Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Pflanzenbau

LSV Öko-Silomais 2018: Spitzenerträge über fünf Jahre

Aufgrund seines hohen Ertragspotenzials und der hohen Energiegehalte ist Silomais eine wertvolle Ergänzung für die in Fruchtfolgen des Ökolandbaus verbreiteten, eiweißreichen Futterleguminosen. Seinen hohen Ansprüchen an die Stickstoffversorgung kann man durch eine günstige Fruchtfolgestellung (z.B. nach Kleegras) und/oder gezielte organische Düngung (z.B. mit Gülle) gerecht werden. Der mehrjährige Feldfutterbau reduziert – verglichen mit anderen Vorfrüchten – auch den Unkrautdruck zur Nachfrucht Silomais. Dieser benötigt in der Jugendentwicklung „Familienanschluss“, d.h. die mechanische Unkrautregulierung hat oberste Priorität und sollte sehr sorgfältig durchgeführt werden. Hat man den Mais durch diese kritische Phase gebracht, ist er dafür umso selbständiger, weil er durch seine kräftige Biomasseentwicklung (ab ca. 30 cm Wuchshöhe) das Unkraut hervorragend unterdrückt.

Öko-Silomaisbestand
Hat man Stickstoffversorgung und Unkrautregulierung hinreichend berücksichtigt, steht zur Absicherung des Anbauerfolges noch die Sortenwahl an. Sorten für die Nutzung als Silomais sollten vor allem einen hohen Trockenmasseertrag und eine hohe Energiekonzentration aufweisen. An erster Stelle steht jedoch die Festlegung auf eine, für den eigenen Standort angemessene Reifegruppe, ausgedrückt als „Silo-Reifezahl“ einer Sorte. Nur eine gut ausgereifte Maispflanze erzielt gute Stärke- und Energiegehalte. Auch weil im Ökolandbau die Aussaat meist relativ spät erfolgt, ist die Fähigkeit der gewählten Sorte zur sicheren Abreife ein wichtiges Kriterium. Die optimale Silierreife liegt bei einem Trockensubstanzgehalt zwischen 32 und 35 % und sollte auf dem eigenen Standort im Durchschnitt der Jahre zwischen Ende September und Mitte Oktober erreicht werden. Später abreifende Sorten weisen zwar ein höheres Ertragspotenzial auf, aber ihr Anbau birgt auch ein höheres Risiko einer nicht abgeschlossenen Stärkeeinlagerung. Für die meisten hessischen Standorte nördlich der Wetterau kommen wohl nur Sorten der Reifegruppe mittelfrüh (Silo-Reifezahl S 230 – 250) oder früher (S ≤ 220) in Frage.

Zum fünften Mal in Folge führte im Jahr 2018 der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel den Landessortenversuch Öko-Silomais auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen durch, ein seit 2000 ökologisch bewirtschafteten Lehr- und Versuchsbetrieb der Universität Kassel.

Tabelle 1: Versuchsfläche und Anbaudaten LSV Öko-Silomais 2014-2018, Hessische Staatsdomäne Frankenhausen (Landkreis Kassel)

Bodenartmittlerer toniger Schluff (Ut3)
20182017201620152014
Nmin (kg N/ha in 0-90 cm)k.A.7071131104
P2O5 (mg/100g Boden in 0-30 cm)812151110
K2O (mg/100g Boden in 0-30 cm)10912164
Mg (mg/100g Boden in 0-30 cm)118687
pH-Wert6,46,66,46,36,3
Saat11.05.05.05.04.05.22.04.25.04.
Häckseln13.09.27.09.22.09.02.10.30.09.

 

Das Spektrum der Reifegruppe der geprüften Sorten reichte von früh (Siloreifezahl S 170-220) bis mittelfrüh (S 230-250). Bei einem Prüfglied handelte es sich um eine sogenannte Population aus Öko-Züchtung (Weihenstephaner 2), die eher einer späteren Siloreifezahl zuzuordnen sind (Angaben des Züchters). Alle anderen Prüfglieder waren Hybriden. Für fünf Sorten liegen 2018 mindestens dreijährige Ergebnisse vor. Als Verrechnungssorten wurden die drei fünfjährig geprüften Sorten unterschiedlicher Siloreifezahl (210 bis 240) gewählt, um das Reifespektrum des Versuches abzubilden.

Vorfrucht des Feldversuches war zwei- (2014 und 2016) bzw. dreijähriges (2015) und überjähriges (2017 und 2018) Luzerne- bzw. Kleegras, das jeweils mit dem Pflug umgebrochen wurde. 2017 war die Vor-Vorfrucht Winterweizen, 2018 Kartoffeln. Die Saat erfolgte 2018 relativ spät. Ausgesät wurden 22 keimfähige Körner/m2 mit einer vierreihigen Einzelkornsämaschine (75 cm Reihenabstand), die später auf 11 Pflanzen/m2 vereinzelt wurden. Die Unkrautregulierung im Parzellenversuch wurde maschinell vorgenommen.

Gute Gesamt-Trockenmasse-Erträge bei hoher Qualität in 2018

Zur Ernte wiesen die geprüften Sorten 2018 aufgrund der vorherrschenden Witterungsverhältnisse zum Häckseln bereits Anfang September sehr hohe Trockensubstanzgehalte in der Gesamtpflanze auf. Zum Häckseln am 13.09. wiesen die frühen Sorten (39,5% TS; n=12) im Durchschnitt etwas höhere TS-Gehalte auf als die mittelfrühen (38,5% TS; n=6) Sorten (inklusive zweier Populationen).

Der durchschnittliche Trockenmasseertrag der drei Verrechnungssorten lag 2018 bei 205 dt/ha und damit auf einem mit den Vorjahren vergleichbarem Niveau (2014-2017: 207 dt/ha).

Die Spannweite der Relativerträge reichte 2018 von 81% (Population Weihenstephaner 2) bis zu 107% (Hybride Geoxx). Ein gerechter Vergleich von Sorten sollte jedoch innerhalb von – entweder Populationen – oder Hybriden erfolgen. Der durchschnittliche TM-Ertrag der frühen (Hybrid-)Sorten (n=12) im Jahr 2018 lag mit 183 dt/ha niedriger als der der mittelfrühen (n=5; 196 dt/ha). Die drei fünfjährig geprüften Sorten unterschieden sich im Mittel der fünfVersuchsjahre nur geringfügig und wiesen alle drei in einzelnen Jahren erhebliche Schwankungen um das jeweilige Mittel auf (z.B. Geoxx: 90…108%).

Da der Energieertrag [GJ/ha] sehr eng mit dem TM-Ertrag [dt/ha] und viel stärker als mit dem Energiegehalt [MJ/kg TM] korreliert ist, gilt für die Abstufung der Sorten hinsichtlich Energieertrag (TM-Ertrag x Energiedichte) das gleiche wie beim TM-Ertrag. Die Energiedichte variiert zwischen den Sorten kaum, sondern ist stark von der Witterung während der Vegetationsperiode abhängig. Über die fünf Versuchsjahre schwankte die Energiedichte Im Schnitt der Verrechnungssorten zwischen 6,2 (2014) und 7,4 MJ/kg TM (2016).

Die Ausgangshypothese im Jahr 2014 war: Um die Abreife auch in Jahren mit weniger günstigen Witterungsbedingungen zu sichern, sollte an klimatisch mit Frankenhausen vergleichbaren Standorten eher auf Sorten der früheren Reifegruppe zurückgegriffen werden. Die in den fünf Jahren gemachten Erfahrungen weisen darauf hin, dass die etwas ertragsstärkeren mittelfrühen Sorten aber auch in Durchschnittsjahren sicher zur Abreife gelangen können.

Seit dem 1. Januar 2014 sind Körner- und Silomais beim Saatgutbezug der Kategorie I zugeordnet. Die Eingruppierung in Kategorie I setzt voraus, dass ausreichend Öko-Saatgut dieser Kultur zur Verfügung steht. Mit dieser Begründung werden keine Ausnahmegenehmigungen zur Verwendung von konventionell erzeugtem Saatgut mehr erteilt. Wer Saatgut einer bestimmten Sorte beziehen möchte, kann sich auf der Webseite http://www.organicxseeds.de/ ein Bild von der aktuellen Verfügbarkeit machen.

Tabelle 2: TS-Gehalt [% der FS], sowie TM-Ertrag, Energieertrag und Energiedichte in % relativ zum Mittel der sechs Verrechnungssorten im Landesortenversuch Öko-Silomais Frankenhausen 2014-2018

TS -Gehalt [% der FS]TM Ertrag [TM/ha] rel. zu VRS [%]Energieertrag NEL [GJ/ha] rel. zu VRS [%]Energiedichte NEL [MJ/kg TM]  rel. zu VRS [%]
JahreSorteZüchterSRZ20182017201620152014201820172016201520142018201720162015201420182017201620152014
1PerezKWS17042,8938996
2LikeitDSV18039,540,89094899699102
2OsterbiCaussade20037,847,29594989110398
1EurojetPlanterra21038,0908999
1Oxanna BioIG Mais21036,59294102
1CathyDSV21039,99393100
1DavosDSV21038,6908998
1AmaverdeKWS21042,79596101
1KeopsKWS21040,59696101
3FarmezzoFarmsaat21038,436,045,88994110879711299103102
4SaludoRAGT21038,345,139,737,091949890959410093104101102104
1P 7515Pioneer22038,99093103
1LG 30215Limagrain22039,6949299
2LandlordAgasaat22039,335,495849686101102
3KwinnsKWS22037,742,738,59396909393891009799
3KWS StabilKWS22041,648,140,1941009897989910498101
3MovannaDSV22037,146,539,092949592919510096100
4ColiseeColisee22038,043,938,935,7881029199891009310110198102103
2FarmfireFarmsaat23036,935,498989610099102100
5P 8000Pioneer23037,835,344,937,333,993971059410392981059410499100100101
5Carolinio KWSKWS23040,136,745,638,133,99910210410095102102103101931021009910198
4FarmanagerFarmsaat23036,044,336,839,9951089310194107921041009999103
3Benedictio KWSKWS23039,436,346,89694113969510910110196
5GeoxxRAGT24039,535,244,537,433,51081019010710210710091105103999910198101
4OPM12Peter Kunz32,441,435,6909489888987989498
2Weihenstephaner 1LfL Freising37,646,080106811051007,3
2Weihenstephaner 2LfL Freising24036,836,2818078789797
Mittelwert der Verrechnungssorten39,135,745,037,633,81982261802012211351541331341396,86,87,46,76,2

SRZ = Siloreifezahl; VRS = Verrechnungssorte (fettgedruckt)


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