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Herdenbesichtigungen gut angenommen

Im Jahr 2022 konnten die Betriebsbesichtigungen und Informationsveranstaltungen wieder überwiegend zu den bisher bekannten Terminen durchgeführt werden und das Interesse der Züchterschaft wurde beim Besuch auch nachhaltig bestätigt.

Der Austausch über die in den letzten Monaten durchgeführten Verkaufsveranstaltungen mit überwiegend sehr guten Preisen wurde diskutiert, aber noch mehr im Mittelpunkt stand die sehr aktuelle Information über die Weiterentwicklungen bei der SNP-Typisierung. Da bei den Rassen Angus, Charolais, Limousin, Fleckvieh und Uckermärker inzwischen jeweilige Datenbestände von über 2.500 SNP-Typisierungen vorliegen, hat das Rechenzentrum Verden für den kommenden November einen ersten Testlauf mit genomischen Zuchtwerten angekündigt. Daneben fanden Informationen zu den im kommenden Winterhalbjahr vorgesehenen Verkaufs- und Schauveranstaltungen statt. Zur Abrundung wurden auch die vom Rechenzentrum Verden mitgeteilten Ergebnisse aus den letzten fünf Jahren zur Absetzerbeurteilung und Anpassung an die zukünftigen Aufgaben der Beurteiler diskutiert.

Blonde d´Aquitaine bei Dr. Jürgen Reichwein, Villmar

Auf dem Hof Traisfurth stellte Dr. Jürgen Reichwein seine bekannte Blonde d´Aquitaine-Herde vor und ging auf die gesamte züchterische Entwicklung des Betriebes ein. Die Veranstaltung fand im vor einigen Jahren neu erbauten Kuhstall statt, der mit seinen Flächenaufteilungen eine sehr gute Variabilität für die verschiedenen Gruppen mitbringt. Der inzwischen deutlich gewachsene Betrieb wird nach den Richtlinien des biologischen Landbaus bewirtschaftet und aktuell sind 35 Mutterkühe plus Nachzucht sowie zwei Zuchtbullen im Betrieb. Auf den Weiden nahe des Hofes wurden die einzelnen Herden vorgestellt und die Tiere überzeugten durch Rahmen und Länge bei gleichmäßig guter Bemuskelung. Ganz bewusst hat Dr. Jürgen Reichwein auf den Einsatz bekannter Typvererber aus der französischen Population verzichtet und dadurch bisher keinen Fall von Axonopathie im Betrieb gehabt. Die Herde besteht aus durchweg fruchtbaren Kühen mit sicheren Milchleistungen und der Absatz der überzähligen Nachzuchttiere hat in den letzten Jahren ab Hof gut funktioniert. Als aktuelle Herdenbullen sind Hold Up und Carl P im Einsatz, die beide schon Nachzucht geliefert haben.

Angus bei der Bischoff PTR, Neukirchen

In den zurückliegenden Jahren gehörte die Bischoff PTR aus Neukirchen zu den aktivsten Adressen in der hessischen Angus-Zucht und es gelang dem Team wiederholt Siegerpreise bei Schauen in Alsfeld, aber auch auf der Bundesschau in Laasdorf zu erreichen. Auf den ca. 120 ha Grünland am Rande des Knülls werden aktuell 50 Kühe mit kompletter Nachzucht gehalten, dabei stehen mehrere Standorte im Betrieb zur Verfügung, was sich speziell für die Vorbereitung auch für Auktions- und Schautiere als besonders passend herausgestellt hat. Alle Ställe sind eingestreut und zum Teil ist auch ein direkter Auslauf auf die Weiden vorhanden. Besonders interessant war für die Züchter die Besichtigung der Herde mit dem aktuellen Nr. 1-Bullen aus Deutschland Stouphill Elgin. Der Bulle zeigte sich auch in der Herde mit sehr viel Fleischansatz und besten Typmerkmalen, so dass von ihm noch einiges an Nachzucht erwartet werden kann. Die weiteren Kälber stammten von bekannten Vererbern wie Treasure und Jongo ab und zeigten klar die züchterische Tendenz des Betriebes. Da in den zurückliegenden Jahren mehrfach weibliche Tiere aus Dänemark und UK erworben werden konnten, ist der Betrieb aktuell fast vollständig mit Aberdeen Angus-Tieren ausgestattet. Der Schwerpunkt der Zuchtviehvermarktung ist klar bei der Beschickung von Auktionen zu sehen und hier wurden in den letzten Jahren auch mehrfach besondere Erfolge wie beim Verkauf in Alsfeld oder Groß Kreutz festgestellt. Darüber hinaus wurde auch wiederholt Nachzucht ab Hof über Qnetics veräußert. Die nicht für die Zucht vorgesehenen Tiere werden komplett und auch sehr erfolgreich zur Versorgung der Personen, die in der Pflege- und Therapieeinrichtung untergebracht sind, eingesetzt. Auf der Basis der gezeigten Tiere ist deswegen für die Zukunft noch eine konstante Weiterentwicklung des Zuchtbetriebes zu erwarten.

Galloways bei Christian Huhn, Allendorf

Auf dem Hof der Familie Huhn stehen die Galloways seit vielen Jahren im Mittelpunkt. Der Biobetrieb umfasst einen großen Anteil an extensiv geführten Grünland, vor allem in der Nähe des Ortsteils Osterfeld, aber auch an anderen Standorten. Züchterisch sehr engagiert werden im Normalfall drei Herdenbullen eingesetzt und die Nachzucht, die schwerpunktmäßig im Frühjahr auf die Welt kommt, wird bei den weiblichen Tieren komplett für Bestandsergänzungen aber auch Zuchtviehverkäufe großgezogen. Bei den Bullen hat sich speziell die Vermarktung von Burger Patties in den letzten Jahren absolut bewährt und hier werden Pakete auch an weiter entfernt liegende Kunden geschickt. Mit den besten Zuchttieren ist die Familie Huhn regelmäßig bei Tierschauen vertreten und organisiert die Robustrinderschau in Battenfeld mit großem Engagement und entsprechendem Erfolg.

Limousin bei Wilhelm Vackiner, Wohra

Auf seinem Betrieb stellte Wilhelm Vackiner die Entwicklung seiner Limousin-Zucht dar, die vor 20 Jahren mit dem Ankauf von fünf Tieren gestartet wurde. In den ersten Jahren wurde vollständig mit künstlicher Besamung gearbeitet, doch die auseinandergezogenen Kalbungen haben dazu geführt, dass der Betrieb jetzt im Schwerpunkt mit einem anderen Züchterkollegen mit reinerbig hornlosen Deckbullen im Deckeinsatz arbeitet. Die Ergebnisse sind absolut zufriedenstellend und die Herde zeigte bei der Besichtigung den soliden Typ im mittleren Rahmen mit gleichmäßig guter Bemuskelung und tadellosen Beinen. Der Herdenbulle Douglas hat hier eine gute Vererbung gebracht und wird dies auch sicherlich in dem nächsten Betrieb fortsetzen. In der Zuchtviehvermarktung hat der Betrieb Vackiner schwerpunktmäßig ab Hof aber auch Auktionen beschickt und damit einen soliden Kundenstamm aufgebaut. Dass dieser Weg durchaus erfolgreich war, konnten die Züchterkollegen bei der Besichtigung des Betriebes sehr gut in Augenschein nehmen.

Charolais bei Stefan Damm, Buchenau

Da Stefan Damm unter anderem als Vorsitzender des Verbandes Deutscher Charolais-Züchter sicherlich einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, waren eine größere Zahl an Besuchern auch aus anderen Regionen zur Betriebsbesichtigung erschienen. Zunächst stellte Stefan Damm seinen Betrieb vor, der vor zehn Jahren mit Charolais gezüchtet hat und sehr schnell in den Top-Bereich einsteigen konnte. Bei der Besichtigung auf der Weide sahen die Zuschauer die unterschiedlichen Abstammungen immer mit dem Ziel verbunden, sehr gute, möglichst hornlose Tiere zu erreichen. In den letzten Jahren wurden Spitzenbullen in Alsfeld zu interessanten Preisen verkauft, was sicherlich die Bekanntheit noch einmal deutlich gefördert hat. Die ausgeglichene Qualität der Kühe und das imposante Erscheinungsbild der zwei Altbullen Milord und Florian lässt erwarten, dass in Zukunft noch viele erstklassige Tiere aus dem Betrieb von Stefan und Sabrina Damm in Alsfeld und auch auf anderen Standorten präsentiert werden können. Neben dem Zuchtviehbereich wurde gleichzeitig auch eine im Umfang passende Direktvermarktung für Rindfleisch aufgebaut, die auch dazu führt, dass Tiere, die den beachtlichen Anforderungen des Betriebsleiterehepaares nicht entsprechen, über diesen Weg gut vermarktet werden können. Gleichzeitig war die Betriebsbesichtigung auch ein gutes Zeichen dafür, wie man in relativ kurzer Zeit sehr schnell in die aktive Herdbuchzucht einsteigen kann.

Fleckvieh-Simmental bei Winfried und Katharina Müller, Müs

Die aktiven Fleckviehzüchter aus Hessen trafen sich auf dem Hof von Familie Müller in Müs, wo der neu erbaute Mutterkuhstall natürlich im Vordergrund des Interesses stand. Auf dem Hof werden seit fast 40 Jahren Mutterkühe gehalten, wobei die Rasse Fleckvieh immer einen deutlichen Schwerpunkt dargestellt hat. Seit vielen Jahren nutzen Winfried und Katharina Müller neben ihren Herdenbullen auch ein beachtliches Angebot aus dem internationalen Angebot der künstlichen Besamung, dadurch hat die Herde sicherlich einiges an interessanten Tieren zu bieten und dieses wird auch in Zukunft mit Sicherheit fortgesetzt werden. Parallel dazu ist die Hofvermarktung aufgebaut worden und dieser Betriebszweig wird in Zukunft noch mehr Bedeutung auf dem Erlenhof in Müs erhalten. Auch Schaubeschickungen waren und sind ein aktives Interesse beider Betriebsleiter und deswegen ist auch in den kommenden Jahren weiterhin mit erstklassigen Schautieren bei den unterschiedlichsten Wettbewerben zu rechnen.