Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Pflanzenbau

Blattrandkäferbekämpfung bei Körnerleguminosen

Die Anfang März gesäten Ackerbohnen und Erbsen sind aufgelaufen. Der Blattrandkäfer (Abbildung 1), welcher als Schädling einen typischen Buchtenfraß an Blättern von Ackerbohnen, Erbsen und auch Lupinen verursacht (Abbildung 2), ist ein regelmäßig vorkommender Schädling, welcher bereits in den frühesten oberirdischen Entwicklungsstadien von Ackerbohnen und Erbsen zu finden ist (Abbildung 3).

Bei Anbauneueinsteigenden wird das Bild der befallenen Bestände sicher nicht selten Besorgnis hervorrufen. Prinzipiell ist eine Bekämpfung des tag- und nachtaktiven Käfers bis BBCH 16 (6. Laublattpaar entfaltet) nicht unüblich. Es gibt verschiedene Bekämpfungsschadschwellen:

  • >50% befallene angefressen Pflanzen
  • 50-75 Käfer/Gelbschale innerhalb 3 Wochen
  • 10 – 20 Käfer / m².

Es ist allerdings nicht ganz eindeutig, inwieweit eine Bekämpfung des Käfers wirklich sinnvoll bzw. notwendig ist. Den eigentlich ernst zu nehmenden Schaden verursachen die Larven (Abbildung 4 u. 5) des Blattrandkäfers, welche sich von den Knöllchenbakterien der Leguminosen ernähren (siehe dazu auch den Absatz zur Biologie und zu allgemeinen Regulierungsmaßnahmen des Blattrandkäfers am Ende des Artikels). Eine Bekämpfung kann dann empfohlen werden, wenn eine der oben genannten Schadschwellen erreicht ist und die Bestände merklich im Wuchs stoppen, z.B. durch Trocken-, Kälte- oder sonstige Stressfaktoren. In solch einem Fall ist zu befürchten, dass der Verlust an Blattfläche durch den Käferfraß die Kulturpflanze deutlich schwächt. Bei dem Einsatz der zugelassenen Insektizide (Abbildung 6) sind die ausgewiesenen Anwendungsbestimmungen, insbesondere zum Bienenschutz, zu beachten. Applikationen sind vorzugsweise in den Morgen- oder Abendstunden durchzuführen.

Präparate zur Schädlingsbekämpfung in Leguminosen

Eine Übersicht finden Sie beim Pflanzenschutzdienst Hessen.

Nun noch ein paar detailliertere Informationen zum Blattrandkäfer:

Der sowohl in Ackerbohnen- (AB), Körnererbsen- (KE) als auch Futterleguminosenbeständen vorkommende gestreifte Blattrandkäfer (Sitona Lineatus) ist zwischen 4 und 5 mm lang, und tritt mehr oder weniger überall auf.

Biologie und Lebensweise

Der Blattrandkäfer überwintert in der Bodenoberfläche, bevorzugt in leguminosenhaltigen Grünland- oder Winterleguminosenbeständen. Diese verlässt er ab März oder April, bei Tagestemperaturen um die 15°C. Da zu diesem Zeitpunkt oft noch keine AB oder KE

aufgelaufen sind, werden zuerst andere Leguminosen, z.B. Kleeflächen, als Futterquelle aufgesucht. Der Käferfraß verursacht den typischen halbkreisförmigen Buchtenfraß (siehe Abbildung 2). Oft sind die Käfer nicht so schnell zu finden, da sie sich i.d.R. bei Erschütterungen auf den Boden fallen lassen.

Von Mai bis Juli legen die weiblichen Tiere über 1000 Eier auf die Wirtspflanzen oder den Boden. Ca. drei Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Larven. Diese sind sehr trockenheitsempfindlich und weißen eine hohe Sterblichkeitsrate auf. Je nach Witterung gelingt es nur einem kleinen Teil in den Boden einzudringen, um an deren Futterquelle, die Wurzelrhizobien der Leguminosen, zu gelangen. Die Larven können ab dem Blütenstadium der Leguminose an und in den Wurzelknöllchen gefunden werden. Sie weißen eine cremeweiße Farbe auf, sind 5-7 mm lang und haben eine braune Kopfkapsel (siehe Abbildung 4).

Ab Mitte Juni bis August schlüpft dann die nächste Käfergeneration, welche sich von September bis Oktober wieder in die Winterquartiere in Bodennähe zurückzieht.

Schadwirkung

Da eine Ertragswirkung durch den Blattrandkäfer schwer zu quantifizieren ist, gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Ergebnisse. Der Buchtenfraß an den Blättern scheint in den meisten Fällen nicht negativ auf den Ertrag zu wirken. Gleichzeitig kann zumindest bis jetzt noch kein Zusammenhang zwischen ober- und unterirdischem Befall dargestellt werden.

Die ertragsmindernde Wirkung des Knöllchenfraßes (verringerte N-Fixierung) durch die Larven wird dagegen häufiger formuliert, auch auf Grund begünstigter Wurzelinfektion durch bodenbürtige Pilze. Ertragsverluste von 10 bis 20%, sowie Knöllchenverluste von bis zu 40% scheinen möglich zu sein. Da sich die Larven nach einer gewissen Zeit verpuppen, und dann keinen Schaden mehr verursachen, wird vermutet, dass Leguminosen deren N-Fixierung über einen längeren Zeitraum anhält, wie z.B. Ackerbohnen, eine geringere Empfindlichkeit aufweisen. Außerdem führt ein gebremstes Pflanzenwachstum, z.B. während einer Trockenphase zu einem ungünstigeren Knöllchenangebot für die Larven.

Vorbeugende Maßnahmen

Auch wenn in der Praxis meist schwer realisierbar, sollte versucht werden, eine möglichst große Distanz zu vorjährigen Leguminosenschlägen sowie Futterleguminosenschlägen zu realisieren.

Schon eher beeinflussbar sind die Bedingungen während des Auflaufens sowie der Jugendentwicklung, welche möglichst zügig ablaufen sollte. Auch werden sehr früh gesäten AB- oder KE-Beständen höhere Befallsrisiken zugesprochen, da solche Bestände meist auch zuerst Auflaufen und angeflogen werden. Nicht zuletzt kann eine Förderung natürlicher Gegenspieler wie räuberischen Laufkäfern, parasitischen Brackwespen u.a. eine gewisse Abhilfe schaffen.

Hohe Temperaturen und ein fester Boden scheinen die Sterberate der Larven auf ihrem Weg zu den Knöllchenbakterien noch zu erhöhen. Außerdem soll Striegeln in dieser Zeit, falls von der Pflanzenentwicklung Ende Mai noch möglich, den Larvenbesatz weiter reduzieren.


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