Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rinder

Milcherzeugung in typischer Ackerbauregion – Lehrfahrt von LLH-Arbeitskreisen nach Niedersachsen

Die Wintermonate werden gern von Landwirten genutzt, um über den eigenen Tellerrand zu schauen und andere Betriebe zu besichtigen. Diese Gelegenheit nutzten auch Milchviehhalter der LLH-Arbeitskreise Milch Alsfeld, Petersberg und Odenwald/Bergstraße und besuchten Betriebe im südlichen Niedersachsen.

Die Exkursion der LLH Arbeitskreise Milch ging auf Milchviehbetriebe in NiedersachsenAls erste Station erreichte der Bus mit hessischen Landwirten die Zentrale der KWS Deutschland GmbH in Einbeck. Das Unternehmen existiert seit mehr als 160 Jahren in Deutschland und war bereits 1900 weltmarktführend in der Zuckerrübensaatzucht. 1955 stieg KWS in die Zucht und Produktion von Maissaatgut ein. Heute ist das Unternehmen in 70 Ländern vertreten und beschäftigt 4.800 Mitarbeiter. In der Produktion von Nahrungsmitteln steht Mais weltweit mengenmäßig noch vor Weizen und Reis an erster Stelle. Als innovatives Unternehmen investiert KWS 8 bis 10 Prozent des Umsatzes in die Forschung. Das Steckenpferd des Unternehmens ist die Hybridzucht für Mais- und Zuckerrübensaatgut. Ein Rundgang durch die Gewächshäuser des Unternehmens gab einen Eindruck, welchen Aufwand und Zeit das Züchten einer neuen Sorte benötigt.

Den Milchviehbetrieb von Andreas Wielert erreichte die Gruppe nach dem Mittag. Der Stall mit 380 Kühen liegt in einem Ackerbaugebiet, in dem Dauergrünland knapp ist. So besitzt der Betrieb auch nur 140 ha Land davon 70 ha Grünland. Um die Futterversorgung sicher zu stellen, nimmt Wielert 100 ha Mais unter Vertrag auf. Nur 80% der benötigten weiblichen Nachzucht wird im Betrieb selbst aufgezogen. Der Rest wird ausgelagert an Färsenaufzüchter. Das Besondere an der Historie des Milchviehbetriebes ist der Entwicklungsschritt 2007 von einem 60-Kuh-Aussiedlerstall auf einen Neubau für 350 Kühe.

Trotz des separaten Melkhauses mit angeschlossenen Abkalbe- und Krankenboxen ist die Bauweise einfach gehalten. Die Kühe liegen in Tiefliegeboxen und laufen auf planbefestigtem Boden. Auf Curtains oder ähnliche Jalousiesysteme wurde bisher verzichtet. Der Stall ist in der Traufhöhe und Stallbreite so konzipiert, dass es zu keiner starken Zugluft kommt. „Meine wichtigsten Futtermittel für die Kühe sind Luft und Wasser“ so Wielert. Die Melkarbeit wird dreimal täglich in einem 2 x 20 -Side-by-Sidemelkstand erledigt. So können die Mitarbeiter in 8-Stundenschichten arbeiten. Der Durchsatz beträgt 140 Kühe pro Stunde. Auf Einfachheit in allen Arbeitsabläufen wird großer Wert gelegt. So gibt es für alle Bereiche eine einheitliche Arbeitsanweisung. Die Leistung liegt bei 10.900 kg Milch in der Laktation. Im Betrieb sind neben dem Betriebsleiter zwei Angestellte, drei Auszubildende und zwei Arbeitskräfte auf 400 €-Basis beschäftigt.

Die Ebeling Engelhardt GbR ist ein Beispiel für Betriebskooperationen in der MilchviehhaltungDer letzte Betrieb der Lehrfahrt, die Ebeling Engelhardt GbR, empfing die Gruppe trotz der winterlichen Temperaturen mit einer großen Tüte Eis. Was 2003 als Hobby der Ehefrau Uta Ebeling mit einer einfachen Eismaschine begann, hat sich jetzt zu einem professionellen Bauernhof- Eiscafé mit täglichem Angebot während der Sommermonate entwickelt. 2013 baute die Familie einen zweiten Gastraum neben dem einladenden Fachwerkhaus aus. Thorsten Ebeling bewirtschaftet mit seinem GbR-Partner, einem Landwirt aus der Nachbargemeinde, einen Milchviehbetrieb mit 145 Kühen im Boxenlaufstall. Dieser wurde 2011 für 75 Kühe mit einem AMS gebaut. Nach dem GbR-Zusammenschluss wurde der Stall 2016 zur aktuellen Größe fertiggestellt und mit einem zweiten Lely-Roboter ausgestattet. Dass die Kühe für den Betriebsleiter eine Leidenschaft sind, zeigt sich an den sehr sauberen und in der Kondition optimal stehenden Tiere.

Die Kühe liegen in gut gepflegten Tiefboxen und auf dem komplett unterkellerten Stall reinigt ein Roboter die Laufgänge. Die Fütterung ist mit 50 Prozent Mais- und 50 Prozent Grassilage, sowie Getreide- und Rapsextraktionsschrot und einem 20/4er MLF am Roboter sehr einfach gehalten. Die Umstellung auf GVO- freie Fütterung lief laut Ebeling nicht ganz ohne Herausforderungen ab, was das Milchleistungsniveau und die Fruchtbarkeit betrifft.

Ein Teil der 10.800 kg ermolkenen Leistung wird im Café direkt zu Milcheis verwendet. Für Betriebsleiter Ebeling ist es ein Hobby und Ausgleich zugleich, in den Sommermonaten mit einem der zwei Eiswagen auf Märkte und Feste zu fahren. Maschineneinsätze, wie die zur Grassilageernte werden schon länger nicht mehr auf den Sonntag gelegt. An diesem Tag ist bei schönem Wetter das Eiscafé gut besucht und die Kunden werfen gern einen Blick in den Kuhstall.

Informationen zu den Milchvieharbeitskreisen erhalten interessierte Landwirte bei Frau Heckeroth/ Herrn Georg LLH Alsfeld (06631/ 786 169); Frau Lang, LLH Petersberg, (0661/ 29 110 335), Frau Mögel, LLH Griesheim (06155/ 798 00 36).


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