Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rinder

Praxistipps zum Einsatz der Futterschüttelbox

Die Strukturversorgung beeinflusst Gesundheit und Leistungsfähgikeit der Milchkühe. Die Schüttelbox ist ein „Beratungshilfsmittel“, mit dem Sie relativ einfach und schnell einen ersten Überblick hinsichtlich der Strukturversorgung der Milchviehherde gewinnen können. Gleichzeitig bietet sie den Einstieg in den Dialog rund um das Futter- und Fütterungsmanagement des Betriebes.

Futterprobenahme

Sie sollten grundsätzlich die Schüttelbox nur dann einsetzen, wenn frisches Futter vorgelegt wird. Da einzelne Proben einer Mischung zum Teil in ihrem Ergebnis der Partikelgröße voneinander abweichen können, sollten unmittelbar nach dem Austragen aus dem Futtermischwagen mehrere Proben entlang des Futterkrippe gezogen werden.

Folgende Kriterien lassen sich mit der Futterschüttelbox bestimmen:

  • Mischgenauigkeit
  • Fehler in der Reihenfolge der Befüllung des Mischwagens
  • Austragegenauigkeit des Mischwagens
  • Strukturwirksamkeit der Mischration
  • Vollständigkeit der Komponenten der Mischration

Die gewonnenen Informationen sind hilfreich für eine Schwachstellenanalyse. Vor allem, wenn mehrere Tiergruppen mit einer Basisration versorgt werden, die je nach Leistung bzw. Anzahl der Futtergruppen mit Kraftfutter weiter aufgewertet wird.

Strukturwirksamkeit der Mischration überprüfen

Werkzeuge für ein effektives Rationscontrolling: Futterschüttelbox und eine Vorrichtung zur Trockenmassebestimmung der TrogrationDie Strukturwirksamkeit der Mischration kann natürlich auch durch mechanische Schäden beeinträchtigt werden. Wird das Futter beim Silieren, durch die Entnahme aus dem Silo oder beim Mischvorgang im Futtermischwagen zu stark zerkleinert (mindestens 10 % der Futter-partikel sollten länger als 2 cm sein), um eine entsprechende Struktur zu liefern, verliert die Ration ihre Strukturwirksamkeit.

Von daher bietet das Ergebnis der Schüttelbox auch eine Diskussionsgrundlage hinsichtlich Grobfutterwerbung (Häcksel- bzw. Schnittlänge in Abhängigkeit von der Entnahme- und Futtervorlagetechnik). Dies trifft gerade für sehr früh geschnittene Grassilage zu. Hier sollte die Schnittlänge mindestens 8 cm betragen. Darüber hinaus dürfen die Mischzeiten nicht zu lang werden, da auch hier, je nach Mischsystem, die Gefahr der Strukturzerstörung durch Vermusen besteht.

So wird geschüttelt

Schema SchüttelboxAbsolut wichtig ist ein ebener Untergrund. Dazu eignet sich ein Brett (60 x 100 cm) als Unterlage. Ideal ist der Rest einer Schaltafel. Die Futterprobeeinwaage sollte zwischen 200 und 400 g liegen. Wird zuviel Futter in die Schüttelbox gegeben, lässt sich die Box nicht mehr richtig handhaben (Futter „rollt“ sich im Obersieb bzw. fliegt raus) und das Ergebnis wird verfälscht!

Je Seite 5 mal, danach Box um ein Viertel im Uhrzeigersinn drehen. D.h., dass bei einem Durchgang 40 Schüttelbewegungen nötig sind. Insgesamt werden zwei Durchgänge absolviert.

Schütteltipps

  • Bringen Sie eine gut sichtbare Markierung auf eine der Seiten auf, damit sie wissen, wann Sie „eine Runde“ geschüttelt haben.
  • Der untere Siebkasten enthält Kugelrollen. Diesem sollten Sie von Zeit zu Zeit einen Tropfen Öl gönnen. Es schüttelt sich danach leichter!
  • Ein wichtiges Zubehör ist eine gute Waage. Hier hat sich die Verwendung einer digitalen Haushaltwaage bewährt. Achten Sie darauf, dass der Waagebehälter ein ausreichendes Fassungsvermögen hat!

Rationsbeurteilung

Mit der Schüttelbox erhalten Sie relativ einfach und schnell einen ersten Überblick hinsichtlich der Strukturversorgung der Milchviehherde. Das Ergebnis der Schüttelbox kann allerdings nicht alleiniges Kriterium der Rationsbeurteilung sein. Es ist jedoch ein guter Einstieg in den Dialog mit dem Beratungskunden. Weitere Kontrollparameter sind:

  • Körperkondition
  • Wiederkauaktivität
  • Futteraufnahme
  • Kotbeschaffenheit
  • Klauengesundheit (Klauenrehe)
  • Milchmenge
  • Milchinhaltsstoffe (Fett, Eiweiß, Milchharnstoff und Laktose)

Bei der Beurteilung der Rationen bzw. der Siebfraktionen ist zu beachten, dass bei Teil-Misch-Rationen die Kraftfutterzu-fütterung, z.B. über den Transponder, gewichtsanteilmäßig berücksichtigt werden muss. Das heißt, dass die Anteile, vor allem im Untersieb, je nach Höhe der absoluten Menge der Transponder-Zufütterung, deutlich geringer (ca. 10–25 %) sein müssen als in Tabelle 1 (siehe PDF) für Total-Misch-Rationen angegeben. Je Kilogramm „separat“ gefüttertem Kraftfutter erhöht sich der prozentuale Anteil des Untersiebes um 2 %.

Feuchtkomponenten erschweren die Beurteilung

Problematisch wird die Beurteilung der Siebfraktionen, je feuchter die Gesamtration ist. Bedingt durch Feuchtkomponenten wie Treber, Pülpe, Trester u.a. sowie bei Einsatz von Melasse kommt es zum „Verkleben“ der Feinpartikel (i.d.R. Kraftfutterkomponenten) mit dem Grobfutter! Dies muss bei der Beurteilung der Siebfraktionen (Mittel- und Untersieb) berücksichtigt werden!

Werden pelletierte Milchleistungsfutter eingemischt, kommt es gerade in Verbindung mit Feuchtkomponenten zum „Quellen“ der Pellets. Diese finden Sie dann vermehrt in der mittleren Siebfraktion wieder und nicht im Untersieb!

Beeinflusst werden kann das Ergebnis der Schüttelbox auch durch den Anwender selbst. Deshalb sollte nach Möglichkeit bei Rationskontrollen immer der/die gleiche Berater/in die Schüttelbox bedienen!

Die im Folgenden aufgeführten Tabellen und Übersichten geben Anhaltswerte über die Beurteilung der Rationen hinsichtlich der gewünschten Anteile der Partikelgröße, der Vorgehensweise bei der Berechnung der Anteile sowie weiteren Empfehlungen zur Versorgung der Kühe mit Neutraler Detergentien Faser (NDF).

Für weiterreichende Informationen hinsichtlich der Interpretation von Ergebnissen gibt es mittlerweile umfangreiche Literatur. Allerdings sind diese, überwiegend amerikanischen Untersuchungen und Empfehlungen, in der Regel nicht eins zu ein auf die deutsche Praxis zu übertragen. Eigene Praxiserfahrungen in der Anwendung der Schüttelbox und betriebs-spezifische Besonderheiten müssen in der Beurteilung der Ergebnisse berücksichtigt werden.

Das Formular „Analysebogen zur Bestimmung der Partikelgröße in Grobfuttern und Totalen-Misch-Rationen“ wird von den Beratungskräften des LLH eingesetzt.


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