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Abdrift – unterschätzte Fehlerquelle im Pflanzenschutz

Schäden an Nachbarkulturen und weitreichende Einträge von Wirkstoffen in die Umwelt können Folgen von Abdrift sein. Wie lässt sich das Risiko minimieren?

Neben den Windbedingungen (< 3 m/s), die nur durch den Anwendungszeitpunkt beeinflusst werden können, gibt es noch weitere Stellschrauben. Daher sollten im Vorfeld der Anwendung die Düsenart, der Spritzdruck, die Aufwandmenge und die Fahrgeschwindigkeit geplant werden. Den „perfekten“ Tropfen erzeugt die richtige Kombination der genannten Faktoren.

Hilfestellungen bieten die Düsentabellen der Hersteller der Düsentechnik. Grundsätzlich sind Fahrgeschwindigkeiten über 8 km/h deutlich anfälliger für Abdrift. Der Einsatz von Injektordüsen kann das Abdriftrisiko ebenso vermindern. Beachtet werden sollten die gesetzlichen Anforderungen der Pflanzenschutzmittel an die Abdriftminderung der Düsentechnik. Informationen zu den Anforderungen finden Sie auf der Website des LLH unter „Anwendungshinweise für Pflanzenschutzmittel“ als auch auf der Website des Pflanzenschutzdienstes.

Bei Neuanschaffungen sollte ein Düsensatz mit 90 % Abdriftminderung gewählt werden. Injektordüsen erzeugen durch Lufteinschluss größere Tropfen, welche weniger windanfällig sind. Jene zerplatzen auf dem Blatt zu vielen kleinen Tropfen. Dadurch wird das Blatt optimal benetzt.

Vielfach unterschätzt wird die Gestängeführung. Das Spritzgestänge sollte parallel zur Behandlungsfläche (Blattmasse bzw. Boden bei Bodenherbiziden) geführt werden. Der Zielabstand zur Behandlungsfläche beträgt 50 cm bei Standardgestängen (Düsenabstand 50 cm). Gestänge mit 25 cm Düsenabstand können bei gleicher Aufwandmenge den Lochdurchmesser der Düsen um 50 % reduzieren und sollten bei 25 cm Abstand zur Behandlungsfläche gefahren werden. Eine gleichmäßige Führung, sowie eine enorme Entlastung des Fahrenden, bringen an dieser Stelle automatische Gestängeführungssysteme (Distance Control) bspw. über Ultraschallsensoren.

Zusätzlich zu den genannten Maßnahmen eignen sich asymmetrische Injektorflachstrahldüsen z.B. AIUB Teejet, AirMix OC, IS, IDKS, u.a. als Enddüse zum Schutz von Nachbarkulturen, Feldrändern, Gewässern; Insekten und Saumbiotopen. Sie erzielen eine deutlich bessere Querverteilung im Randbereich. Bei einer normalen 110-120 Grad symmetrischen Flachstrahldüse als Enddüse kommen auf einem 50 cm breiten Streifen am äußeren Rand wegen fehlender Überlappung nur 50 % der Spritzbrühe zur Wirkung. Dies hat zur Folge, dass eine Selektion schwer bekämpfbarer Unkräuter und Ungräser am Rand des Schlages stattfindet und diese später in die Flächen einwandern; besonders Trespenarten aber auch Unkräuter wie Storchschnabel, Rauke etc. sind hier auffällig. Bei einem Insektizideinsatz reduzieren die Randdüsen das Risiko der Abdrift auf die Feldränder und schonen dort lebende Wildbienen und andere Insekten. Der Einsatz einer Randdüse macht somit aus vielerlei Hinsicht Sinn: sie bietet eine technische Möglichkeit der Entwicklung von Herbizidresistenzen entgegenzuwirken. Nur bei der äußeren Fahrgassenspur wird diese Schrägstrahldüse an der Außenseite eingeschaltet, auf der restlichen Fläche wird sie dann gegen eine „normale“ Flachstrahldüse, identisch mit den Düsen im restlichen Spritzgestänge, ausgetauscht bzw. umgeschaltet.

Bei Fragen zur richtigen Düsenwahl stehen Ihnen Ihre LLH Pflanzenbauberatungskraft oder der Pflanzenschutzdienst zur Seite.

Hier finden Sie Informationen des RP Gießen zur Geräte- und Applikationstechnik.