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Aronia melanocarpa – eine ganz besondere Obstart

Erst seit wenigen Jahrzehnten ist die Schwarze Apfelbeere – Aronia melanocarpa – in Westeuropa als Obstart bekannt. Diese ziemlich anspruchslose Obstart, auch schwarze Eberesche genannt, wird hauptsächlich in Erwerbsobstbaubetrieben angebaut.

Aber auch in Haus- und Kleingärten hat die Aronia Einzug gehalten. Die ca. 2-4 m hoch werdenden Sträucher mit ihrer auffälligen creme-weißen Blüte im Mai und ihrer intensiven rotbraunen Laubfärbung im Herbst machen sie zu einem sehr beliebten Ziergehölz.

Verbreitung und Botanik der „Schwarzen Apfelbeere“: Aronia

Aronia melanocarpa – die schwarze Apfelbeere – wird zunehmend auch in Hessen angebaut
Die Creme-weißen Blüten im Mai und die intensive rotbraune Laubfärbung im Herbst machen Aronia auch als Ziergehölz attraktiv

Mitte der 1950er Jahre begann ein nennenswerter Aroniaanbau in der ehemaligen DDR. In Russland wird diese Obstart schon seit längerer Zeit kultiviert, und die Früchte werden dort in vielfältiger Weise verwendet. Bereits um 1900 führte Michurin Aronia-Saatgut aus Deutschland nach Russland ein.

Die Heimat der Schwarzen Apfelbeere ist das östliche Nordamerika, wo sie vorwiegend auf feucht-sauren Standorten und mit hohen Niederschlägen bis über 1.000 mm pro Jahr vorkommt. Die dichtwachsenden Büsche sind sommergrün und werden bis zu 2 m hoch. Die Blätter sind verkehrt eiförmig, ledrig und dunkelgrün glänzend. Im Herbst leuchten sie weinrot.

Ab Mitte Mai erscheinen nach dem Laubaustrieb die Creme-weißen, leicht süßlich riechenden Blüten in Doldentrauben, die 15-20 Einzelblüten aufweisen können. Die Blühdauer beträgt ca. 10-12 Tage. Ab Mitte August reifen die dunkelblau bis schwarz gefärbten Früchte heran. Je nach Sorte können die Einzelfrüchte in den Dolden bis zu 12 mm dick und über 1,5 g schwer werden. Die leicht abgeflachten Früchte sind mitunter leicht bereift.

Aronia ist selbstfruchtbar und benötigt daher keine Befruchtersorten. Wind- oder Insektenbestäubung sind für einen stabilen Ertrag förderlich.

Die Apfelbeeren zeichnen sich durch einen sehr hohen Gehalt an Anthocyanen und Gerbstoffen aus. Der leicht adstringierende, herbe Fruchtgeschmack macht die Früchte für den Rohverzehr ungeeignet.

Anbau: Seit 2003 auch in Nordhessen

Auf einer Versuchsfläche des LLH werden seit 1987 verschiedene Aronia-Sorten auf ihre Anbaueignung in Hessen geprüft. Dabei wurden Erziehungsformen sowohl als Hecke als auch als Niederstamm auf ihre Wirtschaftlichkeit und ihre Ertragsleistung hin geprüft. Wegen der sehr guten Mechanisierbarkeit und der hohen Ertragsleistung hat sich die Heckenerziehung eindeutig durchgesetzt. Seit 2003 wurden in Nordhessen mehrere Aronia-Anlagen in Heckenform gepflanzt. Derzeit werden in 4 Betrieben 14 ha Aronia kultiviert. Aufgrund steigender Nachfrage nach Aronia-Produkten wird der Anbau derzeit ausgeweitet. Mittlerweile sind am Markt mehrere Sorten bekannt, von denen in Hessen die Sorten ‚Aron‘, ‚Nero‘ und ‚Viking‘ am meisten verbreitet sind.

Seit 2003 wurden in Nordhessen mehrere Aronia-Anlagen in Heckenform gepflanzt

Die Sorte ‚Nero‘ wird wegen der hohen Farbintensität ihrer Beeren für die Farbstoffproduktion bevorzugt angebaut. Diese Sorte ist sehr ertragreich und bildet sehr große Früchte mit bis zu 1,5 g Fruchtgewicht aus. Aufgrund ihres aufrechten Wuchses ist diese Sorte auch sehr gut für die mechanische Ernte geeignet.

Als übliche Anbauform hat sich die Heckenerziehung mit Pflanzabständen von 0,7 x 4 m als gut geeignet etabliert. Pro ha werden dafür etwa 3.200 Pflanzen benötigt. Als Pflanzgut eignen sich stecklings-vermehrte oder invitro-vermehrte zweijährige Jungpflanzen.

Aroniapflanzen können aber auch als Abrisse aus Mutterbeeten oder durch Samen vermehrt werden. Diese Methoden sind jedoch eher unüblich, da sie wegen ihrer längeren Jungpflanzenanzucht teurer sind als die vorgenannten Vermehrungsverfahren.

Vorteil der Invitro-Vermehrung ist die hohe Jungpflanzenausbeute aus dem Ausgangsmaterial. Die so gewonnenen Jungpflanzen sind sehr uniform und somit als Pflanzgut bestens geeignet. Als Nachteil der Invitro-Vermehrung wird aus der Praxis häufig ein verspäteter Ertragsbeginn berichtet.

Vor der Pflanzung ist eine gute Bodenvorbereitung für ein optimales Anwachsen der Jungpflanzen wichtig. Als Standort sollte ein guter humusreicher, frischer Boden ausgewählt werden. Eine Gründüngung im Vorjahr bzw. Stallmist, 200-300 dt/ha, im Herbst vor der Pflanzung haben sich als günstig erwiesen.

Obwohl Aronia an sich keine besonderen Ansprüche an den Boden stellt, sollte bedacht werden, dass bei Inkulturnahme hohe Flächenerträge angestrebt werden, die nur auf optimalen Standorten erzielbar sind. Der anzustrebende pH-Wert sollte bei 6-6,5 liegen, obwohl Aronia auch noch auf sauren Böden gedeiht.

Um einen Ertrag von 70-100 dt / ha zu erzielen, sind Jahresniederschlagsmengen um 700 mm förderlich. Sehr leichte, sandige Böden, die im Sommer zur Austrocknung neigen, sowie flachgründige, schwere Böden sollten für die Aroniakultur ausgeschlossen werden. Zum Pflanzzeitpunkt sollten die Pflanzen ein gut ausgebildetes Wurzelwerk besitzen.

Invitro-vermehrte Jungpflanzen werden in der Regel im 2-Liter- Container geliefert. Die dann gut durchwurzelten Jungpflanzen können quasi das ganze Jahr über gepflanzt werden. Als günstig hat sich die Frühjahrspflanzung März/April herausgestellt.

Nach der Pflanzung sollten die Fahrgassen in den ersten beiden Standjahren bis dicht an die Pflanzreihe flach bearbeitet werden. Eine Kleegraseinsaat ab dem 3. Standjahr ist sinnvoll. Die Pflanzen sind dann gut eingewurzelt und können kräftige Neutriebe bilden. Die Pflanzstreifen sollten unkrautfrei gehalten werden. Eine regelmäßige Düngung sollte anhand von Bodenanalysen erfolgen. Eine N-Düngung von 80 kg/ha, verteilt auf zwei Gaben, ermöglicht den angestrebten Ertrag von 80-100 dt/ha.

Schnitt: Regelmäßiges Schneiden zahlt sich aus

Bei Aronia-Heckenerziehung lässt sich der Schnitt leicht mechanisieren, da die Pflanzen seitlich und in Höhe mit einem hydraulischen Gerät geschnitten werden. Da Aroniabeeren überwiegend im Außenbereich an Kurztrieben fruchten, ist es wichtig, die Pflanzen durch einen regelmäßigen Rückschnitt wüchsig zu halten. Es ist anzuraten, dass in Abständen von 5 bis 6 Jahren starke ältere Triebe aus der Mitte herausgeschnitten werden, um ein Verkahlen der Pflanzen im Innenbereich zu vermeiden. Durch regelmäßigen Rückschnitt lässt sich auch die Fruchtgröße und die Ertragsmenge positiv beeinflussen. Da Aronia sehr regenerationsfreudig ist, ist auch eine Totalverjüngung möglich.

Pflanzenschutz: Sehr gute Eignung auch für ökologischen Anbau

Da die Aroniakultur noch eine recht junge Obstart ist, sind bisher kaum Krankheiten und Schädlinge in Erscheinung getreten. Gelegentlich wird von Wildverbissschäden und Vogelfraß in Aroniaanlagen in Waldnähe berichtet. Fraßschäden durch Frostspannerraupen an Blättern treten vereinzelt auf. Leichter Mehltaubefall ist an Jungtrieben gelegentlich zu beobachten. Die Ebereschenmotte ist in Aroniabeständen bisher nur sehr selten beobachtet worden.

Insgesamt sind Pflanzenschutzmaßnahmen in Aroniakulturen bisher sehr selten erforderlich. Daher eignet sich die Kultur auch sehr gut für den ökologischen Anbau.

Ernte und Vermarktung: Vollertrag ab dem 5.-6. Standjahr

Aronia liefert regelmäßig sehr sichere Erträge, da die Blüte erst ab Mitte Mai beginnt und somit in der Regel kaum durch Spätfröste gefährdet ist. Auch das Holz von Aronia ist sehr frosthart und verträgt Winterfröste von unter -20° C. Starkes Zurückfrieren der Bestände tritt somit kaum auf.

Die Erträge bei Aronia steigen recht schnell und kontinuierlich an, sodass im 5. bis 6. Standjahr mit Vollertrag gerechnet werden kann. Zur Beerntung können sowohl selbstfahrende wie auch schleppergezogene Beerenobsterntemaschinen eingesetzt werden. Aus Kostengründen haben sich die schleppergezogenen Erntemaschinen durchgesetzt. Es wird in Großkisten geerntet und das Erntegut sollte möglichst zeitnah verarbeitet werden. Aroniabeeren lassen sich aber auch gut unter normalen Lagerbedingungen für längere Zeit lagern.

Je nach Verwendungszweck der reifen Beeren ist eine photometrische Untersuchung des Erntegutes erforderlich. Für die Farbstofferzeugung werden hohe Anthocyanwerte angestrebt.

Der hohe gesundheitliche Wert der Aroniabeeren liegt in der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, die sich sowohl die Farbstoff- als auch die Lebensmittelindustrie zu Nutze machen. Daher werden Aroniabeeren immer häufiger im Lebensmittelbereich und in der Getränkeindustrie verarbeitet. So sind Aroniasäfte und Mischfruchtgetränke mit Aronia in vielen Getränkeregalen zu finden. Selbst in Molkereiprodukten und Backwaren wird Aronia mittlerweile gern verwendet.

Die steigende Nachfrage nach Aroniaprodukten hat in den letzten Jahren zu einer Ausweitung der Anbaufläche in Hessen geführt. Es ist wünschenswert, dass dieser Trend weiterhin anhält, da die Aronia eine sehr interessante Kultur für landwirtschaftliche Betriebe in Hessen darstellt.