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Birne als Spalierobst

Die Ursprünge des Spalierobstanbaus gehen auf Mitte des 17. Jahrhunderts in Frankreich zurück. In den höfisch-barocken Gärten des französischen Adels und der Fürsten hielt die Zwergobstkultur Einzug. Die „Kunst im Garten“ wurde zelebriert und besonders durch stark formende Strukturen und Erziehungsmethoden, wie dem Schneiden und Biegen, realisiert.

Foto: MemoryCatcher © pixabay
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So kam es auch dazu, Obstgehölze aufgrund ihrer hübschen Blüten und ihres Fruchtschmuckes in die Kunst der Barocken Gärten zu integrieren. Sie wurden zunächst wie fächerartige Hecken gestaltet und fassten so andere kunstvoll gestaltete Kulturen ein. Später versuchte man auch kugelartige Formen, die besonders herausfordernd waren. Dabei wurden die physiologischen Vorgänge der Pflanzen noch gar nicht richtig verstanden. Besonders das Kernobst eignete sich für diese Zwergkulturform, da es an Kurztrieben fruchtet.

Auch wenn die Erträge qualitativ besser waren, scheuten sich in anderen Regionen die Obstliebhaber vor derlei Eingriffen. Nicht zuletzt, da die Widerstandskraft gegenüber Frostereignissen und Krankheiten erheblich leiden konnte. Außerdem wusste man damals noch zu wenig über sich verbreitende Pilzkrankheiten und deren Übertragungswege, sodass ein falsches Schneiden zum falschen Zeitpunkt schnell zu einem kränklichen Baum minderer Qualität mit verkürzter Lebenszeit führte.
Seinen Siegeszug in Deutschland trat das Spalierobst, so wie wir es heute kennen, erst nach dem zweiten Weltkrieg in den Hausgärten als Liebhaberobst zur Selbstversorgung an. Aufgrund der intensiven Beobachtung, Pflege und des Schnittes ist diese Anbauform auch nur dort sinnvoll.

Mittlerweile gibt es in den Baumschulen eine große Anzahl an Spalierbäumen, oder Spindelbüschen, die man sich zu Spalieren erziehen kann. Wichtig ist hierbei ein stabiles Gerüst. Doch wie gesagt, es ist auch eine Kunst, die viel Hingabe und Geduld erfordert, die sich mit einem echten „Hingucker“ mit reichem Ertrag bezahlt macht. Dabei entscheiden Sie selbst über die Form, solange Sie sich an die „Spielregeln“ halten: die Schnittregeln. Diese finden Sie in der Literatur oder erlernen Sie in Kursen, z.B. bei der Hessischen Gartenakademie .

Was gibt es beim Anbau im Hausgarten zu beachten?

Warum sollte man gerade diese im Hausgarten als Spalierobst anbauen?
Die Birne benötigt ein sehr warmes und geschütztes Klima, deutlich mehr Wärmetage als beim Apfel, daher eignen sich in Deutschland nicht alle Regionen für den erwerbsmäßigen Anbau. Wohl aber ist in vielen Städten tatsächlich das deutlich wärmere Stadtklima gerade für Birnen von Vorteil. Geschützt vor übermäßigen Frosteinbrüchen, können sie gerade dort besonders gute Erträge liefern. Am besten geeignet sind für Birnen vor allem die süd- bis südwestlich ausgerichteten Hauswände, da diese Wärme gut speichern können.

Durch den regelmäßigen Schnitt der Bäume kommt es zu einer besseren Belichtung und einem schnelleren Abtrocknen, was sich als vorteilhaft auf die Pflanzengesundheit auswirken kann.

Da Birnen nicht selbstbefruchtend sind, sind zwei unterschiedliche Birnensorten, die gleichzeitig blühen, erforderlich. Oft gibt es im Handel Bäume mit mehreren bewährten Sorten an einem Stamm, die in der Lage sind, sich gegenseitig zu befruchtenies spart auch nochmal Platz.

Da die für Spalierobst verwendbaren schwachwüchsigen Bäume oft auf Quitten veredelt werden, ist von einem kalkhaltigen Weißanstrich abzuraten.