Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

LSV Öko-Ackerbohnen 2018: Schwache Erträge

Der Kornertrag der geprüften Ackerbohnensorten enttäuschte im von Hitze und Trockenheit geprägten Anbaujahr 2018.

Öko-Ackerbohnenfeld
In diesem Artikel wird das Ertragspotenzial von Öko-Ackerbohnen, die Leistungsfähigkeit neuerer Sorten, deren Qualität und die Frage nach den sekundären Inhaltsstoffen diskutiert.

Ackerbohnen gehören im gemäßigten kühl-feuchten Klima zu den Körnerleguminosen mit dem höchsten Ertragspotenzial. Allerdings benötigen sie Standorte mit wasserhaltefähigen Böden und eine gleichmäßige Wasserversorgung über die gesamte Vegetation, besonders in den Sommermonaten Juni (Blüte) und Juli (Hülsenbildung). Extreme Trockenperioden beeinträchtigen die Ertragssicherheit. Der Öko-Landesortenversuch wird auf zwei langjährig ökologisch bewirtschafteten Standorten, dem Betrieb Kasper (Vogelsbergkreis) und der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen (Landkreis Kassel) durchgeführt. Aufgrund der mittleren bis sehr hohen natürlichen Fruchtbarkeit der Böden eignen sich beide Standorte gut für den Anbau von Ackerbohnen (Tabelle 1).

Tabelle 1: LSV Öko-Ackerbohnen 2018: Standortbedingungen und Versuchsdurchführung

Hessische Staatsdomäne FrankenhausenAlsfeld-Liederbach
Landkreis:KasselVogelsberg
Naturraum:Hofgeismarer RötsenkeNördlicher Unterer Vogelsberg
Niederschlag (1981-2010):650 mm677 mm
Temperatur (1981-2010):8,5°C8,3°C
Bodentyp:Parabraunerde aus LössParabraunerde / Pseudogley
Bodenart:mittlerer toniger Schluffsandiger Lehm
Bodenpunkte:7555
Nmin [kg N/ha in 0-90 cm]:5739
P2O5 [mg/100g Boden]:1015
K2O [mg/100g Boden]:825
Mg [mg/100g Boden]:1027
pH-Wert:6,16,1
Aussaat am:10.04.201810.04.2018
Reihenabstand [cm]:3712,9
Körner/m24040
Ernte am:07.08.201807.08.2018

2015 konnte der Öko-Landessortenversuch auf den beiden Standorten aufgrund erheblichen Blattlausbefalls nicht geerntet (Frankenhausen) bzw. nicht ausgewertet (Alsfeld-Liederbach) werden. Für 2011 liegen von Alsfeld-Liederbach ebenfalls keine Daten vor.

Die in allen Jahren geprüfte Sorte Fuego erzielte vor 2018 im Durchschnitt rund 46 dt/ha, im von extremer Trockenheit geprägten Jahr 2018 nur 30 dt/ha (65 %).

Abb. 1a und 1b (rechts)
Wird die Ackerbohne im Betrieb als Marktfrucht angebaut, sollte bei der Sortenwahl in erster Linie die Ertragssicherheit berücksichtigt werden. Neben dem Ertrag ist der Rohproteingehalt ein wichtiger wertgebender Inhaltstoff bei Ackerbohnen. Er wird zwar am Markt nicht honoriert, aber für Betriebe, die ihre Ernte innerbetrieblich verwerten, hat er größere Bedeutung. Denn der Rohproteingehalt (% in der Trockensubstanz) entscheidet mit über den auf der Fläche zu erzielenden Rohproteinertrag (dt/ha). Allerdings, so belegt die Abbildung 1a, gilt: Je höher der Kornertrag ausfällt, desto niedriger ist – aber eben nur tendenziell –der Rohproteingehalt. Das dieser (negative) Zusammenhang bei Körnerleguminosen wie der Ackerbohne jedoch nur sehr schwach ausgeprägt ist, steigt der von der Fläche zu erzielende Rohproteinertrag mit steigendem Kornertrag (Abbildung 1b). Will heißen: so wie die Sorten hinsichtlich ihres Kornertragspotenzials eingestuft werden (Tabelle 2), können sie auch hinsichtlich ihres Rohprotein-Ertragspotenzials bewertet werden.

Für die Verwendung in der Fütterung von Monogastriern (Schweine bzw. Geflügel) limitieren bei Ackerbohnen sekundäre Inhaltsstoffe (Antinutritive) wie Tannine bzw. Vicin und Convicin die in der Ration einzusetzenden Mengen Ackerbohnenschrot.

Tabelle 2 zeigt die relative Kornertragsleistung der zwischen 2010 und 2018 auf den beiden Standorten geprüften Sorten, jeweils im Verhältnis zum Ertrag der langjährig geprüften tanninhaltigen Sorte Fuego.

Die ebenfalls tanninhaltige Sorte Isabell zählt mittlerweile ebenfalls zu den gut bekannten Sorten. Im Vergleich zu Fuego hat sie über drei Jahre (2016-2018) einen niedrigeren Kornertrag (92 %) erzielt. Eine weitere in diesem Zeitraum geprüfte Sorte, Taifun, gilt als tanninarm, erzielte im dreijährigen Mittel der zwei Standorte 88 % des Kornertrags von Fuego. Die Tanninfreiheit von Taifun kann das im Vergleich zu anderen Sorten deutlich niedrigere Ertragspotenzial wohl kaum kompensieren und eine Empfehlung für den Anbau ist zunächst nicht zu rechtfertigen. Grundsätzlich sollten solche Sorten nur mit Anbauvertrag und zu auf das geringere Ertragsniveau abgestimmten Preisen angebaut werden.

Unter den tanninhaltigen Sorten heben sich im dreijährigen Mittel auf beiden Standorten die Sorten Fanfare und Tiffany als ernst zu nehmende Konkurrenz für Fuego ab. Das gilt für den Kornertrag und noch viel mehr für den Rohproteinertrag (Fanfare: 105; Tiffany: 111 %). Fanfare bestätigt das dreijährige Ergebnis, wenn man ihre Rohproteinflächenleistung über einen Fünfjahreszeitraum betrachtet (ebenfalls: 105 %).

Tiffany gilt laut Züchterangaben sogar als vicin-/convicin-arm. Beide sind in den vorliegenden Untersuchungen hinsichtlich des Ertragsniveaus der bisherigen Standardsorte Fuego überlegen. Da Vicin bei Geflügel die Eiweißverdauung hemmt und die Legeleistung herabsetzt, ist Tiffany für die eigenbetriebliche Verwertung in der Geflügelfütterung zu empfehlen. Birgit wurde bislang auf beiden Standorten über zwei Jahre geprüft und erreichte im Mittel der vier Versuche ein Ertragsniveau über dem von Fuego. Ein drittes Prüfjahr bleibt abzuwarten.

Unter den Neuzugängen machen Trumpet (tanninhaltig), aber auch Daisy und Stella, beide vicin-/covicinarm, neugierig auf die kommende Prüfsaison.

Informationen zur Verfügbarkeit von zertifiziertem Öko-Saatgut der beschriebenen Sorten sind auf www.organicxseeds.de zu finden.

Tabelle 2: Kornertrag von Öko-Ackerbohnen 2010 bis 2018 in Frankenhausen (ohne 2015) und Alsfeld-Liederbach (ohne 2011 und 2015) relativ zu Sorte Fuego

Kornertrag dt/ha [in % relativ zu Fuego]Mittel aller JahreAnzahl Versuche
Alsfeld-LiederbachFrankenhausen
Sortesek. Inh.-stoffe2010201120122013201420162017201820102011201220132014201620172018
Fuegoth10010010010010010010010010010010010010010010010015
Isabellth9492100949810610996103100981039097899815
Bioroth8895897798971108998949
Julia EUth7571787388775
Alexia EUth808480998297876
Pyramid EUth937585938689876
Fanfareth10090981131161031071049910310310
Taifun EUta8885839210481908691868910
Divine EUtf939885786392948590768610
Bilboth9480658887100866
Boxer EUth909192913
Espressoth931149595109971006
Fabelleth99919799974
Detpopth104988885103100966
Tiffany EUth ; v-/cva1101061221001021051076
Albusta72778592814
Birgitth106109101961034
Melodieth ; v-/cva1011021022
Trumpetth1231071152
GL Sunriseta10889982
Daisyth ; v-/cva1201131162
Stellath ; v-/cva1151101122
Tangentath8692898184865
Kornertrag [in dt/ha] Sorte Fuego42,658,152,455,041,261,421,926,633,654,736,170,748,352,930,045,7

VRS = Verrechnungssorten (fettgedruckt)
th = tanninhaltig; ta = tanninarm; tf = tanninfrei; v-/cva = vicin-/convicinarm


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