Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Pflanzenbau

LSV Öko-Ackerbohnen 2017: Sehr gute Erträge

Der Ertrag der geprüften Ackerbohnensorten lag 2017 im Mittel beider Öko-Versuchsstandorte bei rund 56 dt/ha.

Dr. Thorsten Haase vom Ökoteam des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) bewertet in diesem Artikel das Ertragspotenzial von Öko-Ackerbohnen, die Leistungsfähigkeit neuerer Sorten, deren Qualität und die Frage nach den sekundären Inhaltsstoffen.

Ackerbohnen gehören im gemäßigten kühl-feuchten Klima zu den Körnerleguminosen mit dem höchsten Ertragspotenzial. Allerdings benötigen sie Standorte mit wasserhaltefähigen Böden und eine gleichmäßige Wasserversorgung über die gesamte Vegetation, besonders in den Sommermonaten Juni (Blüte) und Juli (Hülsenbildung). Extreme Trockenperioden beeinträchtigen die Ertragssicherheit. Der Öko-Landesortenversuch wird auf zwei langjährig ökologisch bewirtschafteten Standorten, dem Betrieb Kasper (Vogelsbergkreis) und der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen (Landkreis Kassel) durchgeführt. Aufgrund der mittleren bis sehr hohen natürlichen Fruchtbarkeit der Böden eignen sich beide Standorte gut für den Anbau von Ackerbohnen.

Tabelle 1: LSV Öko-Ackerbohnen 2017: Standortbedingungen und Versuchsdurchführung
Hessische Staatsdomäne FrankenhausenAlsfeld-Liederbach
 Landkreis: KasselVogelsberg
 Naturraum: Hofgeismarer Rötsenke Nördlicher Unterer Vogelsberg
 Niederschlag (1981-2010): 650 mm677 mm
 Temperatur (1981-2010): 8,5°C 8,3°C
 Bodentyp: Parabraunerde aus Löss Parabraunerde / Pseudogley
 Bodenart: mittlerer toniger Schluff sandiger Lehm
 Bodenpunkte: 75 55
 Nmin [kg N/ha in 0-90 cm]: 117 76
 P2O5 [mg/100g Boden]: 12 14
 K2O [mg/100g Boden]: 9 10
 Mg [mg/100g Boden]: 8 10
 pH-Wert: 6,2 6,4
 Aussaat am: 30.03.2017 17.03.2017
 Reihenabstand [cm]: 18,75 12,9
 Körner/m2 40 40
 Ernte am: 23.08.2017 22.08.2017

 

Tabelle 2: Kornertrag von Öko-Ackerbohnen 2016 und 2017 in Frankenhausen und Alsfeld-Liederbach relativ zu dem Mittelwert der Verrechnungssorten sowie im zweijährigen Mittel
      Ertrag [rel. zu VRS in %]
 FrankenhausenAlsfeld-Liederbach
Sorte20172016Mittelwert20172016Mittelwert
Fuego th101 105 103 97 101 99
Isabell th99 95 97 103 99 101
Fanfare th100 110 105 111 100 105
Taifun tf93 90 91 89 84 87
Tiffany th, v-/cva103 105 104 103 112 107
Albus ta93 90 91 75 73 74
Bilbo th101 92 97 86 66 76
Birgit th102 99
Melodie th, v-/cva 104 85
VRS [dt/ha] 52,2 45,8 49,0 63,2 40,7 52,0

VRS = Verrechnungssorte (fettgedruckt)
th = tanninhaltig; ta = tanninarm; tf = tanninfrei; v-/cva = vicin-/convicinarm

Wird die Ackerbohne im Betrieb als Marktfrucht angebaut, sollte bei der Sortenwahl in erster Linie die Ertragssicherheit berücksichtigt werden. Neben dem Ertrag ist der Rohproteingehalt ein wichtiger wertgebender Inhaltstoff bei Ackerbohnen. Er wird zwar am Markt nicht honoriert, aber für Betriebe, die ihre Ernte innerbetrieblich verwerten, hat er größere Bedeutung. Für die Verwendung in der Fütterung von Monogastriern (Schweine bzw. Geflügel) limitieren bei Ackerbohnen sekundäre Inhaltsstoffe (Antinutritive) wie Tannine bzw. Vicin und Convicin die in der Ration einzusetzenden Mengen Ackerbohnenschrot.

Unter den tanninhaltigen Sorten heben sich im zweijährigen Mittel auf beiden Standorten die Sorten Fanfare und Tiffany ab. Letztere gilt laut Züchterangaben sogar als vicin-/convicin-arm. Beide sind in den vorliegenden Untersuchungen hinsichtlich des Ertragsniveaus der bisherigen Standardsorte Fuego überlegen. Isabell als weitere, altbekannte Standardsorte muss dagegen maximal den Ertrag von Fuego erreichen.

Die Tanninfreiheit von Taifun kann das im Vergleich zu anderen Sorten deutlich niedrigere Ertragspotenzial wohl kaum kompensieren und eine Empfehlung für den Anbau ist zunächst nicht zu rechtfertigen. Grundsätzlich sollten solche Sorten nur mit Anbauvertrag und zu auf das geringere Ertragsniveau abgestimmten Preisen angebaut werden.

Sorte Albus gilt als arm an Tanninen. Sie weist auf beiden Standorten ein sehr niedriges (Alsfeld-Liederbach) bzw. niedriges (Frankenhausen) Ertragspotential auf. Nach einem weiteren, dritten Prüfjahr soll eine abschließende Bewertung dieser Sorte erfolgen.

Die tanninhaltige Sorte Bilbo ist die Sorte mit den stärksten Schwankungen in der Ertragsleistung über die Jahre und Standorte. Dies muss mittlerweile auf die oftmals nicht optimale, ungleichmäßige Saatgutqualität zurückgeführt werden. Wird diese verbessert, kann Bilbo im Ökoanbau Berücksichtigung finden, nicht zuletzt da die ehemalige KWS Lochow-Sorte seit einigen Jahren auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben in Erhaltungszüchtung weitergeführt wird. Ein Prozess, der sich bisher als nicht ganz einfach darstellt.

Birgit und Melodie wurden bislang erst einmalig (2017) geprüft. Während Birgit ein Ertragsniveau vergleichbar mit Fuego erreichte, schaffte Melodie dies nur auf einem Standort, während sie auf dem anderen enttäuschte.

Da der Rohproteingehalt sich erfahrungsgemäß nicht nennenswert zwischen den Sorten unterscheidet, ist der mit dem geprüften Sortiment erreichbare Rohproteinertrag eine Funktion des Kornertrages, will heißen: so wie die Sorten hinsichtlich ihres Kornertragspotenzials eingestuft wurden, können sie auch hinsichtlich ihres Rohprotein-Ertragspotenzials bewertet werden.


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