Zum Tag der Artenvielfalt: Sensible Zeit für seltene Bodenbrüter – jetzt Rücksicht nehmen
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fast überall wurde inzwischen der erste Grasschnitt zur Silage-Erzeugung gewonnen. Auch ist aktuell wieder regelmäßig das vertraute Geräusch von Rasenmähern zu hören. Daher rückt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) anlässlich des Internationalen Tags zur Erhaltung der Artenvielfalt am 22. Mai einen selten gewordenen Vogel in den Fokus: Das Rebhuhn. Denn alle, die in Feld und Wiesen unterwegs sind, können diese Tiere gefährden oder schützen.
„Erster Mai: Erstes Ei“
„Diese alte Bauernregel diente früher als einfacher Merksatz für die beginnende Eiablage bei unseren heimischen Feldhühnern. Auch heute hat dieser nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt – außer, dass Rebhühner inzwischen sehr viel seltener als früher sind“, erklärt LLH-Biodiversitätsberaterin Andrea Imhäuser vom Feldflurprojekt zum Rebhuhnschutz.

Wenn es um ihren Neststandort geht, sind die unscheinbaren kleinen Hühnervögel sehr wählerisch: Bevorzugt werden Brutplätze in sehr deckungsreichem Gelände wie Brachen, Blühstreifen, Feldrändern und Saumstrukturen. Am beliebtesten sind solche Randstrukturen und Übergangsbereiche, in denen reichlich vorjährige Vegetation zu finden ist. Viele landwirtschaftliche Betriebe setzen sich für den Rebhuhnschutz ein, indem sie solche Rückzugsflächen anlegen und bei der Mahd auf die Vögel achten.
Weitere Vogelarten wie Feldlerchen, Wachteln, Wiesenpieper, Braunkehlchen und Schafstelzen nutzen ebenfalls gern abwechslungsreiche Strukturen für ihre Nester. Während manche Arten bald nach dem Schlüpfen ihr Nest verlassen, sind andere auf eine ungestörte Kükenzeit im Nest angewiesen. Aus diesem Grund sollten bis mindestens Anfang Juli die nicht dringend notwendigen Mäh- und Mulcharbeiten ausgesetzt werden.
Typisch Rebhuhn: Kleiner Vogel mit großem Gelege

Rebhühner sind Bodenbrüter. Die nur etwa taubengroßen Hühnervögel legen mit etwa 20 Eiern beachtlich große Gelege an – dies kostet sie sehr viel Energie. Diese Energie kann eine Henne nur durch eiweißreiche Nahrung und einen sparsamen Verbrauch in ihrem täglichen Verhalten aufbringen. Muss sie häufig vor Gefahren wie Hunden und Menschen flüchten, verliert sie viel Energie, die ihr dann für die Eiablage fehlt. Mit dem Brüten beginnt die Henne erst, wenn das Gelege vollständig ist – das kann bis zu drei Wochen dauern. Die Brutdauer beträgt circa 24 Tage und ist für die Rebhenne die gefährlichste Zeit im Jahresverlauf, da sie jetzt fest auf ihrem Gelege sitzend leichte Beute für Räuber wie z. B. den Fuchs darstellt.
Ränder und Wege bitte jetzt noch nicht mulchen!
Derzeit ist es ganz besonders wichtig, Weg-, Feld- und Wiesenränder möglichst nicht zu mulchen oder zu mähen. Die Gefahr, Gelege von Bodenbrütern hierbei zu zerstören, ist momentan ausgesprochen hoch. Wer in der Natur unterwegs ist – ob zu Fuß oder mit dem Rad – sollte daher möglichst auf stark frequentierten Wegen bleiben und Hunde stets anleinen.
Erst Ende Juni/Anfang Juli schlüpfen die Rebhuhnküken. Sie sind Nestflüchter, die ihren Eltern nach dem Schlupf folgen und selbstständig nach Nahrung suchen. In ihren ersten beiden Lebenswochen ernähren sich die Küken ausschließlich von Käfern, Ameisen, Spinnen, Heuschrecken, Wanzen, Blattläusen und Raupen. Dieses energiereiche Superfood lässt die Küken sehr schnell wachsen und sorgt dafür, dass sie nach etwa zwei Wochen bereits kurze Strecken flattern können. Erst ab der dritten Lebenswoche nimmt der Anteil pflanzlicher Nahrung im täglichen Speiseplan der Junghühner nach und nach zu.
Viele Gefahren erwarten die jungen Rebhühner
Trotz der hohen Anzahl an Eiern in jedem Gelege überleben meist nur sehr wenige Rebhuhnküken. Besonders nasskalte Witterung und Insektenmangel führen zu einer hohen Kükensterblichkeit. Im Laufe ihres Lebens begegnen Rebhühner zudem vielen Tieren, die für sie gefährlich werden können: Beutegreifer wie Fuchs, Waschbär, Habicht oder streunende Katzen. Eine weitere große Gefahr stellen Menschen dar, welche aus Ordnungssinn viele Wege und Ränder mulchen, wodurch wichtige Deckung wegfällt. Auch unser Freizeitverhalten sorgt für ständige Unruhe im Rebhuhnrevier.
In diesen Tagen kann also durch kostengünstiges Nichtstun aktiver Artenschutz durch Bürgerinnen und Bürger, Landwirtinnen und Landwirte sowie Gemeinden betrieben werden – Weniger ist Mehr!