Ökologischer Pflanzenbau
Landessortenversuche Öko-Ackerbohne 2016
Der Ertrag der 2016 im Landessortenversuch geprüften Ackerbohnensorten lag im Mittel beider Öko-Versuchsstandorte bei rund 40 dt/ha. Der vorliegende Artikel behandelt die Ertragsleistung von Ackerbohnen unter den Bedingungen des Ökologischen Landbaus anhand von Landessortenversuchen auf zwei hessischen Standorten.
Ackerbohnen gehören im gemäßigten kühl-feuchten Klima zu den Körnerleguminosen mit dem höchsten Ertragspotenzial. Allerdings benötigen sie Standorte mit wasserhaltefähigen Böden und eine gleichmäßige Wasserversorgung über die gesamte Vegetation, besonders in den Sommermonaten Juni (Blüte) und Juli (Hülsenbildung). Extreme Trockenperioden beeinträchtigen die Ertragssicherheit. Der Öko-Landesortenversuch wird auf zwei langjährig ökologisch bewirtschafteten Standorten, dem Betrieb Kasper (Vogelsbergkreis) und der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen (Landkreis Kassel) durchgeführt. Aufgrund der mittleren bis sehr hohen natürlichen Fruchtbarkeit der Böden eignen sich beide Standorte gut für den Anbau von Ackerbohnen.
Tabelle 1: Standorte
Alsfeld-Liederbach | Hessische Staatsdomäne Frankenhausen | |
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Landkreis | Vogelsberg | Kassel |
Naturraum | Nördlicher Unterer Vogelsberg | Hofgeismarer Rötsenke |
Niederschlag (1981-2010) | 677 mm | 650 mm |
Temperatur (1981-2010) | 8,3°C | 8,5°C |
Bodentyp | Parabraunerde / Pseudogley | Parabraunerde aus Löss |
Bodenart | sandiger Lehm | mittlerer toniger Schluff |
Bodenpunkte | 55 | 75 |
Nmin [kg N/ha in 0-90 cm] | 50 | 94 |
P2O5 [mg/100g Boden] | 8 | 16 |
K2O [mg/100g Boden] | 19 | 17 |
Mg [mg/100g Boden] | 27 | 10 |
pH-Wert | 6,2 | 6,8 |
Tabelle 2: Versuchsdurchführung
Alsfeld-Liederbach | Hessische Staatsdomäne Frankenhausen | |
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Aussaat am | 25.03.2016 | 13.04.2016 |
Reihenabstand [cm] | 12,9 | 18,8 |
Körner/m2 | 40 | 40 |
Ernte am | 25.08.2016 | 23.08.2016 |
Wird die Ackerbohne im Betrieb als Marktfrucht angebaut, sollte bei der Sortenwahl in erster Linie die Ertragssicherheit berücksichtigt werden. Neben dem Ertrag ist der Rohproteingehalt ein wichtiger wertgebender Inhaltstoff bei Ackerbohnen. Er wird zwar am Markt (bislang) nicht honoriert, aber für Betriebe, die ihre Ernte innerbetrieblich verwerten, hat er größere Bedeutung. Für die Verwendung in der Fütterung von Monogastriern (Schweinen bzw. Geflügel) limitieren bei Ackerbohnen sekundäre Inhaltsstoffe (Antinutritive) wie Tannine bzw. Vicin und Convicin die in der Ration einzusetzenden Mengen.
Tabelle 3 gibt die Ertragsleistung der Sorten relativ zum Mittelwert des gesamten Prüfsortimentes wieder. Auf beiden Standorten zeigte sich 2016 eine starke Differenzierung der Sorten bezüglich des Merkmals Ertrag. Die stärkste Ertragsleistung erzielten Fuego, Fanfare und Tiffany. Divine stellte erneut ihr geringes Ertragspotenzial unter Beweis, während Pyramid und Taifun, wenn auch weniger deutlich, unter Fuego droschen, was dem Ergebnis der mehrjährigen Auswertung dieser beiden Sorten entspricht. Boxer ist eine erstmalig geprüfte Sorte, die im Ertrag auf beiden Standorten knapp 10% unter Fuego abschnitt, während die neue, tanninarme Sorte Albus noch deutlicher enttäuschte. Die Tanninfreiheit von Taifun kann ihr im Vergleich zu anderen Sorten deutlich niedrigeres Ertragspotenzial wohl kaum kompensieren und eine Empfehlung für den Anbau ist zunächst nicht zu rechtfertigen. Grundsätzlich sollten solche Sorten nur mit Anbauvertrag und zu auf das geringere Ertragsniveau abgestimmten Preisen angebaut werden.
Tabelle 3: Ertrag, Rohproteingehalt und Rohproteinertrag des Sortiments
th = tanninhaltig; ta = tanninarm; tf = tanninfrei; v-/cvr = vicin-/covicin-reduziert; v-/cvf = vicin-/covicinfrei | |||||||
Ertrag [% rel. zur VRS] | Rohproteingehalt [% der TS] | Rohproteinertrag [% rel. zur VRS] | |||||
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Sorte | Sekundäre Inhaltsstoffe | Liederbach | Franken- hausen | Liederbach | Franken- hausen | Liederbach | Franken- hausen |
Fuego | th | 100 | 100 | 32,8 | 28,4 | 100 | 100 |
Divine | th / v-/cvf | 63 | 76 | 34,4 | 30,9 | 66 | 82 |
Isabell | th | 98 | 90 | 33,3 | 29,2 | 99 | 92 |
Bilbo | th | 65 | 87 | 35,1 | 30,1 | 70 | 93 |
Pyramid | th | 84 | 89 | 32,7 | 25,9 | 84 | 81 |
Taifun | tf | 83 | 86 | 33,9 | 30,9 | 86 | 93 |
Fanfare | th | 98 | 104 | 33,1 | 27,0 | 99 | 99 |
Boxer | th | 91 | 92 | 33,5 | 28,4 | 93 | 92 |
Tiffany | th / v-/cvr | 110 | 100 | 34,4 | 29,8 | 116 | 104 |
Albus | ta | 72 | 85 | 35,2 | 31,9 | 78 | 95 |
Verrechnungssorte | 41,2 | 48,3 | 33,8 | 29,3 | 10,3 | 11,0 | |
[dt/ha] | [% der TS] | [dt/ha] |
Die Rohproteingehalte der geprüften Sorten unterscheiden sich gewöhnlich nicht nennenswert. Die Rohproteingehalte des Standortes Frankenhausen 2016 stellen hier eher eine Ausnahme dar. Trotzdem korrelierten die in Alsfeld-Liederbach gemessenen Rohproteingehalte recht eng mit denen Frankenhausens (R2=0,70). Die Höhe des Rohproteingehaltes von Ackerbohnen wird jedoch stärker durch die Umweltbedingungen, also die Wechselwirkung von Standort und Versuchsjahr, als durch den Genotyp beeinflusst. Dies lässt sich am jeweiligen Versuchsdurchschnitt der beiden Standorte eindeutig ablesen.
Bei der Sortenwahl sollte die Aufmerksamkeit daher eher auf den Rohproteinertrag einer Sorte gerichtet werden. Der Rohproteinertrag des geprüften Sortiments korrelierte sehr eng (R2=0,90) mit dem Ertrag der Sorten, und ist generell viel stärker von diesem als von der Höhe des Rohproteingehaltes abhängig. Die Einschätzung des Bundessortenamts bezüglich der sortenspezifischen (sieben von zehn Sorten) Ausprägung des Rohproteingehaltes wiederum korrelierte eng (R2=0,85) mit dem errechneten Rohproteinertrag (TM-Ertrag x RP-Gehalt / 100) der Sorten. Dies belegt, dass sich die unter konventionellen Bedingungen geprüfte Ausprägung des Merkmals Rohproteinertrag bei Ackerbohnen auch im Ökolandbau realisieren lässt.