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MuD Tierschutz-Broschüre „Beschäftigungsmaterial für Kälber“

Die Broschüre der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz soll Landwirtinnen und Landwirten, Beraterinnen und Beratern sowie allen Interessierten einen kompakten Überblick über mögliche Beschäftigungsmaterialien für Kälber geben. Dargestellt werden organische und anorganische Materialien.

Auch Praxistipps aus Betrieben des Netzwerks „Optimierung der Gruppenhaltung von Kälbern im Hinblick auf Vermeidung und Reduktion des gegenseitigen Besaugens (Milchviehhaltung)“ werden vorgestellt.
Im Rahmen der MuD Tierschutz nahmen deutschlandweit fünf Milchviehbetriebe mit Kälberaufzucht in Gruppenhaltung teil. Ziel dieses Themennetzwerkes war es, Kälber ab der 2. bzw. 3. Lebenswoche erfolgreich in Gruppen zu halten und den Erfolg der Maßnahmen Fachkollegen zu vermitteln. Alle Betriebe in diesem Netzwerk wirtschaften ökologisch, sind aber von den Bestandsgrößen, Rassen und im Management sehr unterschiedlich aufgestellt. Die teilnehmenden Betriebe erhielten intensive Beratung und setzten Maßnahmen um, die das Risiko für das gegenseitige Besaugen minimieren sollten. Die Begleitung und Beratung der Betriebe erfolgte durch das Tierschutz-Kompetenzzentrum. Dieses dokumentierte in regelmäßigen Berichten die Entwicklung der Demonstrationsbetriebe.

Beschäftigungsmaterialen minimieren gegenseitiges Besaugen

Das gegenseitige Besaugen von Kälbern an Nabel, Euter oder Schwanz ist eine Verhaltensstörung. Als Ursache wird vermutet, dass Kälber während des Tränkens durch Eimer oder Tränkeautomaten die notwendige Nahrungsmenge in wesentlich kürzerer Zeit aufnehmen, als beim Saugakt am Kuheuter. Das Saugbedürfnis wird nicht befriedigt und deshalb an Ersatzobjekten und anderen Kälbern durchgeführt. Das Besaugen kann Euter oder den Nabel des besaugten Kalbs schädigen, beim Saugen geschluckte Haare können verklumpen (Bezoar-Bildung) und Verdauungsstörungen können sich einstellen. Ein tierindividueller, angepasster Tränke- und Fütterungsplan als auch eine Optimierung der Haltungsumgebung, z.B. durch die Bereitstellung von Beschäftigungsmaterialien, können dem Besaugen entgegenwirken.

Frühe Gewöhnung an neue Reize führt zu einem ruhigeren Gemüt

Zudem sind bei Kälbern im Bereich des Aktivitätsverhaltens die Nahrungsaufnahme-, das Erkundungs- und Spiel- sowie das Komfortverhalten von großer Bedeutung. Das Alter, die Genetik, der Gesundheitszustand, aber auch die Haltungsumwelt beeinflussen das Verhalten. Neben der Fütterung spielen unter anderem das Platzangebot, die Größe der Gruppen und deren Altersstruktur sowie die Luft- und Lichtverhältnisse im Aufzuchtbereich eine bedeutende Rolle. Die Möglichkeit, sich mit seiner Umwelt und mit Artgenossen zu beschäftigen, ist sehr wichtig, um artgemäßes Verhalten zu erlauben und Verhaltensstörungen vorzubeugen. Wenn Kälber häufig unbekannte Objekte erkunden und neue Situationen erleben, und sie auf diese Weise die Erfahrung sammeln können, dass keine Gefahren bestehen, so wird ein guter Grundstein für eine höhere Anpassungsfähigkeit in weiteren Lebensabschnitten gelegt. Rinder, die unterschiedliche Umweltreize gewohnt sind, haben weniger Stress. Sie werden auch in neuen, ungewohnten Situationen gelassener reagieren, was auch für die Interaktion mit dem Menschen von Vorteil ist – man denke dabei beispielsweise an das erste Betreten des Melk-Standes bzw. ~Roboters.
Durch das Anbringen von Beschäftigungsmaterialien im Kälberstall wird die Anpassungsfähigkeit gefördert und das Risiko für Verhaltensstörungen, wie z. B. für gegenseitiges Besaugen, sinkt.

Die 32-seitige Broschüre ist als Printversion kostenlos erhältlich bei:
Leonie Schnecker (LLH) E-Mail senden und auch als Download über den BLE-Medienshop .

Weitere Informationen und Ergebnisse des Netzwerkes „Optimierung der Kälberhaltung“ finde Sie auf der Website des MuD Tierschutz .