Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Landbau

Nachlese: Druschfrüchte im Ökolandbau richtig lagern

Die Druschfruchtlagerung spielt sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Landbau eine wichtige Rolle, um qualitativ hochwertige Futter- oder Marktware zu erzeugen. Da ökologisch produziertes Erntegut tendenziell mehr Besatz aufweist und es zugleich weniger Möglichkeiten der Lagerhygienisierung sowie der Erntegutkonservierung gibt, müssen Ökobetriebe eigene Strategien entwickeln.

Vor diesem Hintergrund veranstalteten die Anbauverbände Naturland und Bioland sowie der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) am 19. November 2019 gemeinsam einen Infonachmittag rund um die Druschfruchtlagerung mit Besichtigung des Getreidelagers der Familie Hoffarth auf der Eselsmühle in Lohra.

Management des Druschfruchtlagers

Lukas Henke, Fachberatung für Naturland und Peter Kräske, Marktgesellschaft der Naturlandbauern, informierten über Druschfruchtlagerung und Vermarktungsmöglichkeiten. Die Marktgesellschaft der Naturlandbauern ist eine Erzeugergemeinschaft und besteht als Aktiengesellschaft aus ca. 950 Aktionären, welche ausschließlich Naturlandbetriebe sind. Aktionäre bekommen ihre Druschfrüchte über ein Pool-System abgenommen und bezahlt.

In Puncto Druschfruchtlagerung wurde ersichtlich, dass wichtige Bestandteile des Lagermanagements schon vor der eigentlichen Einlagerung der Ernteware stattfinden. So bilden gesundes Saatgut, gesunde Pflanzenbestände sowie eine gute Druschqualität die Grundlage für eine erfolgreiche Lagerung. Des Weiteren sind die Aspekte der Lagerhygiene wie Lagerreinigung vor und nach der Ernte sowie die Reinigung des Erntegutes zwingend zu berücksichtigen. Letztlich spielt auch die Temperatur- und Feuchtigkeitskontrolle der Ware während der Lagerung eine wichtige Rolle. Eine Kontamination mit tierischen Exkrementen ist unbedingt zu vermeiden. Aber auch eventuelle Rückstände konventioneller Lagerschutzmittel können bei der Vermarktung von Ökogetreide problematisch werden und müssen daher vor Umstellung eines konventionellen Lagers ausgeschlossen werden. Abschließend wurden verschiedene Neubauszenarien bzw. die Lohnlagerung ökonomisch beleuchtet.

Einsatz von Nützlingen im Getreidelager

Schlupfwespen zur Bekämpfung von Schädlingen im Getreidelager, Foto: Lukas Henke, Fachberatung für Naturland

Anschließend referierte Dr. Bernd Wührer von der „AMW Nützlinge GmbH“ zum Einsatz von Nützlingen im Getreidelager. Das Unternehmen „AMW Nützlinge GmbH“ ist spezialisiert auf die Vermehrung und den Einsatz von Parasitoiden in der biologischen Schädlingsbekämpfung. Ein Einsatz solcher Nützlinge sollte vor der Massenvermehrung von Schädlingen durchgeführt werden, da dann auch hohe Erfolgsraten möglich sind. Neben Milben und Nagetieren, haben im Getreidelager vor allem Motten und Käfer eine Bedeutung als Schädlinge. Diese beiden Gruppen können mit verschiedenen Schlupfwespenarten parasitiert und somit unschädlich gemacht werden.

Neben dem Einsatzzeitpunkt sind bauliche Anpassungen, die bereits erwähnte Lagerhygiene sowie Monitoring und Identifikation der Schädlinge wichtige Parameter in der biologischen Schädlingsbekämpfung. Der Referent zog das Fazit, dass mit Nützlingen im Getreidelager – in Kombination mit weiteren Maßnahmen – eine erfolgreiche Schädlingsbekämpfung möglich ist. Zudem birgt ein solcher Nützlingseinsatz keine Umweltrisiken, sowie Gefahren für Anwender und Verbraucher.

Möglichkeiten der Saatgutaufbereitung auf dem landwirtschaftlichen Betrieb

Abschließend informierte Philipp Roth, LLH, zu Möglichkeiten und Kosten der Öko-Saatgutaufbereitung auf dem landwirtschaftlichen Betrieb.
Zunächst wurde geklärt, weshalb eine Saatgutaufbereitung empfehlenswert ist. Gründe hierfür sind die Inhomogenität der Mähdruschware, sowie Verunreinigung mit Fremdbesatz wie Stroh und Unkrautsamen. Möglichst gleichmäßiges Saatgut mit großen Körnern, also viel Reservestoffen, bringt unter ungünstigen Auflaufbedingungen eher akzeptable Ergebnisse. Wenn Nachbau betrieben wird, sollte schon bei der Schlagauswahl sowie bei allen weiteren Bewirtschaftungsmaßnahmen sorgfältig gearbeitet werden. Bei der Aufbereitung stellen die Vorreinigung, eine etwaige schonende (!) Trocknung sowie die eigentliche Saatgutreinigung weitere Arbeitsschritte dar. Je nach Reinigungstechnik wird nach Korngröße, Strömungswiederstand oder spezifischem Gewicht getrennt, wobei oft Trennungsverfahren kombiniert werden. Nach dem Aufbereitungsvorgang müssen
Parameter wie TKM, Keimfähigkeit und auch Sporenbelastung mit z.B. Steinbrand festgestellt werden. Dies kann, bzw. muss (bei Sporenuntersuchung), an einen Dienstleister wie den Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) abgegeben werden. Die Kosten der betriebseigenen Aufbereitung setzten sich zusammen aus den eigentlichen Verfahrenskosten, dem Verkaufswert der Rohware, z.B. Brotgetreide, eventuellen Untersuchungs- und Beizkosten (Steinbrand) sowie den Nachbaugebühren.

Besichtigung des Getreidelagers auf der Eselsmühle in Lohra

Besichtigung des Getreidelagers der Eselsmühle, Foto: Lukas Henke, Fachberatung für Naturland
Der Familienbetrieb Hoffarth liegt in der Nähe von Marburg. Neben Ackerbau betreibt die Familie Angus- sowie Pferdezucht und mästet Puten. Der Großteil der geernteten Druschfrüchte wird im Betrieb gelagert und übers Jahr zusammen mit der Marktgesellschaft der Naturland Bauern vermarktet. In der Getreidehalle kann in der Ernte das Erntegut mittels eines Getreidesumpfes und Elevator in vier außenliegende Silos, eines davon mit Trocknungsmöglichkeit, verteilt werden. Dabei läuft jedes Korn durch eine Siebreinigung, welche zur Vorreinigung eine Leistung von ca. 20 Tonnen pro Stunde aufweist. Für kleinere Partien gibt es weitere in der Halle befindliche Blech- und Holzsilos. Darüber hinaus kann im Erntestress auch trocken in der Halle abgekippt werden. Laut den Betriebsleitern, liegt der Grundstein für die Lagerhygiene in einer kontinuierlichen sowie gewissenhaften Reinigung der gesamten Lageranlage.

Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie hier:


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