Pflanzenschutz
PSM-Rückstände – Belastungssituation in Deutschland
Allen Anwendern von Pflanzenschutzmitteln (PSM) sollte bei der Reinigung der Geräte das Problem des belasteten Reinigungswassers bewusst sein. Eine Reinigung von Pflanzenschutzgeräten darf keinesfalls auf befestigten Flächen stattfinden, sonst gelangen PSM über die Kanalisation und die Kläranlage in die Gewässer.
Weniger Verschmutzung durch Umrüstung
In den 90er Jahre stellte das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (HLNUG) bei Untersuchungen in hessischen Gemeinden fest, dass die Hauptursache für die Belastung unserer Fließgewässer mit PSM die Handhabung dieser Stoffe auf den landwirtschaftlichen Höfen und in den Ortschaften ist (Untersuchungen aus dem Zeitraum 1994 bis 1998). Hofabläufe von landwirtschaftlichen Betrieben sind als maßgebliche Quelle für Belastungen der Oberflächengewässer mit PSM anzusehen. Der Abdrift bei der Ausbringung und/oder eine evtl. Abschwemmung von der behandelten Fläche sind dagegen von geringerer Bedeutung.
Im Rahmen eines Modellprojektes wurden im Herbst/Winter 1995 Pflanzenschutzgeräte so umgerüstet und ergänzt, dass die Gerätereinigung relativ einfach und direkt auf dem Feld erfolgen konnte. Sie wurden mit zusätzlichen Behältern für Spülwasser, mit Waschbürsten, mit den entsprechenden Um- und Abschalteinrichtungen und mit abdriftarmen Düsen ausgestattet. Ein begleitendes Messprogramm des HLNUG erfasste die PSM-Einträge in der Kläranlage und ermöglichte einen direkten Vergleich zu den Vorjahren (Abb. 1). Durch die Umrüstung der Geräte verminderten sich die PSM-Einträge deutlich. Diese Untersuchungen wurden in den Folgejahren auch von anderen Institutionen bei vergleichbaren Siedlungsstrukturen in anderen Bundesländern durchgeführt und mit ähnlichen Ergebnissen bestätigt.
Abb. 1: PSM-Wirkstoff-Frachten im Ablauf einer kommunalen Kläranlage in Gramm, jeweils im Monat Mai (Lothar Hessler/Werte HLNUG)
Bei modernen Spritzen kann durch ein Spülsystem die Restmenge mit Wasser aus dem Spülwassertank aus dem Gerät gedrückt werden (kontinuierliche Innenreinigung) und auf einem noch unbehandelten Teilstück bzw. auf der Behandlungsfläche verdünnt ausgebracht werden.
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Situation in Deutschland
Der Absatz an PSM-Wirkstoffen liegt seit Jahren in Deutschland zwischen 30.000 und 35.000 t. Der größte Anteil entfällt auf die Gruppe der Herbizide mit ca. 15.000 t (Abb. 2).
Die LAWA (Bund-Länderarbeitsgemeinschaft Wasser) erstellt seit mehr als 20 Jahren bundesweite Berichte zur Bewertung der Grundwasserbelastung hinsichtlich Pflanzenschutzmittelrückständen. Im letzten Untersuchungszeitraum 2013 bis 2016 wurden bundesweit 14.461 Messstellen untersucht. In dieser Periode wurden bei 18,8 % der Messstellen Rückstände an relevanten PSM oder deren Metaboliten oberhalb der Bestimmungsgrenze gefunden. Seit 1990 kann ein kontinuierlicher Belastungsrückgang festgestellt werden. Der Anteil an Messstellen, deren Werte oberhalb von 0,1 µg/l lag, reduzierte sich von 9,7 % (1990) auf 3,8 % (2013-2016) (Tabelle 1). Allerdings kann ein Großteil der PSM-Belastung auf Wirkstoffe, deren Zulassungsende schon seit Jahren oder sogar Jahrzehnte zurückliegt, zurückgeführt werden. Speziell ist hier der Wirkstoff Atrazin und dessen Metabolit Desethylatrazin anzuführen. Der Wirkstoff ist höchstpersistent. Der zweithäufigste gefundene Stoff ist Bentazon (z.B. Basagran), ein Herbizid gegen zweikeimblättrige Unkräuter. Der Wirkstoff sorgt dafür, dass die Photosynthese gehemmt wird. Die Aufbrauchfrist endete am 30.06.2018.
Anzahl der Messstellen höchster Einzelsubstanz-Messwert der letzten Probe | ||||||
Land | Insgesamt untersucht | < BG | ≥ BG bis ≤ 0,05 µg/l | > 0,05 bis ≤ 0,1 µg/l | > 0,1 bis ≤ 1,0 µg/l | > 1,0 µg/l |
Baden-Würtemberg | 3.892 | 3.437 | 286 | 115 | 53 | 1 |
Bayern | 2.187 | 1.550 | 364 | 128 | 142 | 3 |
Berlin | 19 | 16 | 2 | 0 | 1 | 0 |
Brandenburg | 368 | 338 | 12 | 8 | 8 | 2 |
Bremen | 60 | 46 | 12 | 0 | 2 | 0 |
Hamburg | 449 | 292 | 23 | 94 | 39 | 1 |
Hessen | 1.530 | 1.357 | 100 | 37 | 35 | 1 |
Mecklenburg-Vorpommern | 513 | 473 | 14 | 9 | 16 | 1 |
Niedersachsen | 649 | 556 | 33 | 37 | 22 | 1 |
Nordrhein-Westfalen | 2.357 | 2.075 | 132 | 82 | 63 | 5 |
Rheinland-Pfalz | 349 | 212 | 81 | 24 | 28 | 4 |
Saarland | 108 | 69 | 8 | 4 | 15 | 12 2) |
Sachsen | 576 | 190 1) | 340 | 24 | 19 | 3 |
Sachsen-Anhalt | 412 | 344 | 35 | 9 | 18 | 6 |
Schleswig-Holstein | 767 | 671 | 33 | 19 | 36 | 8 3) |
Thüringen | 225 | 123 1) | 82 | 17 | 3 | 0 |
Deutschland (Anzahl) | 14.461 | 11.749 | 1.557 | 607 | 500 | 48 |
Deutschland (Anteil) | 100,0 % | 81,2 % | 10,8 % | 4,2 % | 3,5 % | 0,3 % |
2) Die Funde stammen aus Untersuchungen von einem eng begrenzten Sanierungsbereich, bei dem als Ursache nicht die Anwendung, sondern die unsachgemäße Lagerung von Pflanzenschutzmitteln anzusehen ist.
3) Die hohe Fundrate ist im Wesentlichen bedingt durch 1,2-Dichlorpropan.
Fazit
Die PSM-Belastung durch relevante Wirkstoffe und deren Metaboliten nimmt stetig ab. Auch im aktuellen Berichtszeitraum kann ein Großteil der Funde auf bereits nicht mehr zugelassenen PSM (Altlasten) wie Atrazin und dessen Metabolite zurückgeführt werden, deren Belastung weiterhin abnimmt. Die Belastung durch aktuell zugelassene PSM bleibt seit Jahren konstant.