Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Pflanzenbau

Unkraut mechanisch regulieren – Zwei Feldtage in Südhessen mit innovativen Geräten

Anfang Juni veranstaltete die Hessenwasser GmbH & Co. KG zusammen mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), der Vereinigung Ökologischer Landbau (VÖL) sowie dem Regionalbauernverband Starkenburg (RBV) zwei Feldtage zum Thema „Neue Wege in der Unkrautregulierung“.


Premiere einer neuen Hackmaschine auf dem Eichwaldhof

In ihrer Begrüßung hob die Geschäftsführerin von Hessenwasser, Frau Elisabeth Jreisat beim ersten Feldtag auf dem Eichwaldhof bei Griesheim hervor, dass die Interessen eines Wasserversorgers und die der Landwirtschaft im Grundsatz nah beieinanderliegen. Beide sind auf gesunde Böden und sauberes Grundwasser angewiesen. Daher will Hessenwasser, als einer der großen Wasserversorger, zusammen mit der Beratung und den Landwirten der Region neue Wege zum Schutz dieser Ressourcen beschreiten und engagiert sich u.a. bei der Organisation von Feldtagen und Informationsveranstaltungen. Unterschiedliche Methoden zur mechanischen Unkrautregulierung sollen in besonderem Maße unterstützt werden, da hierdurch der Einsatz von Herbiziden und damit Einträge von Wirkstoffen in das Grundwasser reduziert werden können. Vielfach werden diese Verfahren bereits nachgefragt, da zunehmende Resistenzbildung zu beobachten ist oder aber die gesetzlichen Vorgaben den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einschränken.

Martin Trieschmann, stellvertretender Sprecher der VÖL, wies darauf hin, dass sich zunehmend auch konventionelle Betriebe für die Hack- und Striegeltechnik interessieren. In den Fachmedien sind die Themen entsprechend gesetzt, auf Fachveranstaltungen wie der Agritechnica und den DLG-Feldtagen wird die mechanische Beikrautregulierung thematisiert. Das muss nicht immer mit einer Umstellung auf den Ökolandbau verbunden sein. Aus der momentanen Entwicklung heraus kann diese Technik auch kostenmäßig mit dem Herbizideinsatz konkurrieren oder bietet weiteren Zusatznutzen bspw. zur Verbesserung der Bodenstruktur, der allen Landwirten wichtig ist.

Am Vormittag gab Günther Semmler, LLH Gemüsebauberater, einen umfangreichen Überblick über Möglichkeiten der Beikrautkontrolle sowohl mittels Anbauverfahren als auch mit technischer Unterstützung.

Nachmittags folgten praktische Demonstrationen auf dem Feld. Dabei stellte Martin Trieschmann erstmals die neue Unkrauthackmaschine „Abrah“ der noch jungen Firma Dulks aus Niedersachsen vor. Die Hackelemente können durch eine Universalklemmvorrichtung an allen gängigen Hackrahmen montiert werden. Geeignet sind die Elemente für den Einsatz in Dammkulturen wie Möhren aber auch für enge Reihenabstände wie z.B. bei Rucola. Die vordere Krummzackenwalze bricht Krusten und Kluten, während Unkräuter durch die Rotationsschare der hinteren Walze ausgegraben werden. Die Anpassung an unterschiedliche Bodenverhältnisse erfolgt über eine verstellbare Feder. Der Reihenabstand kann individuell ab 5 cm eingestellt werden. Mit einer möglichen Vorfahrtsgeschwindigkeit von 3-7 km/h wird im Vergleich zu alternativen Handhacke eine gute Schlagkraft erreicht. An seine Grenzen kommt das System, wenn der Damm nicht ausreichend stabil und eben geformt wurde. Die Kosten für ein Hackelement belaufen sich auf 2.000 €.

Im Anschluss stellte die Firma K.U.L.T. ihren „Robovator“, ein mechanisches Selektivhacksystem, in einer Salatkultur vor. Der „Robovator“ ermöglicht ein Hacken in der Reihe mit höchster Präzision. Durch die umgreifenden Hackelemente wird der Bereich rund um die Kulturpflanze gehackt. Doppelspektral-Kameras erfassen, einmal eingestellt, die Kulturpflanze und geben den hydraulisch angetriebenen Werkzeugen den zu hackenden Bereich vor. Die automatische Seitenverschiebung richtet die Maschine immer präzise über der Kulturreihe aus. Durch das Zusammenspiel von Infrarotlicht und sichtbarem Licht ist ein Arbeiten auch bei Nacht möglich. Der Einsatzbereich erstreckt sich von Salat und Kohl über Erdbeeren bis hin zu Zwiebeln und Schnittlauch. Je nach Kultur und Bodenbeschaffenheit sind Arbeitsgeschwindigkeiten von 1,5 km/h bis 3,5 km/h möglich. Das System kommt an seine Grenzen, wenn das zu hackende Unkraut größer als die Kulturpflanze ist. Hier können die Kameras nicht mehr sicher zwischen Kulturpflanze und Beikraut unterscheiden. Aufgrund der verbauten intelligenten Technik belaufen sich die Kosten für einen „Robovator“ mit vier Reihen Arbeitsbreite auf ca. 68.000 €.

APV Rollhacke erstmals auf Hofgut Habitzheim

Auf dem Hofgut Habitzheim referierte Öko-Berater Reinhard Schmidt, LLH Kassel über „Möglichkeiten der Beikrautkontrolle“ sowohl mittels Anbauverfahren als auch mit technischer Unterstützung. Im Anschluss präsentierte Thorsten Gath das in seinem Betrieb genutzte „System Cameleon“ des schwedischen Herstellers Gothia Redskap AB. Dieses System vereint Aussaat, Düngerausbringung, Beikrautregulierung und Untersaat in einer Maschine. Zum Abschluss gab Marcel Phieler, LLH Netzwerk Soja, einen Überblick über die Möglichkeiten der mechanischen Beikrautregulierung speziell im Sojaanbau.

Am Nachmittag erläuterte Naturland Fachberater Martin Trieschmann Geräte der Firmen Einböck, APV und Treffler. Diese kamen in Soja sowie in Zitronenmelisse zum Einsatz. Die Wirkungsweise der APV Rollhacke „RH 600 M1“ beruht auf rotierenden Hackringen mit 6 mm starken Federstahlstiften welche in eine Polyurethanscheibe eingegossen sind. Diese verschütten oder entwurzeln das Beikraut. Die Ringe haben einen Durchmesser von 50 cm. Der Winkel der Hackringe kann von 0-30° verstellt werden, was den Wirkungsgrad auf Boden und Kultur verändert. Die Anpassung an Bodenunebenheiten ist durch eine paarweise Aufhängung der Hackringe möglich. Durch die Möglichkeit des Schnellaushubs einzelner Arme kann die Maschine werkzeuglos auch an Reihenkulturen angepasst werden. Der Bodendruck lässt sich stufenlos über den Oberlenker verstellen. Die Rollhacke gibt es bisher in 6 m Arbeitsbreite zu einem Preis von ca. 18.000 €, weitere Modelle befinden sich in der Entwicklung.

Der Rollstriegel „Aerostar Rotation“ der Firma Einböck wurde in Zitronenmelisse vorgeführt. Auch dieses Gerät entwurzelt und verschüttet das Beikraut durch die drehenden Arbeitswerkzeuge. In die Kunststoffscheiben sind 6,5 mm starke Stahlstifte eingegossen. Durch die Einzelaufhängung der Sternräder können sich diese an Bodenunebenheiten anpassen. Der Winkel der Scheiben kann bei diesem Gerät nicht verstellt werden. Die Einstellung der Arbeitsintensität ist hydraulisch von maximaler Belastung der Sternräder bis zur kompletten Entlastung möglich. Das Gerät ist bei Einböck in Arbeitsbreiten von 1,5 m bis zu 12 m erhältlich.

Abschließend wurde der „Präzisions-Zinkenstriegel“ der Firma Treffler vorgestellt. Leider konnte dieses Gerät nicht im Einsatz gezeigt werden, da keine Ackerkultur im passenden Entwicklungsstadium zur Verfügung stand. Der Striegel ermöglicht durch seine Konstruktion den Einsatz sowohl in hohen als auch in niedrigen Kulturen. Die 8 mm starken Zinken sind gelenkig mit 28 mm Strichabstand am Rahmen montiert. Der Druck auf die Zinken ist im Bereich von 200 g bis 5 kg mittels Spannung über eine Zugfeder verstellbar. Der Druck lässt sich zentral für jedes Zinkenfeld über Drahtseile, welche an einer drehbaren Welle befestigt sind, einstellen. So ist es möglich, den Zinkendruck unabhängig von der Rahmenhöhe zu variieren und in allen Arbeitshöhen gleichmäßig zu striegeln, was besonders in Dammkulturen Vorteile bietet. Treffler bietet den Striegel in Arbeitsbreiten von 1,5 m bis 15 m an.

Fazit

Es fanden intensive Gespräche zwischen der Beratung und den konventionell und ökologisch wirtschaftenden Landwirten über ihre Erfahrungen mit Geräten zur mechanischen Beikrautregulierung statt. In diesem Frühjahr war das Brechen von festen Bodenkrusten ein wichtiges Thema. Das führte dazu, dass der ein oder andere Striegel vom Ökobetrieb auch beim konventionellen Kollegen zum Einsatz kam und ein kombinierter Ansatz von Technik und Pflanzenschutz immer interessanter wird.

Die Veranstalter planen weitere gemeinsame Vorführungen und bedanken sich bei den Betriebsleitern für ihre Unterstützung und Bereitschaft, Flächen und Geräte zur Verfügung zu stellen.


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