Rinder-Fütterung
Maissilage-Qualitäten in 2021 sehr durchwachsen
Maissilage ist ein wichtiger Bestandteil in Futterrationen für Rinder. Auf etwa 58.800 ha wurde in 2021 Mais angebaut. Die Erträge in Hessen lagen mit 548 dt/ha um 23 % höher als in 2020 und über dem langjährigen Mittelwert (Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden 2022). Um Rinder leistungsgerecht und wirtschaftlich füttern zu können, müssen Kenntnisse über den Futterwert der eingesetzten Grundfuttermittel vorliegen. In Hessen sind in 2021 473 Maissilage-Proben vom Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) untersucht worden. Die Ergebnisse sollen im Folgenden vorgestellt werden.
Parameter | Einheit | Mittelwert |
---|---|---|
ADFom: Säure-Detergenzien-Faser nach Veraschung, NDFom: Neutrale-Detergenzien-Faser nach Veraschung, ELOS: Enzymlösbare organische Substanz, ME: Umsetzbare Energie, NEL: Netto-Energie-Laktation, nXP: Nutzbares Rohprotein, RNB: Ruminale Stickstoffbilanz, SW: Strukturwert | ||
Trockenmasse | % | 33 |
Rohasche | g/kg TM | 38 |
Rohfett | g/kg TM | 28 |
Rohfaser | g/kg TM | 217 |
ADFom | g/kg TM | 250 |
NDFom | g/kg TM | 424 |
ELOS | g/kg TM | 674 |
Rohprotein | g/kg TM | 69 |
Stärke | g/kg TM | 298 |
ME | MJ/kg TM | 10,8 |
NEL | MJ/kg TM | 6,5 |
nXP | g/kg TM | 127 |
RNB | g N/kg TM | -9,7 |
SW | 1,8 | |
Calcium | g/kg TM | 2,0 |
Phosphor | g/kg TM | 2,1 |
Magnesium | g/kg TM | 1,1 |
Kalium | g/kg TM | 11 |
Die Ergebnisse zum Futterwert sind in Tabelle 1 dargestellt. Mit 33 % Trockenmasse (TM) liegen die Silagen im Durchschnitt im optimalen Bereich von 30 bis 35 %, sodass eine gute Verdichtung im Silo möglich war. Allerdings gab es einzelne Ausreißer nach oben. Rohaschewerte von 3,8 % lassen auf relativ gut Erntebedingungen und geringen Schmutzeintrag schließen. Der Rohproteingehalt liegt mit 69 g/kg TM etwas niedriger als im vergangenen Jahr. Er führt in Verbindung mit einem relativ niedrigen Stärkegehalt von 298 g/kg TM zu einer hohen negativen RNB (Ruminale Stickstoffbilanz) von -9,7. Auch der Gehalt an nutzbarem Rohprotein, welcher vom Energiegehalt abhängig ist, liegt mit 127 g/kg im unteren Bereich. Eine maisbetonte Ration sollte daher mit entsprechenden Eiweißfuttermitteln mit positiver RNB ausgeglichen werden. Um die Pansenbakterien mit ausreichend Stickstoff für die Proteinbiosynthese zu versorgen, kann bei entsprechender Rationsgestaltung auch auf Futterharnstoff zurückgegriffen werden. Hierbei sind allerdings die Anwendungsbestimmungen zu beachten.
Bedingt durch die vergleichsweise geringen Stärkegehalte und die relativ niedrige Verdaulichkeit (ELOS 67,4 %) liegen die Energiegehalte mit durchschnittlich 6,5 MJ NEL/kg TM eher im unteren Bereich. Aber auch hier gibt es zwischen einzelnen Silagen große Unterschiede, sodass das obere und untere Viertel aller Proben um 0,5 MJ NEL/kg TM differieren.
Beeinflussbar sind diese Werte zum Beispiel durch die Schnitthöhe. Durch höhere Schnitthöhen nimmt der Kolbenanteil im Schnittgut zu, wodurch auch die Stärkegehalte, die Verdaulichkeit und damit der Energiegehalt ansteigen. Um höhere Stärkegehalte, eine höhere Verdaulichkeit und damit auch höhere Energiegehalte realisieren zu können, muss außerdem eine zum Standort passende Sorte mit entsprechender Reifezahl ausgewählt werden. Nur mit einer guten Abreife der Pflanzen bei der Ernte wurde der in der Pflanze gebildete Zucker in Stärke umgewandelt und in die Kolben eingelagert (Zuckergehalte < 20 g/kg TM). Nicht vollständig abgereifte Pflanzenbestände erkennt man an den hohen Zuckergehalten in den Silageproben, die in Einzelfällen in 2021 über 70 g/kg TM erreichen.
Die Variationsbreite im Energiegehalt lässt sich außerdem durch die verschiedenen Fasergehalte erklären. Im Durchschnitt liegt der Rohfasergehalt mit 217 g/kg TM über den empfohlenen Werten wodurch auch die ADF (Säure-Detergenzien-Faser) und NDF (Neutrale-Detergenzien-Faser)-Gehalte mit durchschnittlich 250 bzw. 424 g/kg TM relativ hoch sind. Dies ergibt sich bedingt durch die hohen Erträge aus einem ungünstigen Verhältnis zwischen Restpflanze und Kolben und der zum Teil nicht vollständigen Abreife bei der Ernte. Auch hier kann, wie bereits beschrieben, über die Sortenwahl, den Grad der Ausreife und die Schnitthöhe Einfluss genommen werden. Bei hohen Ertragserwartung kann die Schnitthöhe angepasst werden, um das Kolben-Restpflanzen-Verhältnis positiv zu beeinflussen und Qualität der Silage zu steigern.
Die Untersuchungsergebnisse zu den Mineralstoffgehalten zeigen Calciumarme Maissilagen mit 2 g/kg TM. Die Phosphorgehalte liegen durchschnittlich bei 2,1 g/kg TM und damit im mittleren Bereich.
Fazit
Insgesamt spiegeln die letztjährigen hohen Erträge mit unterdurchschnittlichen Qualitäten der Silagen die Witterungsbedingungen während der Vegetationsperiode bis zur Maisernte wider. Zwischen einzelnen Untersuchungsergebnissen gibt es allerdings große Schwankungsbreiten. Es ist daher wichtig, die betriebseigene Maissilage für eine optimale Versorgung der Tiere und den wirtschaftlichen Einsatz von Futtermitteln untersuchen zu lassen. Hierbei sollten durchaus auch mehrere Untersuchungen stattfinden, um die Veränderungen während der Lagerdauer und den daraus resultierenden Futterwert immer aktuell in der Rationsberechnung abbilden zu können.