammelte. Um dieses System in den Betriebsalltag zu integrieren, bedurfte und bedürfe es weiterhin viel Experimentierfreudigkeit. Teilweise müsse man auch Rückschläge hinnehmen, da nicht jede Maßnahme jedes Jahr gleich gut funktioniere. Die sichtbar bessere Befahrbarkeit- und Bearbeitbarkeit seiner schweren Böden und Pflanzenvitalität motiviere ihn, das System beizubehalten und weiter zu entwickeln.

Um auch noch etwas „handfestes“ aus dem Feldtag mitzunehmen, zeigte Stephan Junge in der Zwischenfrucht wie anhand der Spatendiagnose die Durchwurzelbarkeit und das Bodengefüge beurteilt werden können.

Für interessierte Landwirte werden auf der Website www.akhwa.de Information über das Projekt und demnächst auch erste Ergebnisse zur Verfügung gestellt.


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