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Nachlese: Mutterkuhhalter überregional unterwegs

Am 25.03.2023 veranstaltete der Verein der Mutterkuhhalter des Main-Kinzig-Kreises e.V. für seine Mitglieder und interessierte Betriebsleitende eine eintägige Fachexkursion.

Die fast vierzigköpfige Gruppe startete gegen 9 Uhr in Wächtersbach in Richtung Laudenbach (Bayern). Ziel war die Patura KG, der Großhändler für Weide- und Stallbedarf über alle (Nutz-)Tierarten hinweg.

Teilnehmer der Exkursion

Dort angekommen wurden die Teilnehmer mit einem zünftigen Frühstück nach bayerischer Art begrüßt. Geschäftsführer Helmut Allié berichtete währenddessen über die Entstehungsgeschichte der Firma, sowie die Namensgebung: Patura ist an das französische ‚la pâture‘ angelehnt, was Weide bedeutet. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Fleischrinderbranche, welche gerade in Ländern wie Frankreich einen erheblichen Anteil am Absatzmarkt ausmache. Weiter ging es mit Informationen, sowie einer lebhaften Diskussion zum Thema Zaunbau und Instandhaltung von Weideflächen. Allié verwies hierbei in anschaulicher Art auf die Wichtigkeit der nötigen Erdung, die in vielen Betrieben nicht eingerichtet sei und zu einem Ausbrechen der Herde führen könne. Eine ausreichende Erdung sowie gute Leitfähigkeit der Zaunlitze sind eine Art „Basisversicherung“ für eine erfolgreiche Weidehaltung. Gleichzeitig spiele die Klassifikation des Weidezaungerätes (Volt/Joule) eine große Rolle sowie der Bewuchs am Zaun. Ein gutes Weidezaungerät müsse passend geerdet und gut auf die jeweilige Weide abgestimmt sein (Zaunlänge, Widerstände etc. beachten).

Eine Besichtigung des Werkes mit Informationen rund um Entstehung, Logistik und Mitarbeiterführung rundeten den Besuch bei Patura ab. Der Geschäftsführer machte an mehreren Stellen darauf aufmerksam, wie wichtig eine gute Mitarbeiterführung sei, da Mitarbeitende seiner Ansicht nach das wichtigste Gut einer erfolgreichen Firma seien.

Nach der Verabschiedung fuhr die Gruppe weiter in Richtung des Fleckvieh-Zuchtbetriebes von Claus Schultes in Bessenbach.

Mit dem Bus über eine schmale Dorfstraße fast schwer zu erreichen, liegt der Betrieb der Familie Schultes auf 245 Höhenmetern. Umringt von Wiesen, die in direkter Stallnähe als Weiden für Rinder, Pferde und Ziegen dienen.

Familie Schultes besitzt einen Viehbestand von rund 150 Tieren, bestehend aus Mutterkühen, Bullen, Schlachttieren und Nachzucht. Angegliedert an den Hof sind das Gasthaus „Waldmichelbacher Hof“, ein Hofladen mit regionalen Produkten sowie eine Pferdezucht.

Der Biobetrieb ist mit rund 100 ha Grünland und 30 ha Ackerbau ausgestattet, die hauptsächlich dem Futterbau dienen.

Zudem handelt sich um einen Herdbuchzuchtbetrieb, was ihn durch seine Zuchterfolge und die jährliche Hofauktion auch über die bayerische Landesgrenze hinaus bekannt machte. Als Zuchtziele definiert Schultes Leichtkalbigkeit, Frohwüchsigkeit, korrekte Fundamente, ein ruhiges Wesen und gute Euter bei einer angemessenen Milchleistung.

Neben mehreren einzelbetrieblichen Besonderheiten ist mit Blick auf die Mutterkuhhaltung, die möglichst „extensiv“ und mit wenig Arbeitsaufwand aufgebaut sein sollte, gerade das Stallsystem zu erwähnen. Es handelt sich um einen Mutterkuhstall in Rundholzbauweise mit 80 Liegeboxen. Besonderheit hier: Die Fütterung ist als Selbstfütterung am integrierten Lager mit Heu, Gras und Maissilagen organisiert. Das Fressgitter, ebenfalls ein Eigenbau aus Holz, wird hierzu an der Anschnittfläche des Fahrsilos platziert und die Kühe fressen sich regelrecht in den Silostock hinein. Bis auf das tägliche Versetzen des Fressgitters und des Siloabdeckens entsteht somit in Sachen Winterfütterung keine weitere Arbeitszeit. Silofüllhöhen von 2,2 bis maximal 2,5 Metern seien kein Problem für die Tiere, so Schultes.

Nach einem kurzen Besuch im Hofladen kehrte die Reisegruppe in die Gaststätte zum gemütlichen Ausklang ein.

Mit vielen neuen Eindrücken rund um Zaunbau, Fütterung und Haltung ging die Busfahrt in den späten Abendstunden zurück nach Wächtersbach.

Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmals der Firma Patura KG sowie Familie Schultes für deren Gastfreundschaft.