Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Pflanzenbau

LSV Öko-Hafer 2018 erfreute mit guten Erträgen

Hafer weist unter den Getreidearten relativ geringe Ansprüche an die Nährstoffversorgung auf. Das und eine gesicherte Nachfrage der abnehmenden Hand machen ihn für den Ökolandbau interessant.

Bio-Haferzüchter Ben Schmehe vom Dottenfelderhof
Wenn die Vermarktung als Schälhafer in Frage kommt, lohnt es sich bei der Sortenwahl neben dem Ertragspotenzial auch das Hektolitergewicht zu berücksichtigen. Beim hl-Gewicht sind mindestens 50 kg/hl gefordert. Die Ausprägung dieser Eigenschaft hat für Futterhafer keine Relevanz.

Der Landessortenversuch findet auf Flächen des seit 1989 ökologisch bewirtschafteten Betriebs Kasper in Alsfeld-Liederbach (Landkreis Vogelsberg) statt. In der Fruchtfolge steht der Versuch nach Wintergetreide (Vorfrucht) und zweijährigem Kleegras (Vor-Vorfrucht). Details zu den Standortbedingungen der Versuchsjahre 2016-2018 sind Tabelle 1 zu entnehmen.

Tabelle 1: Standortbedingungen und Versuchsdurchführung 2016-2018

Naturraum:Nördlicher Unterer Vogelsberg
Niederschlag (1961-1990):677 mm
Temperatur (1961-1990):8,3°C
Bodentyp:Parabraunerde / Pseudogley
Bodenart:sandiger Lehm
201820172016
Nmin (kg N/ha in 0-90 cm):4210061
P2O5 (mg/100g Boden):18108
K2O (mg/100g Boden):151419
Mg (mg/100g Boden):191348
pH-Wert:6,16,36,6
201820172016
Aussaat- und ErntetermineSaatDruschSaatDruschSaatDrusch
Datum09.04.31.07.28.03.06.08.21.03.15.08.

Von 6 (= Bezugsbasis) der insgesamt 14 im Zeitraum 2016-2018 geprüften Sorten liegen Ergebnisse aus drei Jahren vor (Tabelle 2). Im Mittel der drei Jahre lag das Ertragsniveau dieser Sorten bei rund 53 dt/ha. Der im Jahr 2018 gedroschene Ertrag liegt überraschend auf demselben hohen Niveau. Alle für den Hauptfruchtbau gezüchteten Sorten erreichten in allen Jahren die geforderten 50 kg/hl.

In der Folge werden das Ertragspotenzial und die jeweils wichtigsten Qualitätseigenschaften der geprüften Hafersorten besprochen. Die beiden 2018 nicht mehr geprüften Sorten werden nicht mehr vorgestellt.

3-jährig geprüfte Sorten

Sorte Max weist über die drei dargestellten Prüfjahre ein sehr hohes Hektolitergewicht auf, blieb aber im Vergleich zum Mittel der fünf Verrechnungssorten (Bezugsbasis) unter dem Durchschnitt. Der Spelzenanteil (nicht erhoben) ist bei Max laut Bundessortenamt erfreulich gering.

Sorte Poseidon lieferte im Mittel der drei zurückliegenden Versuchsjahre sehr gute Erträge und ein leicht überdurchschnittliches Hektolitergewicht. Der halmstabile Poseidon kann definitiv für den Anbau empfohlen werden.

Apollon lieferte im Mittel von drei Jahren einen erfreulichen Kornertrag, jedoch mit relativ starken Schwankungen um das dreijährige Mittel.

Für die ebenfalls im dritten Prüfjahr getestete Sorte Ozon kann aufgrund ihrer Lagerneigung bei leicht überdurchschnittlichem Ertrag nur eine vorsichtige Empfehlung ausgesprochen werden.

Die sehr halmstabile Sorte Bison enttäuschte hinsichtlich ihrer Ertragsleistung in Alsfeld-Liederbach und kommt für diesen und vergleichbare Standorte wohl nicht in die nähere Auswahl. Gleiches gilt für die Sorte Harmony.

Tabelle 2: Kornertrag [dt/ha] relativ zum Mittelwert der Bezugsbasis (= das, über alle drei Jahre geprüfte Sortiment (fettgedruckt)) und Hektolitergewicht [kg/hl] im Landessortenversuch Öko-Hafer 2016-2018

Ertrag [rel. zu BB]HLG [kg/hl]
SorteZüchter / Vertrieb20162017201816-1820162017201816-18
MaxSZ Bauer / IG Pflanzenzucht10095969755535956
PoseidonNordsaat / Saaten-Union11010610110553545955
ApollonNordsaat / Saaten-Union1119810410453505954
OzonNordsaat / Hauptsaaten9810310410255505955
BisonNordsaat / Hauptsaaten93911019552525854
HarmonyNordsaat / Saaten-Union87107939650505853
SimonSZ Bauer / IG Pflanzenzucht1291115448
EarlSZ Edelhof102995152
DelfinNordsaat / Hauptsaaten109995158
TalkunarGZF Darzau69595873
ProkopSaatbau Linz989959
ArmaniSZ Bauer / IG Pflanzenzucht10157
KasperoDottenfelderhof10859
SinabaDottenfelderhof8858
Mittelwert BB50,453,753,452,553525954

2-jährig geprüfte Sorten

Delfin scheint besser an extensive Anbaubedingungen angepasst. Ein drittes Prüfjahr bleibt jedoch abzuwarten. Die Sorte ist halmstabil und blattgesund.

Talkunar, gänzlich abgeschlagen, ist ein Speisenackthafer (Getreidezüchtungsforschung Darzau), der deswegen nicht mit Schäl- oder Futterhafersorten verglichen werden sollte. Erstaunlich hoch war das Hektolitergewicht 2018.

Prokop, eine österreichische Sorte, bewegt sich nach zwei Jahren ganz knapp unter dem Durchschnitt und konnte bislang mit Delfin nicht ganz mithalten.

Neuzugänge

Sorte Armani ist eine erstmalig geprüfte Sorte. Beim Ertrag und Hektolitergewicht reichte die Sorte an Bison heran. Laut Bundessortenamt erfreut ihr geringer Spelzenanteil

Nach erfolgreich absolvierter Öko-Wertprüfung sind die beiden, aus biologisch-dynamischer Züchtung stammenden Neuzüchtungen Kaspero (Gelbhafer) und Sinaba (Weißhafer) durch das Bundessortenamt zugelassen worden. Kaspero schaffte auf Anhieb einen überdurchschnittlichen Ertrag. Sinaba dagegen erzielt im ersten Jahr ein enttäuschendes Ergebnis. Weitere Prüfjahre bleiben abzuwarten.

Informationen zur Verfügbarkeit von zertifiziertem Öko-Saatgut der beschriebenen Sorten sind auf www.organicxseeds.de zu finden.


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