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Nachlese: LLH veröffentlicht „Praxishandbuch Kupierverzicht“

Am 7.6.2022 fand die vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) organisierte Informationsveranstaltung „Kupierverzicht in der Schweinehaltung“ statt. Dabei wurden Praktikerberichte und Kernaspekte aus dem „Praxishandbuch Kupierverzicht“ vorgestellt.

Tiere in entspannter Haltung; Foto: © BLE

Obwohl durch mehrere Rechtsakte bereits geregelt und durch den Nationalen Aktionsplan Kupierverzicht nochmals rechtlich verschärft, wird das Kürzen des Schwanzes beim Schwein in Deutschland, wie auch in vielen anderen EU-Mitgliedsländern, häufig immer noch routinemäßig durchgeführt.

Wegen der Vielzahl an Faktoren, welche Schwanzbeißen und das Auftreten von Nekrosen am Schwanz hervorrufen können, ist es nicht möglich, ein einheitliches Lösungskonzept für alle schweinehaltenden Betriebe zu erstellen. Nur durch ganzheitliche Betrachtung und einzelbetriebliche Ansätze können Lösungen gefunden werden.

Das „Praxishandbuch Kupierverzicht“ gibt ausgehend von den verschiedenen Risikofaktoren Handlungsempfehlungen zur erfolgreichen Haltung unkupierter Ferkel und Mastschweine. Mit Beispielen aus der Praxis werden Lösungsansätze vorgestellt. Damit wird ein Werkzeug an die Hand gegeben, in den Kupierverzicht einzusteigen und das Auftreten von Schwanzverletzungen zu vermeiden.

Auf dem Weg zum Kupierverzicht stehen sowohl die Faktoren der Haltungsumgebung als auch Risikofaktoren, die das Tier an sich betreffen, gleichermaßen im Vordergrund. Dazu wurde in den letzten Jahren das Entzündungs- und Nekrosesyndrom beim Schwein (Swine Inflammation and Necrosis Syndrome, SINS) beschrieben und in den Fokus des Gesamtkontextes gerückt. Vertiefte fachliche Erläuterungen und Hintergründe zur Forschung auf dem Gebiet stellte Dr. Frederik Löwenstein (LSZ Boxberg) vor. Dabei ging er auf Einflüsse des Managements, der Genetik der Tiere, die Fütterung insbesondere der Sauen und die Wasserversorgung im Zusammenhang mit dem Auftreten von Nekrosen und Entzündungssymptomen beim Schwein ein.

Praktische Erkenntnisse aus erster Hand lieferten die Betriebsleiter Heiko Ranft und Martin Volke, welche in Lieferbeziehung stehend, seit Jahren unkupierte Tiere in ihrer Ferkelaufzucht und Schweinemast halten.

Der LLH bietet zu dieser Thematik ein kostenfreies Beratungsangebot des Beratungsteams Tierhaltung zum Einstieg in den Kupierverzicht an.

Im Rahmen dieser Beratung werden betriebsindividuelle Risikofaktoren, die zu Schwanzbeißen und Schwanznekrosen führen können, erfasst und gewichtet. Anschließend sollen mit Hilfe eines individuell erarbeiteten Konzeptes die Risikofaktoren mit dem Ziel der Verbesserung der Tiergesundheit gesenkt werden und langfristig ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich ein unkupiertes Tier ohne massive Anpassungsschwierigkeiten zurechtfinden kann.

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