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Ergebnisse der LSV weiße Lupine 2022 – ökologischer Anbau

Weiße Lupinen –Anthraknose tolerante Sorten machen einen Anbau wieder interessant

Sorte Celina
Körner der weißen Lupine

Der Anbau der weißen Lupine ging mit dem Auftreten der Pilzkrankheit Anthraknose Mitte der 90er Jahre rapide zurück und wurde praktisch eingestellt. Erst mit der Zulassung Anthraknose toleranter Sorten in 2019, war die weiße Lupine wieder auf heimischen Äckern zu finden. Die weiße Lupine hat etwas höhere Ansprüche an den Boden als z.B. die blaue Lupine welche in erster Linie auf den leichten Standorten zu finden ist. Sehr leichte und trockene Sandböden sowie staunasse Böden scheiden für einen Anbau der weißen Lupine dagegen aus. Die weiße Lupine ist konkurrenzschwach, d.h. Flächen mit hohem Unkrautdruck scheiden für einen Anbau ebenfalls aus. Als Vorfrüchte kommen z.B. Getreide oder Mais in Betracht. Zu anderen Leguminosen sollte ein ausreichender Abstand eingehalten werden (4-5 Jahre). Anders als bei Erbsen oder Ackerbohnen muss das Lupinensaatgut mit einem Rhizobienpräperat behandelt werden. Dieses gibt es als flüssiges Impfmittel oder als Torfpräperat. Auch die Bestellung von fertig geimpftem Saatgut ist möglich. Die Aussaat kann in Drillsaat mit Reihenabständen zwischen 12,5 und 40 cm erfolgen. Enge Reihen führen zu einem schnellen Schließen des Bestandes und fördern so die Unkrautunterdrückung. Ist der Einsatz von Hacktechnik geplant, können die größeren Reihenabstände gewählt werden. Allerdings ist hier die Gefahr der Spätverunkrautung höher als bei Engsaaten. Die Unkrautbekämpfung erfolgt mit dem Striegel und bei Reihenabständen ab 25 cm zusätzlich mit der Hacke. Die Aussaattiefe beträgt 3-5 cm. Die Saatstärke beträgt bei sich verzweigenden Sorten 50 bis 60 Körner/m². Endständige Sorten werden mit 70 bis 90 Körner/m² gedrillt. Anzustreben sind frühe Saattermine ab Mitte März, Termine bis in den April sind aber möglich. Die Tausendkornmasse (TKM)  bewegt sich in einem Bereich von 250 bis 450 g.

Seit 2018 hat der LLH am Standort Alsfeld-Liederbach mit der Prüfung von weißen Lupinen unter Öko-Bedingungen begonnen. Die Versuchsdurchführung hat sich wegen Problemen mit Verunkrautung und Wildverbiss z.T. als schwierig erwiesen. So konnten die Versuche in 2018 und 2021 nicht ausgewertet werden. Seit 2022 steht mit der hessischen Staatsdomäne Frankenhausen ein zweiter Versuchsstandort für den Lupinenanbau zur Verfügung. In 2022 wurden 4 Sorten geprüft, darunter auch zwei Anthraknose tolerante Sorten (Celina, Frieda).

Tabelle 1: Sortenprüfung Weiße Lupinen 2022 – Allgemeine Daten der Versuchsstandorte

Alsfeld-Liederbach Frankenhausen
Vorfrucht Wi-Weizen Wi-Weizen
Aussaatdatum 29.03.2022 30.03.2022
Saatstärke (Kö/m²) 60 55
Teilstücksgröße bei Ernte (m²) 15,0 12,0
Erntedatum 04.08.2022 19.08.2022
Höhe über NN (m) 298 200
Ø Jahrestemperatur (°C)  8,3 8,5
Niederschlag (mm)  677 650
Bodentyp Parabraunerde Parabraunerde
Geologische Herkunft Löss Löss
Bodenart der Krume Lehm Schluffiger Lehm
Humusgehalt humos humos
Ackerzahl 58 80
Stärke Krume (cm) 30 30
Kulturzustand Boden gut – mittel gut
pH-Wert 5,8 6,6
P2O5 (mg/100 g) 18 13
K2O (mg/100 g) 19 11
Mg (mg/100 g) 34 8

 

Tabelle 2: Sortenprüfung Weiße Lupinen 2022 – ökologischer Anbau – Ergebnisse der Standorte in Hessen – Ertrag (dt/ha, 86 % TS)

  Ertrag
(dt/ha, 86 % TS)
Ertrag
(relativ zum VD)
VD = Versuchsdurchschnitt über alle Sorten des Versuchs (inkl. Sorten, die nicht dargestellt werden)
GD = Grenzdifferenz, TS = Trockensubstanz
FH = Domäne Frankenhausen; ALS = Alsfeld-Liederbach
  ALS FH Mittel ALS FH Mittel
VD (dt/ha) 24,5 37,6 31,1 24,5 37,6 31,1
GD 5 % (abs./rel.) 3,4  2,8 14,0  7,4
Celina (DSV) 26,6 44,5 35,6 109 118 115
Frieda (DSV) 26,8 42,2 34,5 109 112 111
Boros (Smolice Ceresaaten) 16,1 27,2 21,7 66 72 70
Butan (Smolice Ceresaaten) 22,5 36,7 29,6 92 97 95

 

Tabelle 3: Sortenprüfung weiße Lupine; ökologischer Landbau; Rohproteingehalt, Rohproteinertrag und TKM

Sorte Rohproteingehalt
bei 86 % TS [%]
Rohproteinertrag
[dt/ha]
TKM [g]
TS = Trockensubstanz
TKM = Tausendkornmasse
ALS FH Mittel ALS FH Mittel ALS FH Mittel
Celina 25,1 25,5 25,3  6,7 11,4  9,0 323 334 329
Frieda 26,1 24,8 25,5  7,0 10,5  8,7 341 353 347
Boros 27,5 26,7 27,1  4,4  7,3  5,9 292 302 297
Butan 27,3 27,2 27,3  6,1 10,0  8,1 263 277 270

Die weiße Lupine ist auf tiefgründigen Böden wegen ihrer ausgeprägten Pfahlwurzel relativ unempfindlich gegen Sommertrockenheit und Hitze. Dies konnte in diesem Jahr auf dem Standort Frankenhausen sehr deutlich im direkten Vergleich mit der Ackerbohne beobachtet werden. Während die Ackerbohne schon früh deutliche Stresssymptome gezeigt hat, war die weiße Lupine scheinbar problemlos mit den extremen Witterungsbedingungen zurechtgekommen. Dies spiegelte sich zumindest bei Celina und Frieda auch im Ertrag wieder, der mit deutlich über 40 dt/ha um mehr als 10 dt/ha höher ausgefallen war als bei den ertragsstärksten Ackerbohnensorten. In Alsfeld-Liederbach konnte dieser Vorteil allerdings nicht beobachtet werden. Hier erreichten Celina und Frieda nur knapp das Ertragsniveau der Ackerbohnensorten.

Die Verzweigungstypen (Celina, Frieda und Butan) lagen im Ertrag auf beiden Standorten deutlich über dem Ertrag der einzigen endständigen Sorte im Versuch (Boros).

Die Rohproteingehalte waren mit Werten zwischen 25% bis 27 % (bei 86% TS) verhältnismäßig gering ausgefallen und lagen damit auf dem Niveau der Ackerbohnen. Die ertragsschwächeren Sorten Boros und Butan erreichten etwas höhere Rohproteingehalte als Celina und Frieda. Einen deutlichen Unterschied in der Pflanzenlänge gab es nur zwischen der sehr kurzen Sorte Boros mit ca. 50 cm und den anderen drei Sorten, die jeweils knapp 70 cm erreichten. Da Boros und Butan keine Toleranz gegen Anthraknose aufweisen, können von den geprüften Sorten nur Celina und Frieda für einen Probeanbau empfohlen werden. Vor einem Anbau der weißen Lupine sollte in jedem Fall die Abnahme des Erntegutes geklärt sein. Für einen Anbau muss zertifiziertes Saatgut verwendet werden.