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Landessortenversuch Öko-Kartoffel 2023

Wechselnde, stabile Wetterlagen stellten den Anbauer vor große Herausforderungen

Dieses Anbaujahr war von einem verregneten Frühjahr, gefolgt von einem trocken-heißen Frühsommer und einem wiederum feuchten Sommer geprägt. Dies hat sich sehr stark auf den Ertrag und die Qualität ausgewirkt.

Das Frühjahr hat wegen anhaltender Niederschläge nur wenig Feldarbeitstage zugelassen. Auf den mittleren, lehmigen Anbaustandorten war an eine Saatbettvorbereitung, ohne Strukturschäden zu verursachen, lange nicht zu denken. Viele Kartoffelschläge konnten daher erst Ende April oder Anfang Mai bestellt werden. Bei den frühen Pflanzterminen war der Boden meist nur oberflächlich abgetrocknet, so dass durch die Bearbeitung z. T. Kluten verursacht wurden.

Geringe Knollenzahl durch Trockenheit im Frühsommer

Ab der zweiten Maidekade hat sich die Wetterlage komplett geändert. Vom 12. Mai bis zum 19. Juni sind z. B. an der Wetterstation Frankenhausen nur 6,6 l/m² Niederschlag gemessen worden. Die Temperaturen sind im Juni auf rekordverdächtige Werte gestiegen. Zunächst konnten die Kartoffeln von diesen Bedingungen profitieren. Der Auflauf war in der Regel sehr zügig. Ab Mitte Juni haben die meisten Sorten mit der Knollenbildung begonnen. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt die Flächen im Wurzelbereich der Kartoffeln schon stark abgetrocknet. Die Sorten reagieren bei Wassermangel in dieser Phase meist mit einem reduzierten Knollenansatz. So auch die Sorten im Sortenversuch. Der durchschnittliche Knollenansatz zur Ernte lag bei den frühen Sorten bei 10,2 Knollen/Staude und bei den mittelfrühen Sorten bei 8,4 Knollen/Staude.

Zwiewuchs nach Wetterwechsel

Nach der Trockenphase folgten 8 Wochen unbeständiges Wetter mit zahlreichen Regentagen. Auf den einsetzenden Regen haben anfällige Sorten mit Zwiewuchs reagiert. Zwiewuchs ist dadurch gekennzeichnet, dass an einzelnen Knollen ganz neue Knollen bzw. neues Knollengewebe anwachsen. Das kann die Bildung eines direkt angewachsenen Buckels (Puppigkeit) oder einer an einem Stolon anhängenden Knolle (Kettenwuchs) sein. Durch Zwiewuchs wird nicht nur die Form, sondern auch die Qualität der Knollen negativ beeinflusst. Besonders bei Kettenwuchs kann Stärke von den zuerst gebildeten Knollen in die neu gebildeten Knollen transportiert werden. Durch den Stärkeverlust werden die älteren Knollen weiß und der Geschmack leidet. Bei sich abzeichnendem Zwiewuchs kann durch eine rechtzeitige Krautabnahme eine Zunahme des Zwiewuchses unterbunden werden. Allerdings müssen die Knollen bei dieser Maßnahme schon eine ausreichende Größe erreicht haben und das Kraut schon beginnende Abreifeerscheinungen aufweisen. Beides war in diesem Jahr selten der Fall, so dass die Bestände meist weiterwachsen mussten. Bei ausreichender Wachstumsdauer und guten Wachstumsbedingungen konnten sich die „Kindel“ noch gut entwickeln und auch die Qualität war kaum negativ beeinflusst. Stand diese Wachstumszeit z. B. durch Krautfäulebefall nicht zur Verfügung, haben die Kindel noch Stärke aus den älteren Knollen gezogen und so zu glasigen Knollen geführt.

Krankheitsdruck hat zugenommen

Folgt auf eine Trockenphase niederschlagsreiche Witterung fördert dies die Dürrfleckenkrankheit (Alternaria solani). Diese tritt besonders an älteren oder gestressten Pflanzen auf. Im Sortenversuch haben alle Sorten einen mehr oder weniger deutlichen Befall gezeigt. Die feuchten Witterungsbedingungen haben weiter zu einem starken Anstieg des Krautfäuledrucks geführt. Die hohen Bodenfeuchtegehalte haben auch den Infektionsdruck für Nassfäule erhöht. Diese Bakterien wurden früher als Erwinia bezeichnet. Heute unterscheidet man zwischen Bakterien, die den Gruppen Dickeya und Pectobakterium angehören. Besonders bei frühen Rodeterminen haben Nassfäuleinfektionen beim Roden mit nicht schalenfesten Knollen stattgefunden, so dass die Fäulnis häufig erst im Lager bemerkt wurde.

Versuchsaufbau und Durchführung

Der Sortenversuch stand nach einem zweijährigen Kleegras, welches im Herbst 2022 umgebrochen wurde. Die Sorten wurden nach Reifegruppen in zwei Versuche aufgeteilt. Dabei wurden die sehr frühen und frühen Sorten (Reifegruppe 1 und 2) in einen Versuch zusammengefasst. Im zweiten Versuch standen die Sorten aus der mittelfrühen Reifegruppe. Das Pflanzgut wurde ca. 3 Wochen vorgekeimt. Die Versuche wurden am 4. Mai gepflanzt. Mit Ausnahme der Sorte Wega (Auflauftermin: 4. Juni) sind alle anderen Sorten zwischen dem 21. und 28. Mai aufgelaufen. Am 17. Mai und 16. Juni erfolgte der Dammaufbau mit der Rollsternhacke. Dazwischen wurden die Dämme einmal mit dem Striegel heruntergezogen. Starker Kartoffelkäferbefall machte eine Pflanzenschutzbehandlung am 19. Juni (Neem Azal 2,5 l/ha) und am 28. Juni (Novodor 5l/ha) erforderlich. Eine Kupferbehandlung gegen Krautfäule wurde nicht durchgeführt. Krautfäule ist im Versuch dennoch nicht aufgetreten, da die Pflanzen nur wenig Laub gebildet hatten und so nach Niederschlägen zügig abtrocknen konnten. Außerdem hat der Befall durch die Dürrfleckenkrankheit zu früh absterbenden Beständen geführt. Die Sorten sind zwischen dem 25. Juli und dem 12. August abgestorben. Gerodet wurden die Sorten am 14. und 15. September.

Erträge und Qualitäten der sehr frühen und frühen Sorten

Die oben dargestellten Witterungsbedingungen haben in diesem Jahr zu den geringsten Erträgen seit vielen Jahren im Sortenversuch geführt. Im Rohertrag lag die Spanne zwischen 222 dt/ha bei Lea und 322 dt/ha bei Adorata, im Mittel bei 266 dt/ha. Bei der Auswertung der Versuche beziehen sich die Relativerträge auf die Verrechnungssorte(n). Bei den frühen Sorten war dies nur Lea. Ihr Ertrag wird gleich 100 gesetzt. Da Lea in diesem Jahr im frühen Sortiment die ertragsschwächste Sorte war, lagen die anderen Sorten im Rohertrag alle größer 100. Ertragsstärkste Sorte im Rohertrag (Summe aus Untergrößen, Handelsklassensortierung und Übergrößen) war mit 322 dt/ha die erstmals geprüfte Sorte Adorata, gefolgt von der ebenfalls neuen Sorte Marion sowie Vindika und Wega. Bei Marion geht der hohe Rohertrag allerdings auf einen sehr hohen Anteil (26,6%) an Untergrößen zurück, so dass der Speisewareertrag (Sortierung 30/35mm bis 60/65mm) nur noch bei relativ 97 lag. Auch Vindika hatte in diesem Jahr eine kleinfallende Sortierung hervorgebracht. Der Anteil an Untergrößen lag hier bei 10,7%. Trotz der insgesamt geringen Knollenzahl, waren nur bei zwei Sorten Übergrößen aufgetreten. So lag der Übergrößenanteil bei Adorata bei 3,9% und bei Wega bei 3,5%.

starker Rhizoctoniabesatz führt zu Qualitätseinbußen
2023 wurden nur sehr wenig Knollen je Staude angesetzt

Den geringsten Knollenansatz verzeichneten die Sorten Wega (6,7 Knollen/Staude) und Twister (8,6 Knollen/Staude). Im Mittel der Sorten lag der Knollenansatz bei gut 10 Knollen/Staude.

Im Rhizoctoniabefall haben die frühen Sorten sowohl bei der Befallshäufigkeit und der Befallsstärke mit Sklerotien besser abgeschnitten als die mittelfrühen Sorten. Den geringsten Oberflächenbefall mit Sklerotien hatten Wega und Marion.

Die einzige vorwiegend festkochende Sorte im frühen Sortiment Wega hatte zusammen mit Twister mit jeweils 13,4% die geringsten Stärkegehalte. Vindika (17,0%) und Marion (18,0%) hatten für festkochende Sorten relativ viel Stärke eingelagert.

Beschreibung der geprüften sehr frühen und frühen Sorten

1. Wega: Frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und tiefgelber Fleischfarbe

Wega hat eine mittelschnelle Ertragsbildung. In den vergangenen zwei Jahren hatte Wega allerdings Probleme mit einem deutlich verzögerten Auflauf. Wega konnte im Ertrag in allen Prüfjahren am Standort Frankenhausen mit mittleren aber stabilen Erträgen überzeugen. Die Sortierung ist etwas ungleichmäßig mit Neigung zu Übergrößen. Wega setzt nur wenig Knollen an. Diese haben eine mittlere Anfälligkeit für Rhizoctonia solani. Geschmacklich liegt Wega im guten Mittelfeld. Wega tendiert zu geringeren Stärkegehalten. Mit der guten Lagereignung ist Wega eine interessante Sorte im vorwiegend festkochenden Sortenspektrum, die sowohl für die Direktvermarktung als auch für den Schälbetrieb geeignet ist.

2. Vindika: Frühe, festkochende Sorte mit langovalen, tiefgelben Knollen

Vindika stand im zweiten Versuchsjahr und konnte im Ertrag bisher überzeugen. Optisch sehr ansprechende Knollen (Salatform) mit wenig Mängeln. Einzig der hohe Anteil an oberflächlichen Rissen (Thumbnail Cracks) im Vorjahr hatte die Knollenqualität negativ beeinflusst. Vindika erfordert daher eine schonende Ernte und Aufbereitung. Die Stärkegehalte waren in beiden Jahren für eine festkochende Sorte vergleichsweise hoch. In 2022 zeigte sich Vindika nur wenig keimruhig. Für eine Langzeitlagerung erscheint Vindika daher nicht geeignet.

3. Lea: Sehr frühe, festkochende Sorte

Lea stand im vierten Prüfjahr. In 2021 und 2022 konnte Lea im Ertrag überzeugen, in 2020 und 2023 erreichte sie aber nur einen unterdurchschnittlichen Ertrag. Auf trocken, heiße Witterungsbedingungen scheint Lea stärker mit Ertragsrückgang zu reagieren als andere Sorten. Eine Beregnungsmöglichkeit würde hier den Ertrag absichern. Die Knollenentwicklung ist zügig. In allen Versuchsjahren optisch sehr ansprechende Knollen mit wenig Mängeln und tiefgelber Fleischfarbe sowie gleichmäßiger Sortierung. In 2022 hatte Lea mit Schalenrissen auf mechanische Einwirkungen reagiert. Erfreulich ist bei Lea auch die ausgeprägte Keimruhe. Lea ist damit im sehr frühen, festkochenden Segment eine neue, interessante Sorte.

4. Twister: Frühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und hellgelber Fleischfarbe

Diese Sorte ist extra für den Ökolandbau gezüchtet worden. Twister besitzt eine Resistenz gegen Krautfäule – sowohl am Blatt als auch an der Knolle (Braunfäule). Die Blattgesundheit war in 2021 sehr deutlich zu sehen. Die Knollenentwicklung scheint sehr zügig zu sein. In allen Versuchsjahren konnte Twister mit überdurchschnittlich hohen Speisewareerträgen überzeugen. Bei Hitze hat das Kraut Probleme mit der Standfestigkeit. Sowohl der Befall mit Rhizoctonia solani wie auch der Schorfbefall waren überdurchschnittlich hoch. Im Geschmack belegte Twister eher Plätze im hinteren Mittelfeld.

5. Marion: Stand im ersten Versuchsjahr und erzielte einen hohen Rohertrag, allerdings mit einem sehr hohen Anteil an Untergrößen (26%)

Die formschönen Knollen haben eine glatte Schale mit flachen Augen und eine gelbe Fleischfarbe. Der Stärkegehalt lag mit 18% zu hoch für eine festkochende Sorte. Der Sklerotienbesatz war gering, allerdings bei einem mittleren Befall von Dry Core. Die Krautfäuleanfälligkeit soll im mittleren Bereich liegen. Marion soll sich im Lager ruhig verhalten und damit für eine Lagerung bis ins Frühjahr geeignet sein.

6. Adorata: Ist eine festkochende Sorte mit hellgelber Fleischfarbe die im ersten Versuchsjahr stand

Die Widerstandskraft gegen Y-Virus ist hoch, die Krautfäuleanfälligkeit soll mittel sein. Im ersten Versuchsjahr erzielte Adorata im frühen Segment den mit Abstand höchsten Ertrag. Die langovalen Knollen tendieren zu einer großfallenden Sortierung, auch mit Übergrößen. Die Knollen haben eine glatte Schale und flache Augen. Der Rhizoctoniasklerotienbesatz lag im Mittelfeld, der Anteil mit Dry Core Löchern war überdurchschnittlich hoch. Zwiewuchs kann bei entsprechenden Witterungsbedingungen auftreten.

Erträge und Qualitäten der mittelfrühen Sorten

Die Vegetationsdauer der mittelfrühen Sorten war nur unwesentlich länger als bei den frühen Sorten (siehe Absterbedatum). Daher konnten die Sorten dieser Reifegruppe auch keinen höheren Ertrag als die frühen Sorten bilden. Mit einem Rohertrag im Versuchsmittel von 253 dt/ha wurden rund 100 dt/ha weniger gerodet als im Vorjahr. Besonders die erstmals geprüfte Sorte Herbstgold ist mit den diesjährigen Bedingungen nicht zurechtgekommen. Sie erreichte einen Rohertrag von nur 195 dt/ha bei einem relativ hohen Anteil an Untergrößen, so dass im Mittel der VR-Sorten nur ein relativer Speisewareertrag von 74 erzielt wurde. Der Knollenansatz war im Mittel aller Sorten mit 8,4 Knollen/Staude geringer ausgefallen als bei den frühen Sorten. Allerdings hat das auch hier nicht zu Übergrößen geführt. Im Gegenteil: Der Anteil an kleinen Knollen lag mit 6,4 % deutlich höher als der Anteil zu großer Knollen mit 0,5 %.

Betrachtet man den Speisewareertrag über die letzten drei Versuchsjahre, lag Simonetta an der Spitze dieser Reifegruppe. Auch die mehlig kochende Polly erreichte in den drei Jahren überdurchschnittliche Speisewareerträge.

Im Stärkegehalt lagen die vorwiegend festkochenden Sorten, Taormina, Herbstgold und Juventa niedriger als die festkochenden Sorten. Den höchsten Stärkegehalt erreichte erwartungsgemäß Polly mit 19,5 %.

Kartoffelschorf hat, wie schon bei den frühen Sorten, keine Rolle gespielt. Allerdings gab es gravierende Unterschiede im Befall mit Rhizoctoniasklerotien und Dry Core. Wiederholt sehr positiv war in diesem Jahr wieder Simonetta aufgefallen. Nur ein Prozent der Knollen zeigten einen Sklerotienbefall. Der Anteil an Cry Core Löchern lag bei 4 %. Ein ähnlich gutes Ergebnis erzielte sonst nur noch Almonda. Bei Juventa waren dagegen 73 % der Knollen mit Sklerotien behaftet, was zu einer durchschnittlichen Befallsstärke von über 7 % geführt hat. Dies bedeutet, dass durchschnittlich jede Knolle mit 7 % der Oberfläche mit schwarzen Sklerotien bedeckt war. 26 % der Knollen hatten zudem ein oder mehrere Dry Core Löcher.

Beschreibung der geprüften mittelfrühen Sorten

1. Almonda: Festkochende Sorte mit gelber Fleischfarbe und ovaler Knollenform, optisch ansprechende Knollen mit etwas ungleichmäßiger Sortierung

Die Sorte hat eine geringe bis mittlere Krautfäuleanfälligkeit. Auch die Anfälligkeit für Schorf, Eisenfleckigkeit und Schwarzfleckigkeit sind gering. Almonda erreichte immer mittlere bis gute Speisewareerträge. Die Knollenentwicklung ist auch wegen des eher geringen Knollenansatzes zügig. Sie hat optisch meist sehr ansprechende Knollen. Probleme mit Rhizoctonia können aber auftreten. In den Versuchen hat Almonda beim Rhizoctoniabefall stärker mit Dry Core als mit Sklerotienbesatz reagiert. Almonda neigt zu höheren Stärkegehalten. Eine Kontrolle der Stärkegehalte während der Vegetation mit einer evtl. erforderlichen vorzeitigen Krautabnahme kann die Kochqualität absichern.

2. Emanuelle: Mittelfrühe, festkochende Sorte mit langovaler Knollenform und tiefgelber Fleischfarbe

Es handelt sich hierbei um eine Allians-Kreuzung. In 2021 ist Emanuelle durch einen sehr geringen Krautfäulebefall positiv aufgefallen. Im Speisewareertrag liegt Emanuelle auf dem Niveau von Almonda. Die Sortierung liegt im mittleren Bereich. Unter- und Übergrößen treten nur selten auf. Die glattschaligen Knollen sind z. T. leicht tropfenförmig, haben aber sonst kaum Mängel und sind insgesamt optisch sehr schön. Im Geschmack konnte Emanuelle bisher überzeugen. Eine neue, interessante Sorte für den Öko-Landbau, die besonders für die Direktvermarktung geeignet sein dürfte.

3. Simonetta: Festkochende Speisesorte mit ovalen bis langovalen Knollen

Simonetta stand im fünften Versuchsjahr und erreichte meist einen mittleren bis guten Rohertrag, der aber Dank der gleichmäßigen, großfallenden Sortierung zu einem guten Speisewareertrag geführt hat. Simonetta neigt zu einem geringen Knollenansatz, wobei die Knollen auch schon mal in die Übergrößen wachsen können. Die formschönen Knollen zeigten in allen Prüfjahren einen nur sehr geringen Befall mit Rhizoctoniasklerotien und Kartoffelschorf. In den Versuchsjahren hat sich Simonetta ausgesprochen gesund und stabil im Kraut gezeigt. Bei feuchten Bodenbedingungen kann Knollennassfäule stärker auftreten. Ein Anbau kommt daher besonders für gut abtrocknende Böden in Betracht. Die geringe Keimfreudigkeit macht Simonetta auch für eine längere Lagerperiode geeignet.

4. Jule: Festkochende Sorte mit ovalen Knollen und gelber Fleischfarbe

Diese Sorte stand 2023 im vierten Versuchsjahr. Der Speisewareertrag schwankt über die Jahre sehr stark. Jule neigt zu einem höheren Knollenansatz mit kleinfallender Sortierung und einem höheren Anteil an Untergrößen. Jule hat eine mittlere Anfälligkeit für Krautfäule und eine geringe Anfälligkeit für Y-Virus. Die Stärkegehalte lagen meist im unteren Bereich. Die Knollen zeigten einen geringen Schorfbefall, aber einen wiederholt starken Rhizoctoniabefall (Dry Core und Sklerotien).

5. Polly: Die einzige mehlig kochende Sorte im Versuch

Die Pflanzenentwicklung ist ausgesprochen zügig mit einer üppigen Krautentwicklung und einer raschen Knollenentwicklung. Das Kraut hat sich sehr hitzestabil gezeigt. Bei geringem bis mittlerem Knollenansatz erzielt Polly durchweg gute Erträge mit einer gleichmäßigen Sortierung. Die Stärkegehalte lagen am Standort Frankenhausen meist im Bereich von 18 % bis 19 %. Im Rhizoctoniabefall schwankt die Befallsstärke von Jahr zu Jahr sehr stark. Polly verfügt über eine gute Keimruhe und ist damit eine interessante Sorte im mehlig kochenden Segment.

6. Taormina: Neue Sorte mit hellgelber Fleischfarbe und glatten bis leicht genetzten Knollen

Die vorwiegend festkochende Sorte konnte im ersten Versuchsjahr mit einem sehr hohen Ertrag in die Prüfung starten. In Kombination mit der sehr geringen Knollenzahl war die Sortierung am oberen Ende der Handelsklassensortierung z. T. auch etwas heterogen. Laut Züchter soll Taormina aber über eine mittlere bis hohe Knollenzahl verfügen. Taormina soll über eine gute Blattgesundheit verfügen. Zumindest für Alternaria kann dies vom Standort Frankenhausen aus dem aktuellen Jahr bestätigt werden. Der Stärkegehalt lag mit 14,4 % zwar in einem optimalen Bereich, im Vergleich mit den anderen Sorten bedeutete dies allerdings den niedrigsten Gehalt.
 

7. Herbstgold: Die neue, mittelfrühe, vorwiegend festkochende Sorte stammt aus österreichischer Züchtung und wird über Europlant vertrieben

Herbstgold konnte im ersten Prüfjahr weder im Rohertrag noch im Speisewareertrag überzeugen. Trotz geringer Knollenzahl lag der Anteil an Untergrößen bei fast 11 %. Beim Rhizoctoniabefall zeigten die ovalen Knollen eine mittlere Anfälligkeit. Die Sorte soll eine geringe bis mittlere Anfälligkeit für Krautfäule und eine gute Lagereignung haben.

8. Juventa: Mittelfrühe, vorwiegend festkochende Sorte mit ovalen Knollen und guter Keimruhe

Im Speisewareertrag lag Juventa in den beiden ersten Versuchsjahren leicht unter und aktuell leicht über dem Mittel. Die Jugendentwicklung ist vergleichsweise langsam. Die Knollen zeigten sowohl für Dry Core als auch im Sklerotienbesatz über alle Versuchsjahre eine hohe Anfälligkeit. Aktuell lag der Anteil mit Sklerotien befallener Knollen bei 73 %. Die Stärkegehalte lagen jeweils im unteren Bereich. Im Speisetest hat Juventa sehr gut abgeschnitten. Die Lagereignung soll gut sein.

Hinweis für die Bestellung von Pflanzgut

Die Bio-Pflanzgutbestellung sollte bis spätestens zum 31. Januar erfolgt sein.

Wenn erst nach dem 31.1.2024 bestellt wird, greift Kategorie I, d. h. wenn das Pflanzgut der gewünschten Sorte nicht mehr vorhanden ist, muss auf eine andere Sorte der jeweiligen Gruppe zurückgegriffen werden.

Standort- und Anbaudaten

Versuchsort Grebenstein-Frankenhausen
Kreis Kassel
Höhenlage über NN 190 m
Mittlere Jahrestemperatur 8,5°C
Jahresniederschlag 650 mm
Bodenart Lehm mit Lössauflage uL
Bodenpunkte 80
Vorfrucht Kleegras 2-jährig
Zwischenfrucht keine
Pflug 04.10.22
Pflanzdatum 04.05.23
Düngung keine
Anhäufeln 17.05. und 16.06.Rollsternhacke
Kupfereinsatz kein
Krautabnahme keine
Ernte sehr frühe und frühe 14.09.23
Ernte mittelfrühe 15.09.23
Bodenuntersuchung (Datum) 08.05.23
Nmin kg/ha 0-60cm 83
pH-Wert 7,2
P2O5 13
K2O 5
MgO 7

 

Versuchsergebnisse der Jahre 2021-2023; Sehr frühe und frühe Sorten

2023 2021 bis 2023
VR-Sorte: Lea
Mittel VD: Versuchsmittel
Speisewareerträge Sortierung: 30/35mm bis 60/65mm
Rohertrag Anteil Untergrößen Anteil Normalgrößen Anteil Übergrößen Anzahl Knollen/Pflanze Speisewareerträge rel. VRS
Sorte dt/ha rel. VRS % % % >30/35mm 2023 2022 2021
Wega 266 120 3,2 93,4 3,5 6,7 117 92 94
Vindika 268 121 10,7 89,3 0,0 13,9 113 97
Lea VRS 222 100 4,7 95,3 0,0 12,0 100 100 100
Twister 236 106 6,7 93,4 0,0 8,6 104 107 119
Marion 281 126 26,6 73,5 0,0 10,5 97
Adorata 322 145 1,6 94,5 3,9 9,7 144
Mittel VD 266 8,9 89,9 1,2 10,2 211 371 366
Mittel VRS 222
GD 5% (dt/ha) 27

 

Versuchsergebnisse der Jahre 2021-2023: Mittelfrühe Sorten

2023 2021 bis 2023
VR-Sorten: Almonda, Emanuelle, Simonetta
Mittel VD:: Versuchsmittel
Speisewareerträge Sortierung: 30/35mm bis 60/65mm
Rohertrag Anteil Untergrößen Anteil Normalgrößen Anteil Übergrößen Anzahl Knollen/Pflanze Speisewareerträge rel. VRS
Sorte dt/ha rel. VRS % % % >30/35mm 2023 2022 2021
Almonda VRS 247 101 7,4 92,4 0,3 9,0 98 98 107
Emanuelle VRS 235 96 2,7 96,9 0,5 9,6 98 98 108
Simonetta VRS 253 103 2,0 96,0 2,1 9,5 104 105 107
Jule 250 102 13,9 86,1 0,0 9,3 92 77 107
Polly 252 103 5,0 95,0 0,0 8,4 103 101 103
Taormina 332 135 1,8 97,4 0,9 5,8 139
Herbstgold 195 79 10,9 89,1 0,0 6,0 74
Juventa 260 106 7,3 92,4 0,3 9,9 103 96 92
Mittel VD 253 6,4 93 0,5 8,4 233 349 304
Mittel VRS 245
GD 5% (dt/ha) 34,5

 

Pflanzen- und Knollenbonitur: Sehr frühe und frühe Sorten

Sorte Alternaria
1. Juli
Krautfäule
25. Juli
Datum Absterben Kraut Anzahl Knollen mit Dry-core Löchern Rhizoctonia Befallsstärke % Rhizoctonia Befallshäufigkeit % Schorf Befallsstärke % Stärkegehalt Knolle %
Wega 2 1 08.08.2023 11 0,1 9 1 13,4
Vindika 3 1 29.07.2023 22 0,8 10 1 17,0
Lea 6 1 25.07.2023 8 0,7 8 1 13,9
Twister 4 1 29.07.2023 26 0,6 14 1 13,4
Marion 3 1 08.08.2023 15 0,3 3 1 18,0
Adorata 3 1 04.08.2023 28 0,4 10 1 15,4
Mittel 4 1 18 0,5 9 1,0 15,2

 

Pflanzen- und Knollenbonitur: Mittelfrühe Sorten

Sorte Alternaria 25. Juli Krautfäule
25. Juli
Datum Absterben Kraut Anzahl Knollen mit Dry-core Löchern % Rhizoctonia Befallsstärke % Rhizoctonia Befallshäufigkeit % Schorf Befallsstärke % Stärkegehalt Knolle %
Almonda 4 1 08.08.2023 2 0,0 3 1,0 17,5
Emanuelle 2 1 08.08.2023 15 0,9 17 1,0 16,8
Simonetta 3 1 06.08.2023 4 0,0 1 1,2 17,0
Jule 3 1 05.08.2023 8 0,6 13 1,0 16,8
Polly 3 1 10.08.2023 3 2,8 26 1,0 19,5
Taormina 2 1 12.08.2023 12 0,1 8 1,5 14,4
Herbstgold 3 1 05.08.2023 15 1,0 20 1,0 15,0
Juventa 3 1 12.08.2023 26 7,3 73 1,0 15,9
Mittel 3 1 11 1,6 20 1,1 16,6

 

Sorteneinstufung

Sorte Zulassung Züchter Reifegruppe Kochtyp Knollenform
I: sehr früh; II: früh; III mittelfrüh, IV: mittelspät
f = festkochend, vf = vorwiegend festkochend, m = mehlig kochend
*NÖS: Niederösterreichische Saatbaugenossenschaft
Wega 2010 Norika II vf oval
Vindika 2020 Europlant II f langoval
Lea 2019 Solana I f oval
Twister EU Agrico II f oval
Marion 2019 Europlant II f oval
Adorata 2019 Norika I f langoval
Almonda 2013 Solana III f oval
Emanuelle 2019 HZPC III f langoval
Simonetta 2017 Europlant III f langoval
Jule 2019 Solana III f oval
Polly 2021 Norika III vf-m oval-langoval
Taormina 2022 Europlant III vf oval
Herbstgold 2023 NÖS* III vf rund-oval
Juventa 2017 Europlant III vf oval