Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

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Feldhamster: Alle in Deckung! Aber wo?

Projekt prüft spätreife Weizensorten auf ihre Eignung für den Feldhamsterschutz

Butzbach. „Die Trockenheit hat dieses Jahr dazu geführt, dass die Getreideernte noch früher als üblich, nämlich bereits Ende Juli, abschlossen war“, stellt Rainer Cloos, Pflanzenbauberater für die Wetterau beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), heraus. Die mit der Klimaveränderung zunehmend verfrühte Ernte ist einerseits auf die Trockenheit, aber auch auf den Anbau früher Sorten zurückzuführen, die an genau diese klimatischen Bedingungen angepasst sind. Für den selten gewordenen Feldhamster, ist es schwer, ausreichend Nahrung für seine Nachkommen zu finden. Oft überlebt der populationserhaltende zweite Wurf nicht. „Neben dem einseitigen Nahrungsangebot bei immer früherer Ernte, ist das größte Problem für die wenigen noch vorhandenen Populationen die fehlende Deckung“, erklärt Dr. Tobias Erik Reiners von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON). Für Greifvögel und Raubtiere sind die Feldbewohner bei fehlender Vegetation leichte Beute. Seit Mitte der 90er Jahre setzen viele Landwirte in Gebieten mit Feldhamster-Vorkommen bereits Schutzmaßnahmen um. Dies können schmale, nicht geerntete Getreidestreifen (Hamsterstreifen), 40 x 40 Meter große Hamstermutterzellen oder in Kombination mit Blühstreifen ein sogenanntes Hamsterhotel sein.

Aspekte verzögerter Ernte bewerten

Dr. Tobias Erik Reiners (vorne links) erläutert, wie die Maßnahmen auf der Fläche von Heinzpeter Zorn dem Feldhamsterschutz helfen. Gemeinsam mit LLH Pflanzenbauberater Rainer Cloos führt Zorn Sortenversuche zur verzögerten Ernte durch. Auf der Fläche befinden sich fünf Hamsterbauten.

In einem gemeinsamen Projekt untersuchen LLH und HGON nun, ob spätreife Weizensorten einen Beitrag zum Feldhamsterschutz leisten können. Auf dem Feld von Heinzpeter Zorn in Butzbach werden 13 Weizensorten neben dem gebräuchlichen Druschtermin Ende Juli / Anfang August auch Ende September und Anfang Oktober geerntet. Im Labor wird untersucht, wie sich eine spätere Ernte auf den Ertrag aber auch auf die Qualität auswirkt.
Laut Reiners kann eine Erntezeitverschiebung von wenigen Wochen bereits dazu beitragen, dass die Hamster ausreichend Futtervorräte für den zweiten, so wichtigen Wurf aufbauen können.

Das Versuchsfeld mit Infotafel zum Feldhamsterschutz
Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt. Die Ergebnisse sollen als Beratungsgrundlage dienen und können zur Weiterentwicklung der finanziellen Absicherung von landwirtschaftlichen Betrieben herangezogen werden, die sich für den Feldhamsterschutz engagieren.
„Wichtig ist, dass wir keine künstlichen Maßnahmen erschaffen. Wir werden einzig dort den Lebensraum für Feldhamster erweitern können, wo die Maßnahmen großflächig und mit geringem Aufwand und ohne wirtschaftlichen Verlust in den Betrieb integriert werden können“, ist sich Reiners sicher.
Neben dem späteren Drusch von Getreideflächen könnte ein stärkerer Sonnenblumen- oder Körnerleguminosenanbau, wie z.B. Ackerbohnen oder Soja, ebenso einen Beitrag leisten. Obwohl die proteinreichen Körnerleguminosen oder auch die Sonnenblume im Frühjahr weniger Deckung und Lebensraum bieten, profitieren Feldhamster von einem späten Druschtermin und einer wertvollen Nahrungsquelle.

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