- Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen - https://llh.hessen.de -

Ergebnisse der LSV Öko-Hafer 2019

Dem Hafer fehlte das Wasser

Der Landessortenversuch findet auf Flächen des seit 1989 ökologisch bewirtschafteten Betriebs Kasper in Alsfeld-Liederbach (Landkreis Vogelsberg) statt. In der Fruchtfolge steht der Versuch nach Wintergetreide (Vorfrucht) und zweijährigem Kleegras (Vor-Vorfrucht).

Details zu den Standortbedingungen der Versuchsjahre 2017-2019 sind Tabelle 1 zu entnehmen.

Tabelle 1: Standortbedingungen und Versuchsdurchführung 2017-2019

Naturraum: Nördlicher Unterer Vogelsberg
Niederschlag (1961-1990): 677 mm
Temperatur (1961-1990): 8,3°C
Bodentyp: Parabraunerde / Pseudogley
Bodenart: sandiger Lehm
2019 2018 2017
Nmin (kg N/ha in 0-90 cm): 53 42 100
P2O5 (mg/100g Boden): 8 18 10
K2O (mg/100g Boden): 18 15 14
Mg (mg/100g Boden): 32 19 13
pH-Wert: 6,0 6,1 6,3
Aussaat 31.03 09.04. 28.03.
Ernte 31.07. 31.07. 06.08.

Hafer weist unter den Getreidearten relativ geringe Ansprüche an die Nährstoffversorgung auf. Das und eine gesicherte Nachfrage der abnehmenden Hand machen ihn für den Ökolandbau interessant. Wenn die Vermarktung als Schälhafer in Frage kommt, lohnt es sich bei der Sortenwahl neben dem Ertragspotenzial auch das Hektolitergewicht zu berücksichtigen. Beim hl-Gewicht sind mindestens 50 kg/hl gefordert. Die Ausprägung dieser Eigenschaft hat für Futterhafer keine Relevanz.

Das 10-jährige Mittel (2009-2018) des Haferertrages am Standort Alsfeld-Liederbach liegt bei 54,8 dt/ha; etwas über dem Mittelwert der Jahre 2017 und 2018. Von sieben der insgesamt elf im 2019 geprüften Sorten liegen Ergebnisse aus drei Jahren (2017-2019) vor (Tabelle 2). Nur sechs wurden als Bezugsbasis ausgewählt, weil Sorte Talkunar als Speisenackthafer außer Konkurrenz läuft. Aufgrund des relativ geringen Ertragsniveau der gesamten Bezugsbasis 2019 liegt das dreijährige Mittel (2017-2019) bei nur 47,3 dt/ha.

Alle Sorten erreichten in allen Jahren die geforderten 50 kg/hl. In der Folge werden das Ertragspotenzial und die wichtigsten agronomischen Eigenschaften der geprüften Hafersorten besprochen.

3-jährig geprüfte Sorten

Sorte Max weist über die drei dargestellten Prüfjahre ein sehr hohes Hektolitergewicht auf, und blieb beim Ertrag im Vergleich zum Mittel der sechs Verrechnungssorten (Bezugsbasis) leicht über dem Durchschnitt. Die Ertragsschwankungen über die Jahre fallen auf. Der Spelzenanteil (nicht erhoben) ist bei Max laut Bundessortenamt erfreulich gering. Die Sorte neigt zu Halmknicken und Lager, letzteres sollte jedoch unter Ökobedingungen wohl eher selten auftreten.

Sorte Poseidon lieferte im Mittel der drei zurückliegenden Versuchsjahre sehr gute Erträge und ein leicht überdurchschnittliches Hektolitergewicht. Der halmstabile Poseidon kann definitiv für den Anbau empfohlen werden.

Tabelle 2: Kornertrag [dt/ha] relativ zum Mittelwert der Bezugsbasis (= das, über alle drei Jahre geprüfte Sortiment außer Talkunar (fettgedruckt)) und Hektolitergewicht [kg/hl] im Landessortenversuch Öko-Hafer 2017-2019

Ertrag [rel. zu BB] HLG [kg/hl]
Sorte Züchter / Vertrieb 2019 2018 2017 17-19 2019 2018 2017 17-19
Max SZ Bauer / IG Pflanzenzucht 110 96 96 101 55 59 53 56
Poseidon Nordsaat / Saaten-Union 107 101 106 105 51 59 54 55
Apollon Nordsaat / Saaten-Union 93 104 99 99 54 59 50 54
Bison Nordsaat / Hauptsaaten 97 101 91 97 50 58 52 53
Delfin Nordsaat / Hauptsaaten 97 99 110 102 51 58 51 53
Talkunar Cultivari GZF Darzau 53 59 69 61 67 73 58 66
Prokop Saatbau Linz 95 99 98 97 54 59 50 54
Armani SZ Bauer / IG Pflanzenzucht 106 101 51 57
Kaspero Dottenfelderhof 101 108 54 59
Sinaba Dottenfelderhof 93 88 51 58
Lion Nordsaat / Saaten-Union 101 54
Mittelwert BB 35,1 53,4 53,4 47,3 53 59 52 54

 

Apollon lieferte im Mittel von drei Jahren einen guten Kornertrag, jedoch wie Max mit relativ starken Schwankungen um das dreijährige Mittel. Das Hektolitergwicht war ebenfalls gut.

Die sehr halmstabile Sorte Bison fällt durch eine sehr geringe Anfälligkeit für Mehltau auf. Das dreijährige Ertragsmittel konnte jedoch nicht überzeugen. Delfin ist ebenfalls halmstabil und blattgesund, der Ertrag war aber sogar leicht über dem Durchschnitt.

Sorte Talkunar ist ein freidreschender Speisenackthafer mit Flugbrandresistenz der Firma Cultivari (Getreidezüchtungsforschung Darzau), der nicht mit Schäl- oder Futterhafersorten verglichen werden kann. Erstaunlich hoch ist das Hektolitergewicht 2018.

Prokop, eine österreichische Sorte, bewegt sich beim Ertrag unter dem Durchschnitt, ist aber auch als Sorte für den Zweitfruchtanbau geeignet.

2-jährig geprüfte Sorten

Sorte Armani ist eine zweitmalig geprüfte Sorte. Beim Ertrag und Hektolitergewicht reichte die Sorte an Apollon heran. Laut Bundessortenamt weist die Sorte zudem einen geringen Spelzenanteil auf. Das dritte Prüfjahr bleibt abzuwarten.

Nach erfolgreich absolvierter Öko-Wertprüfung wurden die beiden, aus biologisch-dynamischer Züchtung stammenden Neuzüchtungen Kaspero (Gelbhafer) und Sinaba (Weißhafer) im Jahr 2017 durch das Bundessortenamt zugelassen worden. Kaspero scheint ein hohes Ertragspotenzial aufzuweisen, während Sinaba bislang beim Ertrag enttäuschte.

Informationen zur Verfügbarkeit von zertifiziertem Öko-Saatgut der beschriebenen Sorten sind auf www.organicxseeds.de zu finden.