Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Schafe & Ziegen-Fütterung

Winterbeweidung lohnt sich

Auch heute noch spielen die Herbst- und Winterweiden eine wesentliche Rolle für die Existenz der Schäfereien – unabhängig davon, ob es sich um Wanderschäfereien handelt oder nicht.

Schafe auf Ackerfutter zur Zwischenbeweidung

Die Schafhaltung, insbesondere die Wanderschäferei, ist ausgesprochen relevant für die Pflege und den Erhalt von Kulturlandschaften. Im Rahmen der Wanderschäferei wandert die Schafherde mit dem Futterangebot. Die Weidegründe für Sommer und Winter sind dabei nicht getrennt voneinander zu sehen, sondern als voneinander abhängig. Der Fortbestand der Winterweideflächen trägt daher maßgeblich zum Erhalt der traditionellen Hutelandschaften in Sommergebieten bei. Die aktive Bewegung der Tiere zu den Futterquellen spart Kosten (Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg 2012).

Die Sommerweiden werden Mitte September verlassen. Im Anschluss daran werden auf den abgeernteten Äckern das Auswuchsgetreide und auf den Wiesen der letzte Aufwuchs abgeweidet. Die Beweidung im Winter bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Aus ökonomischer Sicht ist es für den Schäfer sinnvoll, die Stallhaltungsphase so kurz wie möglich zu halten. (Westphal 2000)

So werden Kosten für die Entsorgung des anfallenden Mists sowie die Instandhaltung und sonstige baulichen Maßnahmen gespart. Die Futterkonservierungskosten werden ebenfalls reduziert, da man erst später mit der Fütterung der Konserven beginnen muss (Mattern 2009).

Im Gegensatz zu Rindern können Schafe potenziell auch auf trittempfindlicheren Böden gehalten werden. Der sogenannte „goldene Tritt“ wirkt bodenverdichtend, aber ohne negative Auswirkungen auf tiefere Bodenschichten (Opitz 2007).

Die Winterbeweidung leistet ebenfalls einen ökologischen Beitrag: Der Samentransport zwischen Winter- und Sommergebieten trägt zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität bei (Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg 2012).

Die Vegetation kann von der Winterbeweidung profitieren. Vor allem zweikeimblättrige Pflanzenarten werden durch die Beweidung während der Wintermonate gefördert, weil sie von der vorübergehenden Auflichtung der Narbe profitieren (Mattern 2009).

Landwirtschaftliche Flächen, die während der Wintermonate beweidet wurden, profitieren zudem von einer besseren Bestockung im Grünland und beim Wintergetreide sowie von einer Reduktion der Mäuse- und Schneeschimmelschäden (Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg 2012).

Weitere wichtige Aspekte sind Tierwohl und Tiergesundheit. Auch hier kann die Winterbeweidung positiv wirken. Zum einen wird das natürliche Bedürfnis der Tiere nach Bewegung, Frischluft und Licht erfüllt. Außerdem werden die Tiere abgehärtet gegen Wind und Wetter. Die Besatzdichte ist im Vergleich zur Stallhaltung in aller Regel geringer. Dadurch können die Tiere einander ausweichen und das Infektionsrisiko wird gesenkt. Beides führt dazu, dass die Tiere weniger Stress ausgesetzt sind (Bauschmann 2015).

Natürlich gibt es auch bei der Winterbeweidung einige Aspekte zu beachten, damit man von den positiven Effekten profitieren kann. Beweidungszeitpunkt, Bodenart oder Besatzdichte müssen in die Planung einbezogen werden. So kann die intensive Beweidung (hohe Besatzdichte) kleiner Flächen für einen kurzen Zeitraum mit anschließend ausreichend langer Weideruhe ähnliche Effekte erzielen wie eine Mahd. Auf derart beweideten Flächen ist es möglich die Grasnarbe zu schließen. Dies führt in der Regel dazu, dass die Flächen im Folgejahr gleichmäßiger abgeweidet werden. Es ist zu erwarten, dass sowohl der Futterertrag als auch die Futterqualität durch die Maßnahme steigen (Leiber 2015).

Hinsichtlich der Düngeverordnung (DüV) brauchen sich Flächenbewirtschafter bei der Frage „Beweidung ja oder nein?“ übrigens nicht zu sorgen. Denn ein Beweidungsgang mit maximal 24 Stunden gilt als „Kurzzeitbeweidung“. In diesem Fall entfällt die Dokumentationspflicht gemäß DüV. Nähere Informationen zum Thema Kurzzeitbeweidung und DüV finden Sie auf der Website des LLH.

Alles in allem lohnt sich eine Winterbeweidung.


Quellennachweis:

  • Bauschmann, G. (2015). Freilandhaltung im Winter ist bei richtiger Weideführung tierschutzgerecht und naturschutzkonform. Weidewelt – Positionen 1, 2015.
  • Leiber, F. & Werne, S. (2015). Vorteile des intensiven Weidemanagementes für Vegetation und Tiere. forum, 4:2015, 12- 14.
  • Mattern, T. (2009). Regeneration der Grünlandnarbe nach Winterbeweidung mit Rindern. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades (Dr. agr.) beim Fachbereich Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement der Justus-Liebig-Universität Gießen.
  • Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (2012). Leitfaden „Schafhaltung in Baden-Württemberg“. Ein Nachhaltigkeitsprojekt des Landes Baden-Württemberg zur Weiterentwicklung der Schafhaltung. S. 32-37.
  • Opitz v. Boberfeld, W., Schlimbach, G. & D.Schröder, D. (2007). Zum Einfluss der Winterbeweidung auf bodenphysikalische Merkmale. Z. Pflanzenbauwiss. 11, 20-27.
  • Westphal, D., Loges, R. & Taube, F. (2007). Winterbeweidung als Alternative zur Mulch- bzw. Schnittnutzung von Kleegrasschlägen. Vortrag at: Zwischen Tradition und Globalisierung – 9. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, Universität Hohenheim, Stuttgart, Deutschland, 20.-23.03.2007.

 Dieser Beitrag wurde zuletzt am 30.01.2024 auf Aktualität geprüft.


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