Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

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Feldflurprojekt schafft Lebensräume für Rebhühner

Bad Zwesten. Unsere landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft hat sich in den letzten 50 Jahren gewandelt. Landwirtschaftliche Betriebe sind durch effizientere Arbeitsweisen und den damit parallellaufenden Strukturwandel in ihrer Betriebsgröße gewachsen.

Hessens Umweltstaatssekretär Oliver Conz (l.) informierte sich anlässlich eines Besuches des Feldflurprojektes in Bad Zwesten über den Erfolg der angelegten Blühflächen für die dort lebenden Rebhühner

Felder wurden größer und Fruchtfolgen enger, wodurch Grenzlinien und Brachflächen deutlich schrumpften. Mit dieser Entwicklung ging auch ein starker Rückgang der Wildtierpopulationen – besonders des Niederwildes und der Feldvögel – einher. Dem will die Hessische Landesregierung entgegen wirken: In acht Feldflurprojekten werden im Rahmen der Hessischen Biodiversitätsstrategie bedrohte Arten der Agrarlandschaft stärker als bisher in den Fokus des Naturschutzhandelns gerückt.

Anlässlich seiner Sommerreise besuchte der neue Staatssekretär des Hessischen Umweltministeriums, Oliver Conz, das vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) betreute Rebhuhn-Feldflurprojekt um Bad Zwesten im Schwalm-Eder-Kreis.

Gemeinsam stark für die Rebhühner

Im Projektgebiet werden Landwirte bei der Anlage von rebhuhngerechten Blühflächen intensiv durch die LLH-Projektkoordinatorin Andrea Imhäuser beraten und gefördert. Weitere Akteure sind das Regierungspräsidium Kassel (Obere Naturschutzbehörde), der Schwalm-Eder-Kreis (Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung), die örtliche Jägerschaft und die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz sowie die Gemeinde Bad Zwesten.

Möglich und erfolgreich gemacht wird das Vorhaben letztlich erst durch die aktive Teilnahme vieler Landwirte und Landwirtinnen, die Nahrungs- und Lebensraumangebote in Form von Rebhuhn-Blühflächen schaffen und wichtige Strukturen, wie niedrigen Hecken und Säume, anlegen.

Das Besondere im Feldflurprojekt Bad Zwesten: Die Förderung der Rebhühner geschieht hier ausschließlich über die nachhaltige Verbesserung des Lebensraumes – es werden keine Futtereimer für die Rebhühner bereitgestellt.

Wechselseitige Bewirtschaftung fördert die Vielfalt

„Rebhuhn-Blühflächen sind keine „normalen“ Blühflächen, sondern sie sind in ihrer Artenzusammensetzung und Pflege speziell auf die Bedürfnisse der Rebhühner im Jahresverlauf abgestimmt“, berichtete Andrea Imhäuser, die beim LLH-Beratungsteam Pflanzenbau angesiedelt ist. Seit Projektbeginn wuchs die speziell für Rebhühner geeignete, strukturierte mehrjährige Blühfläche durch das Beratungsangebot auf zurzeit 30 ha. Anders als die meisten landwirtschaftlichen Blühflächen, bleiben Rebhuhn-Blühflächen fünf Jahre auf demselben Acker stehen und bieten somit auch in der vegetationsarmen Winterzeit noch genügend Verstecke für Wildtiere und Überwinterungsmöglichkeiten für eine Vielzahl an Insekten. Ab ihrem zweiten Standjahr werden die Rebhuhn-Flächen dann jährlich halbseitig von den Landwirten bearbeitet, indem etwa die Hälfte der Fläche nach oberflächlicher Bodenbearbeitung neu ausgesät wird. Die übrige Fläche bleibt unberührt.

Während des Besuchs des Staatssekretärs und weiterer Projektbeteiligter wurden mehrere solcher Blühflächen besichtigt, Lebensraumansprüche der Rebhühner erläutert sowie die Entwicklung des Projektes skizziert. „Im Frühjahr sieht es durch die besondere Bewirtschaftungsweise hier in der Umgebung aus wie auf einem Zudem hilft es den Landwirten, das Samenpotential unerwünschter Unkräuter im Griff zu halten“, erklärte Rebhuhn-Expertin Imhäuser. Auch viele andere Arten wie Wachtel, Feldlerche, Schafstelze und Feldhase profieren von dieser Bewirtschaftungsweise.

Mosaik aus Maßnahmen

Andrea Imhäuser referierte zu weiteren Möglichkeiten des Rebhuhnschutzes. So müssen Landwirte nicht zwangsläufig Blühflächen anlegen, wenn sie Wildtierpopulationen fördern möchten. Werden Getreideflächen mit geringerer Saatstärke ausgesät, können Wildtiere darin besser laufen und somit diese besser als Deckung nutzen. Zudem herrscht in diesen Beständen ein besseres Kleinklima, was insbesondere den anfangs wechselwarmen, empfindlichen Rebhuhnküken zugutekommt.
Bei der Grünland- oder Getreideernte stehengelassene Streifen bieten, in der sonst im Sommer erntebedingt geräumten Feldflur, weiterhin Deckung und Nahrung.
Über das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen, kurz HALM, können Landwirte einen finanziellen Ausgleich, für diese freiwillig erbrachten Naturschutzleistungen erhalten. Auch Bürger und Gemeinden können sich z.B. durch eine angepasste Pflege von Wegrändern und Säumen aktiv am Schutz der spät brütenden Rebhühner beteiligen. Um einen nachhaltigen Effekt für die benachteiligten Feldarten zu erreichen, wird ein buntes Mosaik aus Maßnahmen benötigt.

„Das Feldflurprojekt in Bad Zwesten zeigt auf beeindruckende Weise, was die Zusammenarbeit zwischen amtlichem und ehrenamtlichem Naturschutz, den Kommunen und den Vertreterinnen und Vertretern der Landwirtschaft bewirken kann. Ich freue mich, dass diese Projekte mit Fördermitteln des Landes unterstützt werden können und der Natur- und Artenschutz in Hessen gestärkt wird“, betonte Staatssekretär Oliver Conz.

Auf der LLH-Website erfahren Sie mehr über das Projekt: https://llh.hessen.de/umwelt/biodiversitaet/


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