Schafe & Ziegen-Fütterung
Zwischenfruchtbeweidung und Acker-Vor- und Nachbeweidung in den Wintermonaten
Im Jahresverlauf bestehen verschiedene Möglichkeiten, die Schafbeweidung in die Flächenbewirtschaftung ackerbaulich wirtschaftender Betriebe einzubinden. Zum einen kommt eine Beweidung von Zwischenfrüchten, zum andern die Vor- und Nachbeweidung von Acker- und Grünland, sowie die Beweidung von Neuansaaten in Betracht.
Von diesen Maßnahmen profitieren sowohl der Landwirt als auch der Schäfer: Der Landwirt kann Arbeitszeit und Kosten sparen und profitiert von dem stabilisierenden Einfluss der Schafe auf die Bodenfruchtbarkeit. Der Schäfer nutzt kostengünstiges Futter und spart Stallfuttertage – eine Win-Win-Situation. Einige Landwirte arbeiten bereits mit Schäfereien zusammen, um ihre Flächen im Winter zu beweiden und schätzen diese Kooperation sehr.
Zwischenfruchtbeweidung
Flächen mit Zwischenfruchtanbau, welche als Ökologische Vorrangfläche (ÖVF) gemeldet werden, so genannte Greening-Flächen, dürfen im Ansaatjahr nicht genutzt werden, jedoch gilt dies nicht für die Beweidung durch Schafe und Ziegen. Seit 2015 sind diese Flächen, laut der EU(VO) Nr. 1307/2013 § 31, zur Beweidung uneingeschränkt nutzbar. Dabei muss sich nicht um die Nährstoffbilanz gesorgt werden, da diese für die Fläche immer negativ ist, sofern keine Zufütterung erfolgt (Jurkschat, 2021). Somit ist eine Berücksichtigung der Beweidung durch Schafe auch in der Düngebilanz nicht erforderlich, denn von Düngung spricht man laut Düngeverordnung nur bei aktiver Ausbringung von Düngemitteln, wie zum Beispiel Mineraldünger, Mist, Gülle und Kompost. Demnach ist eine Beweidung keine Düngung. Jedoch sind laut der Düngeverordnung bei der Weidehaltung die Zahl der Weidetage, die Art und die Anzahl der gehaltenen Tiere vom Flächenbesitzer zu dokumentieren.
Die Artenzusammensetzung in einer Zwischenfruchtmischung kann sehr variabel sein. Sie richtet sich oft nach der betriebsindividuellen Fruchtfolge, da sie Einfluss auf die nachfolgende Kultur hat. Folgende Arten sind unter anderem für eine Beweidung mit Schafen geeignet: Phacelia, Öllein, Sonnenblume, Rauhafer, Senf, Ramtillkraut, Saatwicke, Alexandrinerklee, Ölrettich, Abessinischer Kohl, Leindotter, Serradella, Sorghum.
Neben geringeren Kosten durch das Einsparen von Arbeitsgängen, wie beispielsweise Mulchen und anschließende Einarbeitung mit Scheibenegge (Kosten nach KTBL: Schlepper mit 83–120 KW für Mulchen 33,19–34,16 €/ha und für das Scheiben 21,89–22,18 €/ha), ergeben sich Vorteile durch:
- die verbesserte Verfügbarkeit von Nährstoffen aus dem Zwischenfruchtbau, da das Bodenleben über den Eintrag von Kot und Harn angeregt wird und somit auch die humusdynamischen Prozesse gefördert werden (E-Mail-Korrespondenz mit Christoph Felgentreu, 2021).
- die Trittwirkung, die sich positiv auf den Bodenschluss auswirken und die Population von Schadnagern eindämmen kann.
- eine wirksame Unkrautbekämpfung durch Verbiss einiger unerwünschter Pflanzen.
die Beweidung bei nahezu jeder Witterung, wenn noch längst nicht an eine maschinelle Bearbeitung zu denken ist (Jurkschat, 2021).
Beweidung von Ackerkulturen
Die Beweidung von Ackerkulturen vor dem Winter bringt ebenfalls einige Vorteile mit sich. Bei mildem Spätherbst und Frühwinter entwickeln sich Saaten stärker, bevor es in die Vegetationsruhe geht. Dies kann sich negativ auf die Kulturen auswirken.
- Je mehr Biomasse unter einer Schneedecke vorhanden ist, desto höher ist die Gefahr der Schneeschimmelbildung. Durch eine Beweidung kann die Biomasse vor dem Winter reduziert werden um dieser Gefahr vorzubeugen.
- Außerdem können schon angesetzte Ähren in der Pflanze bei spontanen Frösten erfrieren und danach faulen. Werden diese durch Schafe abgefressen schiebt die Pflanze erneut und bildet neue Ähren aus (Ausnahme Wintergerste).
Die Frühjahrsbeweidung von Getreide kann die über den Winter aufgefrorene Oberkrume durch den Tritt der Tiere rückverfestigen und so den Bodenschluss der Pflanzenwurzeln wiederherstellen. Über den Verbiss kann die Spross- und Wurzelmasseentwicklung angeregt werden, was das Nährstoff- und Wasseraufnahmevermögen verbessert. Zudem regen Tritt und Verbiss die Bestockung der Getreidepflanzen an. Ein Landwirt berichtet, dass er dies als günstige, und sehr gute Alternative zum Walzen im Frühjahr sieht (Jurkschat, 2021).
Grünland-Vor- und Nachbeweidung
Auch im Grünland kann die Beweidung vor Vegetationsbeginn eine gute Alternative zur Pflege mit Striegel und Walze sein. Die Konkurrenzbedingungen der wertvollen Futtergräser werden verbessert, da überständige Pflanzenrückstände, Obergräser und frühtreibende Unkräuter verbissen werden. Zudem werden Maulwurfshaufen „planiert“ und Mäusegänge zugetreten.
Genau wie die Vorweide kann die Nachweide als Pflegemaßnahme zum Ende der Nutzungsperiode gesehen werden. Dies sollte allerdings frühestens 6 Wochen nach dem letzten Schnitt erfolgen, sodass Gräser genügend Reservestoffe einlagern können.
Auch eine Nachbeweidung von Pferdeweiden hat positive Effekte. Stark selektiver und tiefer Verbiss durch Pferde führt zu einer geschädigten Grasnarbe, was starke Verunkrautung zur Folge haben kann. Diese kann jedoch durch die Nachbeweidung mit Schafen eingedämmt und zum Teil im Folgejahr zurückgedrängt werden (Jurkschat, 2021).
Quellen:
EU-Verordnungen:
- 31 Flächen mit Zwischenfruchtanbau oder Gründecke (Artikel 46 Absatz 2 Buchstabe i der Verordnung (EU) Nr. 1307/2013
Grundlage: § 10 DüV vom 26. Mai 2017 geändert durch Artikel 1 der Verordnung vom 28. April 2020
(Wer ist aufzeichnungspflichtig im Rahmen der Düngeverordnung?):
https://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/96/nav/2207/article/31764.html
- 10 (2) DüV
(Dokumentation der Düngungsmaßnahmen gemäß § 10 Absatz 2 DüV):
https://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/96/nav/2207/article/35715.html
Jurkschat, 2021: „Schafhaltung: Mehr als Fleisch und Wolle“, Dr. Michael Jurkschat
https://www.bauernzeitung.de/agrarpraxis/schafhaltung-mehr-als-fleisch-und-wolle/
Felgentreu, 2021: Email vom 24.09.2021 Christoph Felgentreu, Dipl.-Ing. agr.