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Ergebnisse der LSV Öko-Dinkel (Spelzweizen) 2021 & Empfehlungen

Dinkel gilt als gesund, gut verträglich und erfreut sich damit bei den Verbrauchern immer größerer Beliebtheit. Nach dem Entspelzen wird er hauptsächlich zum Backen verwendet, aber auch in der Flocken- und Nudelherstellung findet er Verwendung. Wegen seiner geringen Ansprüche wird er auch von den Landwirten geschätzt.

Öko-Dinkel, Sorte: Zollernfit

Dinkel zeichnet sich durch kräftig bewurzelte Pflanzen aus, die über ein gutes Nährstoffaneignungsvermögen verfügen. Dinkel stellt im Vergleich zum Weizen geringere Ansprüche an die Nährstoffversorgung. Auch mit einem geringeren Stickstoffangebot vermag der Dinkel noch ausreichend Klebergehalte zu erzielen. Daher passt Dinkel auch auf die etwas leichteren Standorte. Auf sehr wüchsigen Standorten besteht je nach Sorte eine erhöhte Lageranfälligkeit.

Arbeitswirtschaftlich eine extensive Kultur

Die Jugendentwicklung des Dinkels ist im direkten Vergleich zum Winterweizen deutlich zügiger. Mit der enormen Pflanzenlänge macht das den Dinkel arbeitswirtschaftlich zu einer extensiven Kultur. Bei geringem Unkrautdruck kann im ökologischen Landbau manchmal sogar auf eine Unkrautbekämpfung mit Hacke oder Striegel gänzlich verzichtet werden. Die Empfindlichkeit gegen Krankheitserreger ist gering. Bei der Sortenwahl ist aber auf gelbrostresistente Sorten zu achten. Ähnlich wie Weizen sollte auch der Dinkel nicht nach Getreide stehen, da sonst die Gefahr eines Befalls mit Fußkrankheiten ansteigt.  Gute Vorfrüchte sind z.B. Körnerleguminosen oder andere Blattfrüchte. Der Ertrag ist im Vergleich zum Weizen in der Regel geringer. Außerdem wird der Dinkel im Spelz gedroschen, d.h. vor einer weiteren Verarbeitung muss erst das Korn vom Spelz getrennt werden. Der Spelzanteil liegt bei etwa 20 bis 25 %. Inzwischen gibt es aber auch freidreschende Dinkelsorten, bei denen am Mähdrescher bereits ein hoher Anteil an entspelzten Körnern vorliegt.  Leider ist der Dinkel sehr starken Preisschwankungen am Markt unterworfen. In erster Linie ist dies dem schwankenden Angebot geschuldet. Starker Zuwachs in der Anbaufläche lässt die Dinkelpreise unter Druck geraten, während ein geringes Angebot an qualitativ hochwertigen Dinkel die Preise anziehen lässt.

Ergebnisse aus dem Landessortenversuch

Neben dem Öko-Versuchsstandort Alsfeld-Liederbach, auf dem bereits seit vielen Jahren Dinkel als Versuchsfrucht erfolgreich angebaut wurde, ist auch auf dem zweiten Standort, der hessischen Staatsdomäne Frankenhausen, ein Dinkelversuch ausgestellt worden. Dort stand der Dinkel auf einem Lössstandort nach zweijähriger Luzerne. Wegen des sehr hohen Stickstoffangebots sind nur Zollernspelz, Zollernfit und Woldemar SZS sicher stehen geblieben. Edelweisser zeigte eine mittlere Lageranfälligkeit, während alle anderen geprüften Sorten sehr stark ins Lager gegangen sind. Der Versuch konnte daher nicht ausgewertet werden. Auch in Alsfeld stand der Dinkel nach zweijähriger Luzerne, allerdings auf einem sandigen Lehmstandort mit ca. 50 Bodenpunkten. Hier wurde bei den Sorten nur eine geringe Lagerneigung bonitiert. Für die Aussaat wurde entspelztes Saatgut mit einer Aussaatstärke von 350 keimfähigen Körnern / m² verwendet. In Tabelle 1 sind die Erträge der vergangenen drei Jahre aufgeführt. Die Relativzahlen beziehen sich dabei auf das Mittel der in allen drei Jahren angebauten Sorten (Bezugsbasis). In Alsfeld wurde in diesem Jahr im Mittel dieser Sorten ein Ertrag von 68,8 dt/ha erzielt. Im Vorjahr hatten diese Sorten nur 41,5 dt/ha und in 2019 76,4 dt/ha im Durchschnitt erreicht. Von den dreijährig geprüften Sorten zeigten besonders Raisa und Albertino eine hohe Ertragssicherheit. Aber auch Comburger konnte in diesem Jahr im Ertrag überzeugen, während in den beiden Vorjahren der Ertrag knapp unter bzw. knapp über dem Versuchsmittel lag. Von den zweijährig geprüften Sorten konnte keine Sorte in beiden Jahren überduchschnittliche Erträge erzielen.

Feuchtklebergehalt und Fallzahl sind wichtig für die Vermarktung

Wichtige Qualitätsparameter beim Dineklanbau, und damit auch Grundlage bei der Abrechnung, sind der Feuchtklebergehalt und die Fallzahl. Dabei sollte der Feuchtklebergehalt (FK) bei mindestens 24% und die Fallzahl bei mindestens 200 liegen. Im Mittel der BB-Sorten sind in den vergangenen drei Jahren deutlich mehr als 24% FK erreicht worden (siehe Tabelle 2 ). Im aktuellen Jahr lag der Mittelwert beim FK sogar bei knapp 31%. Spitzenwerte wurden dabei von Zollernspelz und Fridamar mit jeweils über 37% erreicht. Zollernperle und Albertino bildeten im FK-Gehalt jeweils die Schlusslichter. In einzelnen Jahren erreichten diese Sorten nicht die Mindestanforderung von 24%.

Aus dem aktuellen Jahr lagen noch keine Ergebnisse zu der Fallzahl vor. In den beiden vorangegangenen Jahren hatten alle Sorten Fallzahlen deutlich über 200 erzielt.

Beschreibung der mehrjährig geprüften Sorten

In die Sortenbeschreibung fließen auch Ergebnisse von anderen Prüfstandorten ein.

Franckenkorn (IG Pflanzenzucht) langjährig bewährte, ertragsstarke und sichere Sorte aber mit niedrigem Klebergehalt. Stabile Fallzahl, höchste Bestandesdichte, Resistenz bei Blattseptoria war mittel, gegen Braunrost etwas höher anfällig. Gute Winterhärte. Bei hohem Stickstoffangebot besteht Lagergefahr.

Zollernspelz (Saaten-Union) ist winterfest, frohwüchsig, kurz im Wuchs und halmstabil. Hervorzuheben ist die gute Gelbrosttoleranz. Im Ertrag mehrjährig unterdurchschnittlich. Zollernspelz kann mit überwiegend überdurchschnittlichen Backqualitäten vor allem beim Feuchtkleber und bei der Fallzahl überzeugen und gehört aufgrund der positiven Eigenschaften weiterhin in die engere Wahl.

Comburger (IG Pflanzenzucht) erreichte auf Lehmböden gute Erträge. Auf Sandböden etwas ertragsschwächer. Die Feuchtklebergehalte und Fallzahlen erreichten auf allen Prüfstandorten stets ein überdurchschnittliches Niveau. Die Sorte ist durch einen langen Wuchs bei ausgewogener Standfestigkeit und Blattgesundheit gekennzeichnet. Nur die Mehltauanfälligkeit ist leicht erhöht. Zudem besticht Comburger mit einer auffälligen Frohwüchsigkeit.

Zollernperle (Saaten-Union) konnte in diesem Jahr nicht an die überwiegend erfreulichen Erträge der beiden Vorjahre anknüpfen. Die Feuchtklebergehalte lagen erneut deutlich unter dem Versuchsmittel und die Fallzahlen waren durchschnittlich. Zollernperle ist mittellang, standfest, frohwüchsig und weitestgehend blattgesund.

Woldemar SZS (Saatenzentrum Schöndorf) schwankte über den dreijährigen Versuchszeitraum beim Vesenertrag in den Anbaugebieten. Auf Lehmböden schneidet Woldemar SZS dabei etwas schlechter ab als auf Sandböden. Die Feuchtklebergehalte und Fallzahlen bewegten sich auf allen Prüfstandorten im Bereich des Versuchsmittels. Die Sorte ist mittellang bis lang im Stroh. In der Standfestigkeit konnte Woldemar SZS in diesem Jahr überzeugen.

Albertino (Saatzucht Dr. Alter) erreichte auch im zweiten Jahr auf fast allen Standorten überdurchschnittliche Erträge. Nur auf den Sandstandorten in Niedersachsen lagen die Ergebnisse leicht unter dem Mittel. Die bislang vorliegenden Feuchtkleberwerte schwankten über die Standorte, tendieren aber zu unterdurchschnittlichen Werten.  In Hessen nur sehr schwache Feuchtklebergehalte. Die Sorte ist mittellang und ausgewogen in der Frohwüchsigkeit. Zu beachten ist die erhöhte Anfälligkeit für Mehltau und Braunrost.

Gletscher (GZPK) zählt zu den Weißkorn-Dinkelsorten. Er erreichte in Hessen durchschnittliche Vesenerträge mit guten Feuchtkleberwerten in 2021 und 2020. Die mittellange Sorte besitzt eine mittlere Standfestigkeit.

Raisa (GZPK) konnte in allen Versuchsjahren sowohl im Ertrag wie auch in der Qualität überzeugen. Der Rotkorndinkel verfügt über eine breite Resistenz gegen Blatt- und Ährenkrankheiten. Sehr lange Sorte mit einer etwas höheren Lageranfälligkeit. Raisa ist eine Sorte für eher extensive Lagen.

Zweijährig geprüfte Sorten

Zollernfit (SWD Saatzucht) zeigte in den zwei Prüfjahren Schwankungen im Ertrag und im Feuchtklebergehalt. Die Sorte war im Vergleich zum übrigen Sortiment auffällig kurz in der Halmlänge, aber mit guter Standfestigkeit. Die Frohwüchsigkeit und Blattgesundheit waren ausgewogen.

Fridemar SZS (Saaten-Zentrum Schöndorf)  konnte mit überwiegend überdurchschnittlichen Erträgen überzeugen. Vereinzelt waren aber auch deutlich unterdurchschnittliche Resultate zu verzeichnen. Die Feuchtkleberwerte lagen überwiegend leicht über dem Mittelwert. Die Fallzahlen, die Wuchslänge und die Frohwüchsigkeit fielen durchschnittlich aus. Zu beachten ist die erhöhte Braunrostanfälligkeit.

Alarich (Saatzucht Dr. Alter) erreichte in Hessen in zwei Prüfjahren Erträge die knapp unter dem Versuchsmittel lagen. Im Feuchtklebergehalt allerdings starke Schwankungen. Hier müssen weitere Versuchsjahre abgewartet werden.

Serpentin (GZPK) konnte in diesem Jahr den sehr hohen Ertrag aus dem Vorjahr nicht wiederholen. Auch im FK-Gehalt konnte das Vorjahresergebnis nicht ganz erreicht werden. Serpentin zählt bei mittlerer Lageranfälligkeit zu den längsten Sorten im Versuch. Auch hier bleibt ein drittes Versuchsjahr abzuwarten. Rotkorntyp.

Neue Sorten, die im ersten Versuchsjahr standen

Copper (GZPK) erreichte im ersten Prüfjahr sowohl im Vesenertrag wie auch im FK-Gehalt ein durchschnittliches Ergebnis. Copper zählte zu den längeren Sorten im Sortiment mit mittlerer Standfestigkeit. Gehört wie Serpentin und Raisa zu den Rotkorntypen.

Edelweisser (GZPK) zeigte in Alsfeld sowohl im Ertrag wie auch in der Qualität ein gutes Ergebnis. Positiv fielen zudem die Frohwüchsigkeit und Standfestigkeit dieser Sorte auf. Damit passt Edelweisser auch auf die etwas besseren Standorte.

Flauder (GZPK) ist ein Sommerdinkel mit Eignung zur Herbstaussaat. In Hessen konnte Flauder bei Herbstaussaat im ersten Prüfjahr weder beim Ertrag noch im FK-Gehalt überzeugen. Hervorzuheben ist die sehr zügige Frühjahrsentwicklung im Vergleich zu den anderen Winterdinkelsorten.

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