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Wintergetreide: Sortenempfehlungen für Hessen 2021

Auch Ernte und Auswertung der pflanzenbaulichen Exaktversuche des LLH wurden 2021 aufgrund der erschwerten Erntebedingungen später als gewohnt abgeschlossen. Die Ergebnisauswertungen erlauben es nun abschließend der Saison Sortenempfehlungen für diverse Wintergetreidekulturen auf Basis der Versuchsdaten zu tätigen.

Warum ist die Sortenwahl entscheidend?

Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre ist es mehr als ratsam innerbetrieblich konsequent auf Risikoausgleich im Anbau zu setzen. Gerade die letzten zwei Jahre haben gezeigt, wie extrem sich die Witterungsereignisse jahresunterschiedlich darstellen können und vor allem wie ungewiss die Entwicklung im Laufe eines Jahres ist. Verliefen die vergangenen Winter überwiegend mild, kann von Spätfrösten, Frühjahrs- bzw. Frühsommertrockenheit bis hin zu Starkregenereignissen und übermäßiger Nässe alles vorhanden sein. Alleinig der März in 2021 repräsentierte die Extremen: innerhalb eines Monats kam zu deutschlandweiten Temperaturspannen von 40 °C. Aufgrund ihrer phänologischen Eigenschaften reagieren Sorten unterschiedlich in Bezug auf die differenzierten Jahresbedingungen. Beispielsweise zeigen frühreife Sorten in trockenen Jahren Vorteile. Da der Verlauf des Jahres nicht kalkulierbar ist, ermöglicht letztlich der Anbau mehrerer Sorten einer Kulturart mit unterschiedlichen Eigenschaften das Anbaurisiko zu senken. Auch die Erweiterung der Fruchtfolgen sowie einer nachhalten Bodenbewirtschaftung sind natürlich zentral wichtig.

Welche Eigenschaften benötigt die perfekte Sorte?

Leider gibt es auch im Bereich der Sorten nicht die „eierlegende Wollmichsau“. Diese müsste ertragsstark und gesund sowie standfest, ausreichend winterhart und mit guten Qualitätseigenschaften ausgestattet sein. Bei der Sortenwahl muss bewusst sein, dass sich einige Eigenschaften gegenläufig beeinflussen. Beispielsweise gehen Resistenzeigenschaften häufig mit Defiziten im Ertragsniveau einher. Dennoch kann der Ertragsverzicht sich aber auch positiv auf das Endergebnis im Jahresabschluss darstellen und aufgrund des geringeren Aufwands der Kulturführung lohnenswert sein. Auch die zunehmenden Herausforderungen und Restriktionen im Ackerbau zeigen, wie wichtig die Berücksichtigung agronomischer und gesundheitlicher Parameter einer Sorte neben dem Ertrag und der Qualität für einen erfolgreichen Anbau sind. Schlussendlich ist bei der Sortenwahl abzuwägen, welche Sorteneigenschaften für den eigenen Betrieb von besonderer Bedeutung sind und wo die Schwierigkeiten im Anbau liegen. Die Landessortenversuche können hierfür wichtige Daten zur Entscheidungsfindung bereitstellen.

Landessortenversuche bieten die Basis zur Sortenwahl

Ziel der Landessortenversuche ist es, die für die hessischen Anbauregionen interessanten, neu zugelassenen Sorten umfassend zu prüfen. Dafür werden die relevanten Sorten an mehreren hessischen Versuchsstandorten über mehrere Anbaujahre geprüft. Der Vergleich mit langjährig ertragstreuen Standardsorten ermöglich eine objektive, neutrale und unabhängige Bewertung der neuen Sorten. Anhand der LSV-Ergebnisse kann folglich ein Aufschluss über den Mehrwert einer neu zugelassenen Sorte für den hessischen Anbau abgeleitet werden.

Um eine Sorte umfassend zu bewerten, werden hierzu umfangreich Daten erhoben. Zentral wichtig für die Vermarktung natürlich die Ertragsleistung und Qualitätsparameter (Rohproteingehalt, Hektolitergewicht, Tausendkornmasse, Fallzahl etc.). Aber auch agronomischen Eigenschaften wie Standfestigkeit, Strohstabilität und Resistenzausstattung der verschiedenen Sorten können unter den jeweiligen Standort- und Jahreseinfluss bewertet werden. Logischerweise ist dies stets abhängig unter dem jährlichen Anbau- und Witterungsbedingungen, sodass bei mildem Winterverläufen beispielsweise keine Aussage zur Winterhärte getroffen werden kann. Somit können zusätzlich zur Sortenbeschreibung des Bundessortenamtes die hessischen Anbaubedingungen mitberücksichtigt werden.

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Die Sortenempfehlungen zur Herbstaussaat 2021 wurden auf Basis der mehrjährigen Ergebnisse aus den Landessortenversuchen in Abstimmung mit dem Saatbauverband West erarbeitet. Die Empfehlungen werden dabei in zwei Kategorien unterteilt: Vollempfehlungen und Probeanbauempfehlungen. In Tabelle 1 sind die Wintergetreidesorten zu finden, welche eine volle Anbauempfehlung aufgrund der mehrjährig gezeigten Leistungen in den LSV erhalten. Tabelle 2 zeigt die Sorten, welche für einen Probeanbau empfohlen werden. Diese Sorten wurden bislang zwei Jahre im LSV geprüft wurden. Dadurch ist die Datengrundlage noch nicht aussagekräftig genug. Tendenzen lassen sich jedoch bereits ableiten. Abschließende Vollempfehlungen zu diesen Sorten können im nächsten Jahr nach dreijähriger Prüfung erfolgen.

Alle detaillierten Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche sind auf der Website des LLH unter der Rubrik Versuchswesen Marktfruchtbau abrufbar und werden laufend aktualisiert. Die jeweiligen Sortenbeschreibungen stehen zudem unter dem Stichwort „Digitale Feldführung“ auf der Website oder über den Youtube-Kanal des LLH zur Verfügung.