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Neue Förderprogramme legen die Anschaffung eines Ohrmarkenlesegerätes nahe

Elektronische Ohrmarken – 2010 verpflichtend in der EU eingeführt – jetzt soll die Technik breite Anwendung finden!

Betrugsvorbeugung?

Bei der Einführung der neuen und lange erwarteten EU-Tierprämie für Schafe, Ziegen und Mutterkühe setzen die Behörden bislang voll auf die EID-Technik (Elektronische Identifikation). Die Antragsteller für die Tierprämie müssen nach heutigem Stand für alle beantragten Tiere die komplette 14-stellige Ohrmarkennummer nach VVVO angeben. Ob das nötig ist für einen reibungsloses und gerechtes Förderverfahren, sei dahingestellt. Im Hintergrund stehen Bedenken der Behörden, dass einzelne Tiere oder ganze Gruppen in mehreren Betrieben angemeldet werden und für Kontrollen hin und her transportiert werden. Das wäre Subventionsbetrug und soll von vornherein ausgeschlossen werden. Doch der Betrug würde auch auffallen, wenn ausschließlich bei Kontrollen durch die Behörden die Ohrmarkennummern der Tiere elektronisch erfasst und gespeichert würden. Auch dann könnten gleiche Tiernummern in unterschiedlichen Betrieben einfach zur Überprüfung herausgefiltert werden.

Neue Herausforderungen für die Bestandsdokumentation

Die Vorlage aller Ohrmarkennummern zur Antragsabgabe ist für mögliche Antragsteller eine große Hürde. Das geht bei Betrieben ab ca. 50 Tieren am besten unter Nutzung eines elektronischen Lesegerätes für die amtlichen Transponderohrmarken. Ansonsten sind Schreib- und Übertragungsfehler der 14-stelligen Nummern vorprogrammiert. Probleme mit den Kontrollbehörden wären die Folge. Bislang verfügen jedoch nur wenige Groß- und technikaffine Spezialbetriebe über die nötigen Transponderlesegeräte. Der Run auf Ohrmarkenlesegeräte hat bereits begonnen. Schon melden die ersten Händler Lieferschwierigkeiten für beliebte Modelle. Falls sich die Engpässe im Handel der RFID-Technik sich noch verstärken, sind Ausnahmelösungen für die Antragstellung in Papierform für Antragsverfahren in 2023 von Nöten.

Im Folgenden sollen die wichtigsten technischen Eigenschaften der Ohrmarkenlesegeräte für Schnellentschlossene dargestellt werden.

Lesegeräte für jeden Einsatzzweck

Der Markt bietet einfachste kleine Handgeräte im Feuerzeug-Format ab 20 Euro, die lediglich die Ohrmarkennummer der Transponderohrmarken aus kürzester Distanz auslesen und auf einem kleinen eingebauten Display für kurze Zeit zum Aufschreiben anzeigen können. Die Profigeräte ab ca. 800 Euro bis weit über 1500 Euro haben einen eingebauten Computer, kommunizieren schnurlos mit verschiedenen Geräten wie Smartphone, elektronische Waage, Sortiereinrichtung oder Verladestelle und verfügen über mehr oder weniger bearbeitbare Listen aus einer Managementsoftware und können für den Datensatz der erfassten Ohrmarken eine Vielzahl an zusätzlichen Informationen erfassen und hin und her übermitteln.

Ab etwa 100 Euro bekommt man Geräte, die eine gewisse Anzahl an gelesenen Nummern intern speichern und bei Bedarf via USB-Kabel oder kabellos per Blue-Tooth-Technik (teuer) an einen Computer mit Standard-Software (csv, xlsx) übermitteln können. Mit diesen Geräten wäre ein sicheres Erfassen des Tierbestandes für Förderprogramme einfach, weil alle Tierdaten schnell, exakt und zeitnah erfasst und übermittelt werden können. Da diese kleinen Handgeräte leicht zu reinigen sind und sie nur wenige Tage im Jahr gebraucht werden, ist auch eine überbetriebliche Nutzung denkbar.

Das Ohrmarkenlesegerät als Einstieg in die elektronische Bestandsführung

Wer die Anschaffung eines Ohrmarkenlesegerätes mit dem Einstieg in die elektronische Bestandsverwaltung kombinieren will, braucht den Ohrmarkenleser zukünftig häufiger und sollte deshalb auf robuste langlebige Technik setzen, die selten unter 500 Euro zu haben ist. Tüftler können es aber auch günstiger schaffen, wenn einfache Leser mit kostenlosen Herdenmanagementprogrammen kombiniert werden. Für kommerzielle Management-Software sind zudem jährliche Kosten für Support und Weiterentwicklung einzuplanen. Dafür gibt es das Rundum-Sorglos-Paket mit Schulungen, Empfehlungen zur Hardwareauswahl und Fernsupport via Internet. Für Profis werden Systemlösungen angeboten. Hier können Lesegeräte, elektronische Waagen, Medikamentendosierer und automatische Sortieranlagen miteinander kombiniert werden.

Wer problemlos Schaf- und Ziegentransponder in der EU auslesen will, sollte bei den Lesegeräten auf die ISO-Standards 11784 und 11785 achten. Alle offiziellen RFID-Tierohrmarken, Boli und Fesselbänder in der EU können nach diesen Standards ausgelesen werden.

Feine Unterschiede zeigen die verschiedenen Modelle auch bei der nötigen Energieversorgung, der Funktionalität, der Handhabung, der Speichergröße, der Lesereichweite, der Datenübertragung und der Robustheit des Gehäuses.

Der Markt hält für jeden Einsatzbereich entsprechende Geräte bereit, sofern lieferbar.

Wie funktioniert die Transpondertechnik in der Nutztierhaltung?

RFID-Transponder („Radio Frequency Identification“) verfügen über einen Mikrochip und eine Antenne. RFID-Lesegeräte senden vor dem Lesevorgang energiereiche Strahlung in die nahe Umgebung aus. Diese kann von kompatiblen Transpondern über deren Antenne aufgenommen und für das Aussenden der gespeicherten Transponderinformation genutzt werden. Das steuert der enthaltene Mikrochip. Das Lesegerät verfügt ebenfalls über eine Antenne und kann die vom Transponder gesendete Nummer lesen und decodieren. In der elektronischen Nutztieridentifikation nach EU-Vieh-Verkehrs-Verordnung (VVVO) kommen ausschließlich passive Transponder zum Einsatz, die über keine eigene Energiequelle verfügen. Sie arbeiten nur kurz nach dem Empfang energiereicher Strahlung in einer vorgegebenen Frequenz. Das ist in den entsprechenden EU-ISO-Standards festgelegt. Die Leistungsfähigkeit der Transponder und der Lesegeräte bezüglich der Signalreichweite/Lesereichweite kann von Modell zu Modell variieren. Günstige, kleinere Geräte mit kleineren Antennen sind meist leistungsschwächer. Im Bereich der VVVO-konformen Transponder-Technik sind Lesereichweiten über 30 cm äußerst selten erreichbar, der Standard liegt bei etwa 10 cm Leseabstand zwischen Transponder und Lesegerät.

Betriebe mit unruhigen Großtieren (Rind, Pferd etc.) sollten auf Stab-Lesegeräte setzen. So kann ein gewisser Sicherheitsabstand zum Tier beim Lesevorgang gewahrt werden. Stableser sind auch besser geeignet für das Auslesen von Pansenboli mit Transponder im unteren Bauchbereich der Tiere. Fest installierte Antennen in Treibgängen an Waagen etc. mit Dauerlesefunktion erlauben ebenfalls größere Abstände des Personals zu den Tieren. Für die Verwendung im Dauereinsatz bei großen Tierzahlen benötigen jedoch einige Modelle einen Netzstromanschluss.

Eine Auswahl von Anbietern für Transponderlesegeräte:

Agrident GmbH, Gallagher Europe, Patura KG, Caisley International GmbH, Hauptner-Herberholz GmbH & Co, MS Schippers, Voss GmbH Co . KG, Datamars Livestock, Praxisdienst GmbH & Co.KG, Chiphandel.de, DSP-Agrosoft GmbH

Auch lokale Händler für Tierzuchtbedarf bieten häufig RFID-Lesegeräte für Tiertransponder nach ISO-Standard an.

Ein Strauß an Funktionen, je nach Geldbeutel und Einsatzzweck:

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