Kupierverzicht umsetzen – LLH-Praxishandbuch zeigt, wie’s geht
Sabine Heckmann und Nadja Böck, Beratungsteam Tierhaltung
Obwohl das routinemäßige Kupieren des Schwanzes beim Schwein seit vielen Jahren verboten ist, greift nach wie vor in der Mehrheit der Betriebe die Ausnahmeregelung zum Schwanzkupieren. Damit soll Schwanzbeißen beim Schwein verhindert werden. Da die Thematik des Schwanzbeißens sowie das Vorkommen von Nekrosen und Entzündungen beim Schwein sehr komplex sind, wird das Kupieren vielfach weiterhin als bestes Mittel angesehen, um Tierleid zu vermeiden – wenngleich Praxiserprobungen sowie Wissenszuwachs in den letzten Jahren zeigen konnten, dass es auch anders geht.
Aufgrund des Verstoßes gegen geltendes Recht und dem Bestreben, die nicht kurativen Eingriffe an Nutztieren weiter zu minimieren, wurde 2018 nach Aufforderung der EU-Kommission der sogenannte „Aktionsplan von Deutschland zur Einhaltung der Rechtsvorschriften in Bezug auf das Schwänzekupieren beim Schwein“ rechtskräftig. Dadurch muss nun die Unerlässlichkeit des Kupierens für jeden Einzelbetrieb dargelegt werden. Schweinehaltende Betriebe müssen einmal im Jahr eine Tierhaltererklärung hierzu abgeben, sowie eine Risikoanalyse für ihren Betrieb durchführen oder durchführen lassen. Das langfristige Ziel ist der Ausstieg aus dem Kupieren.
Individuelle Ursachen erkennen & Lösungen finden
Die Ursachen für Schwanzbeißen und -nekrosen sind vielfältig und betriebsindividuell. Von Haltung, Klima, Fütterung bis hin zu Tiergesundheit und Genetik spielen viele Faktoren eine Rolle. Pauschallösungen helfen daher nicht weiter. Jedoch lassen sich einige grundlegende Erfahrungen und Maßnahmen auf andere Betriebe übertragen.
Da nicht nur das klassische Schwanzbeißen, sondern vor allem auch das Vorkommen von Schwanz- aber auch Ohrnekrosen, die Problematik ausmachen, spielt die Tiergesundheit eine entscheidende Rolle.
In den letzten Jahren wurde das sogenannte Entzündungs- und Nekrosesyndrom beim Schwein (Swine Inflammation and Necrosis Syndrome, SINS) beschrieben und wissenschaftlich anerkannt. Treten mehrere belastende Faktoren im Betrieb auf, kann das zu Entzündungen im Körper der Tiere führen. In schweren Fällen stirbt Gewebe ab – man spricht dann von Nekrosen.

Das „Praxishandbuch Kupierverzicht“ des LLH gibt einen umfassenden Überblick über die Thematik und zeigt mögliche Lösungswege mit Übertragbarkeit auf den eigenen Betrieb auf. Die aus der Beratungserfahrung mit unkupierten Tieren wichtigsten Risikofaktoren werden aufgezeigt und praxisnahe Empfehlungen zur Haltung unkupierter Ferkel und Mastschweine gegeben. Zahlreiche Beispiele aus Betrieben demonstrieren, wie sich der Kupierverzicht erfolgreich umsetzen lässt – und wie sich Schwanzverletzungen vermeiden lassen.
Das Beratungsteam Tierhaltung bietet auch spezielle Beratung zum Kupierverzicht oder Schwanzbeißen auch bei kupierten Schweinen an. Gemeinsam mit dem Betrieb werden die individuellen Risikofaktoren analysiert. Darauf aufbauend wird ein Konzept entwickelt, das hilft, die Risiken zu senken, die Tiergesundheit zu verbessern und ein stabiles Haltungssystem für unkupierte Schweine zu schaffen. Sprechen Sie uns hierzu gerne an.
Ansprechpartnerinnen zum Kupierverzicht: