Rinder
Von der Arbeit mit Sonderkulturen und 700 Fleischrindern
Bei sommerlichen Hochtemperaturen besuchten 47 Teilnehmer der Interessengemeinschaft Odenwälder Fleischrinderhalter das Pfälzer Bergland. Drei Betriebe mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten öffneten ihre Tore und gaben den Besuchern einen Einblick in Rindermast und -zucht. Angela Mögel vom Landesbetrieb Landwirtschaft berichtet.
Am Rande der Rheinebene bewirtschaftet Stefan Schwalb einen breit aufgestellten Betrieb mit Ackerbau, Sonderkulturen, Ackerfutter und Bullenmast. Die GbR besteht aus drei Familienmitgliedern und beschäftigt zwei festangestellte Mitarbeiter. Der Ackerbau umfasst knapp 250 Hektar. Auf 50 Hektar werden zudem Sonderkulturen angebaut. Dafür beschäftigt der Familienbetrieb ca. 250 Saisonarbeitskräfte, die zwischen Mitte April und Mitte September die Kulturen Rhabarber, Spargel, Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren und Brombeeren pflegen und ernten. 2003 wurde der Betrieb ausgesiedelt. Vor acht Jahren plante der heute 33-jährige engagierte Schwalb die Viehhaltung wiederaufzunehmen. „Mein Opa hielt noch Milchkühe. Ich habe die Liebe zum Vieh von ihm geerbt.“ So entstand nach einer Generation reinen Ackerbaus ein Stall für 100 Mastbullen. Dieser wurde 2016 um 100 Stallplätze erweitert. Gekauft werden boxenweise Fleckviehfresser aus einem Fresserbetrieb organisiert durch die Vieheinkaufsgemeinschaft Franken. Mit circa 240 kg verbleiben die Fresser eine gewisse Zeit im Quarantänestall bis zur Aufstallung in den Tretmiststall. Bis zum Alter zwischen 18 und 20 Monaten und einem Schlachtgewicht von 450 bis 500 kg werden die Bullen dann in einer Box gehalten. Die Tageszunahmen liegen zwischen 1.250 – 1.300 g. Gefüttert wird eine TMR aus Mais-, Pressschnitzel- und Luzernegrassilage, sowie hofeigenes Getreide, Ackerbohnen und zugekaufter Sojaextraktionsschrot. Trotz veränderter Greeningvorschriften möchte der Betriebsleiter die Hülsenfrucht weiter anbauen, da sie eine gute Vorfruchtwirkung für die Sonderkulturen zeigt. Die Silagen werden mit einer betriebseigenen Euro-Bagging-Schlauchsiliermaschine im 2,6 m-Tunnel bereitet. Neben den arbeitsintensiven Betriebszweigen fährt Schwalb die Schlauchsiliermaschine und den Mähdrescher auch im Lohn. Den größten Druck bereitet dem jungen Betriebsleiter nicht die viele Arbeit auf dem Betrieb, sondern die harten Verhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel, die er selbst führt. Auch das Managen von 150 Personen, die in der Vegetationsperiode immer auf dem Hof sind, benötigt ein dickes Nervenkostüm.
Limousinzucht Schad & Partner
Der Betriebsbesuch begann mit einem Mittagessen im Restaurant „Zum Pferdestall“. Der ursprünglich als Pensionspferdestall geplante Betrieb beherbergt jetzt Limousinherdbuchtiere und Zuchtbullen, teilweise aus besten französischen Zuchtlinien. Die Herde ist seit der Umstellung auf ökologischen Anbau 2003 auf 723 Tiere angewachsen. Im Verkaufsstall können junge Zuchtbullen von interessierten Mutterkuhhalter angeschaut und gekauft werden. Der mit 108 mal 60 m große ebenerdige Zweiraumlaufstall bietet beeindruckende 20 m² Platz für Kuh und Kalb. Der hinten anliegende Kälberschlupf kann auch zur Separation für die abkalbende Kuh benutzt werden. Die Kühe werden mit Zuchtbullen bester Bewertung zugelassen und teilweise besamt. Das Erstkalbealter soll nicht unter 36 Monate liegen. Die Weideperiode ist im Pfälzer Bergland immer eine Herausforderung. Der Niederschlag liegt bei nur 650 mm und mit einer ausgeprägten Sommertrockenheit ist zu rechnen. Die Grünlandzahl der Böden ist gering und so ist Fingerspitzengefühl gefragt bei der Führung der zehn Herden, die zwischen 10 und 60 Kühen umfassen. So hat Hans Peter Schad für eine optimale Wasserversorgung mit einer Zisterne und zwei 50.000 Liter Fässern gesorgt, die durch Leitungen die einzelnen Flächen versorgen. Interessant ist auch die Historie des für die Region ungewöhnlich großen Betriebes. Hans Peter Schad hat diesen Betrieb als Kaufmann mit einer eigenen Firma aus Leidenschaft für die Landwirtschaft aufgebaut. Nach schwerer Krankheit ist Herr Schad 2017 gestorben und hat den Betrieb an seine Frau übergeben. Gemeinsam mit dem Landwirt und Betriebsleiter Hans-Jürgen Gauch wird der Betrieb weitergeführt. Eine große Leistung, wenn man bedenkt, dass das Ehepaar Schad als Seiteneinsteiger in die Landwirtschaft kamen.
Glanviehzucht Müller
Familie Müller bewirtschaftet in Otzweiler einen Mutterkuhbetrieb mit der gefährdeten Nutztierrasse Glanrind im Nebenerwerb. Die in Rheinland-Pfalz beheimatete Rasse des einfarbig gelben Höhenviehs, auch Donnersbergrind genannt, ist mit seiner Robustheit und Genügsamkeit an die karge Landschaft mit jährlich nur 450 mm Regen und durchschnittlich 38 Bodenpunkten hervorragend angepasst. Ohne Getreide oder Kraftfutter erreichen die Kälber tägliche Zunahmen von 1.100 bis 1.300 g. Der sechs Jahre alte Zuchtbulle und die im Frühjahr geborenen Kälber zeigten sich trotz des trockenen Aufwuchses in einer sehr guten Kondition. Der Erhaltung dieser alten Rasse verschrieben, errichteten Müllers 2008 einen Tretmiststall für die 40 Mutterkühe. Die Abkalbung erfolgt mit Schwerpunkt Januar bis März. Die männlichen Absetzer werden zur Zucht oder Mast verkauft, die weiblichen zur Zucht. Problem bei dieser Rasse ist das Finden eines geeigneten Zuchtbullen. Die genetische Breite ist bei aktuell 1.500 Zuchttieren sehr eingeschränkt. Umso mehr erfreut es, dass es Landwirte gibt, die sich um den Erhalt des ursprünglichen Dreinutzungsrindes bemühen.