Freizeitgartenbau/Gartenakademie
Süßkirschen: Regen-Segen?!
Nach der stark ausgeprägten Trockenheit im Mai / Juni kam es in Witzenhausen ab dem 16. Juni zu ersten vereinzelten Regenfällen. Doch der ausgetrocknete Oberboden konnte diese ersten Regenmengen kaum aufnehmen. Am Donnerstag, den 22. Juni, kam es zu einem Starkregenereignis, bei dem innerhalb einer halben Stunde über 30 L von der Wetterstation der Versuchsanlage gemessen wurde. Am Freitag regnete es bis zum Nachmittag. Diese Wettersituation führte dazu, dass ein Teil der mittelfrühen Sorten Schaden erlitten. Besonders empfindliche Sorten neigen zum Platzen, wenn sie ein Stadium der Fruchtbildung erreicht haben, bei dem sie „ausgewachsen sind“. Durch die vorangegangene Trockenheit blieben die frühen Kirschensorten allerdings relativ klein und neigten daher eher zum Platzen. Die darauffolgende feuchte Witterung ist für das Auskeimen von Schadpilzen an den Früchten, die zu Fäulnis führen, ideal. Besonders an den geplatzten Wunden oder Einstichstellen von stechend-saugenden Insekten können die Pilze in die Frucht eindringen und diese zum Faulen bringen. Bereits befallene Früchte können benachbarte Früchte bei folgenden Regenereignissen wieder infizieren. Daher ist darauf zu achten, Bäume im Hausgarten nach jedem Regen auf geplatzte Früchte zu untersuchen und Befallsnester umgehend zu entfernen. Besonders übermäßig behangene Sorten, bei denen die Früchte sehr dicht um die Zweige herum sitzen, ist das Abtrocknen nach dem Regen erschwert, es bleibt länger feucht und die Pilzsporen haben mehr Zeit auszukeimen und die Haut zu zerstören.
Im Erwerbsanbau werden entsprechende Sorten, die sich als besonders empfindlich zeigen, ausschließlich im geschützten Anbau unter Folie empfohlen. Sorten, die weniger platzempfindlich sind, kommen mit deutlich weniger Schäden zurecht. Wichtig ist nach dem Regen allerdings das Abtrocknen. Luftige freistehende Kronen sind hier im Vorteil.
Für die jetzt erst heranreifenden Kirschen, die sich noch im wachsenden Stadium befinden, kam der Regen jedoch wie ein Segen. Dadurch erreichen die Kirschen je nach Sorte beachtliche Größen und werden vor allem besser mit Nährstoffen versorgt, die letzten Endes für die Bildung von Aromastoffen, Sekundärstoffen und Vitaminen und somit für den Geschmack der Früchte von größter Bedeutung sind.