Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Eiweißinitiative

Verschütten statt Spritzen – Leguminosentag zur mechanischen Bekämpfung

Die Möglichkeiten zur mechanischen Unkrautbekämpfung waren das Thema des 4. Hessischen Leguminosentages des LLH, der in diesem Jahr in Zierenberg stattfand.

Zunehmende Resistenzproblematik, Wegfall von Wirkstoffen und schleppende Neuzulassungen und das Verbot des Herbizideinsatzes auf Greening-Flächen stärken die Bedeutung von mechanischen Bekämpfungsmaßnahmen. Der Fokus für eine effektive Unkrautregulierung wurde dabei auf die Körnerleguminosen gelegt. Erfahrene Kollegen und Berater des LLHs haben den zahlreichen Besuchern den Einsatz von Striegel und Hacke mittels Vorträge und am Nachmittag mit einer praktischen Vorführung auf einer Fläche des Demonstrationsbetriebes Gut Laar aus dem Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne nähergebracht.

Leguminosenanbau langfristig sicherstellen

Der Direktor des LLH, Andreas Sandhäger, griff die Befürchtungen auf, wonach die zuvor genannten Umstände einen Rückgang der Anbaufläche für Körnerleguminosen zur Folge haben könnten. Er betonte den ganzheitlichen Ansatz der Offizialberatung, und das Ziel, Leguminosen langfristig im Anbau zu verankern.

Reinhard Schmidt stellte die Möglichkeiten der Unkrautregulierung mit Striegel und Hacke vor.
Das bundesweite Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne trägt gemeinsam mit dem LLH über die Aktivitäten zur „Initiative Gentechnikfreies Futter“ zu diesem Ansatz bei. Dabei ist der praktische Erfahrungsgewinn aus den Demonstrationsbetrieben für einen regelmäßigen Austausch mit der Praxis sehr wertvoll.

Frühzeitiger Einsatz empfohlen

Reinhard Schmidt, LLH Ökoberater, gab zunächst einen Überblick über der Einsatz von Striegel und anderer Hacktechnik. In ökologisch wirtschaftenden Betrieben ist die Arbeit mit einem Striegel weiter verbreitet als in konventionellen. Der Einsatz wird für letztere aber zunehmend interessanter, auch weil sich in der Technik einiges getan hat. Zum einen ist das Angebot an Striegeltechnik gewachsen, zum anderen bieten GPS und Kameratechnik bessere Arbeitsergebnisse.

Es sei das pflanzenbauliche Ziel, das Samenpotential von Beikräutern zu verringern, so Dr. Arnd Verschwele.
Um Ertragsverluste auf Grund herausgerissener oder beschädigter Pflanzen zu vermeiden, gilt es, die Technik zur passenden Zeit und zu den passenden Umständen einzusetzen. Beim Striegeln wird ein frühzeitiger Einsatz im Frühjahr empfohlen. Ackerbohnen eignen sich sehr gut zum Striegeln, da das Saatkorn tief abgelegt werden kann und somit eine gute Verankerung aufweist. Ein weiterer Vorteil dieser Kultur z. B. gegenüber Sojabohnen ist, dass die Keimblätter im Boden verbleiben. Versuche zeigten, dass Ackerbohnen selbst nach vollständigem Entfernen aller Laubblätter wieder austreiben.

Mit seinem Vortrag betonte Dr. Arnd Verschwele, JKI Braunschweig, dass auch andere Möglichkeiten wie Sortenwahl, Saattiefe, Saatzeitpunkt und Fruchtfolge im Sinne des integrierten Pflanzenbaus Berücksichtigung finden müssen, um den Beikrautbesatz vorab bereits zu minimieren. Im Zusammenspiel aller Kriterien wird stets das Ziel verfolgt, das Samenpotential zu verringern, um die Problematik im Griff zu behalten.

Setzt in seinem Betrieb auch auf Körnerleguminosen. Harmen Gehrke stellte seine Strategie zur Unkrautbekämpfung vor.
Aufgrund der Gefahr von Spätverunkrautung sollte nach Möglichkeit der Druschtermin bei Ackerbohnen früh gewählt werden, empfiehlt Harmen Gehrke, Praktiker und Naturlandfachberater. Er nimmt den zusätzlichen Trocknungsaufwand in Kauf, um so den Beikrautdruck gering zu halten. Der Bestand bietet zur Abreife keine ausreichende Beschattung mehr, wodurch die Verunkrautung zum Ende der Vegetation schnell zunimmt.

Hack- und Striegeltechnik im Vergleich

Der Striegel ist ein reihenunabhängiges Arbeitsgerät. Durch die Zinken wird der Boden aufgelockert und kleine Beikräuter unter der Erde verschüttet. Eine Fahrgeschwindigkeit von mind. 4 km/h (je nach Entwicklungsstadium und Schüttfähigkeit des Bodens) bei Ackerbohnen stellt sicher, dass die gesamte Fläche zwischen den Reihen verschüttet wird. Mit wachsendem Bestand nimmt der Erfolg der Maßnahme ab, da größere Beikräuter stärker verwurzelt sind und nicht mehr ausreichend mit Erde bedeckt werden können. Im 6-Blatt-Stadium führt dieser Effekt nur noch bei 10 % der Pflanzen zum Erfolg.

Sternrollhacken arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip wie der Striegel. Die Hacksterne greifen in den Boden und werfen die Erde nach hinten auf. Sie dienen vor allem zum Aufbrechen verkrusteter Böden. Ihre Vorteile entfalten diese Maschinen vor allem in Ergänzung mit anderen Hackwerkzeugen. Auch automatische Systeme, die mit Hilfe von Kameratechnik oder GPS-Funktion arbeiten, leisten ein sehr gutes Ergebnis und erzielen hohe Flächenleistungen. Diese Maschinen sind in der Anschaffung sehr teuer, weshalb sich ein überbetrieblicher Einsatz anbietet.

Zu Grenzen der Technik kommt es bei optischer Beeinträchtigung bei stärkerem Wind und einer homogenen grünen Oberfläche. Letzterem kann durch die Ansaat einer schnellwachsenden Referenzpflanze als Orientierung entgegengewirkt werden. GPS gestützte Maschinen können in Hessen über das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) gefördert werden.

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