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Neue Schilder informieren über Rebhuhn-Projekt

Seit Himmelfahrt können sich die Spaziergänger und Wanderer um Bad Zwesten über das Rebhuhn-Projekt ihrer Region informieren.

In der Feldflur der Gemarkung Bad Zwesten und angrenzend bis Kerstenhausen, Bischhausen und Jesberg liegen eine Vielzahl von besonderen Blühflächen, welche speziell für die hier noch vorkommenden, heimischen Rebhühner angelegt wurden. Bestimmt hat sich der ein oder andere schon seit längerem gefragt, was es mit diesen Flächen genau auf sich hat. An diesen bunten Feldern sind nun Infotafeln angebracht.

Besondere Blühflächen für besondere Vögel

Rebhuhn-Blühflächen sind keine „normalen“ Blühflächen, sondern sie sind in ihrer Artenzusammensetzung und Pflege speziell auf die Bedürfnisse der Rebhühner im Jahresverlauf abgestimmt.

Die Henne legt im Mai mit etwa 20 Eiern ein für ihre Körpergröße erstaunlich großes Gelege am Boden, in gut getarnten Strukturen, an. Im Juni wird das Gelege von der Henne ausgebrütet, während der Hahn in der Nähe Wache hält. Die Küken sind Nestflüchter, welche sich mit ihren Eltern und Geschwistern schon bald nach dem Schlupf gemeinsam auf Nahrungssuche begeben.

Sowohl für die körperliche Höchstleistung der Eiablage, als auch für das unglaublich schnelle Wachstum der Küken ist ein ausgesprochen hoher Energiebedarf vonnöten. Dieser Energiebedarf kann von Henne und Küken nur durch „Superfood“ in Form von reichlich eiweißhaltiger Insektennahrung gedeckt werden.

Die Pflanzenarten der Blühmischung sind daher so ausgewählt, dass sie einerseits viele Insekten anlocken, die wiederum als Rebhuhn-Nahrung dienen und andererseits selbst als Nahrung für die Rebhühner in Form von grünen Pflanzenteilen oder reifen Samen geeignet sind.

In vielen dieser Blühflächen könnten auch wir Menschen Zutaten für einen leckeren Wildkräuter-Salat sammeln, denn viele der darin vorkommenden Arten wie z.B. Spitzwegerich, Pimpinelle oder Salbei sind als Wild- und Heilkräuter bekannt.

Jährlich halbseitige Bewirtschaftung

Halbseitig bewirtschaftete Rebhuhn-Blühfläche

Anders als die meisten anderen landwirtschaftlichen Blühflächen, bleiben Rebhuhn-Blühflächen mehrere Jahre auf demselben Acker stehen und bieten somit auch in der vegetationsarmen Winterzeit noch genügend Verstecke für Wildtiere und Überwinterungsmöglichkeiten für eine Vielzahl an Insekten.

Ab ihrem zweiten Standjahr werden die Rebhuhn-Flächen jährlich halbseitig von den Landwirten gepflegt, indem etwa die Hälfte der Fläche neu ausgesät wird. Auf der anderen Flächenhälfte wird nichts gemacht. Diese halbseitige Pflege wechselt in den folgenden Jahren jährlich, sodass auf einer Blühfläche immer zeitgleich junge Pflanzen und alte, überwinterte Strukturen vorhanden sind – dies erhöht erheblich die Vielfalt des Speiseplans der Rebhühner und sorgt gleichzeitig für gute Versteckmöglichkeiten.

Große Vielfalt der Blühflächen

Wer aufmerksam durch die Feldflur wandert, dem fällt die Vielzahl der unterschiedlichen Blühflächen und -streifen auf. Zwar ist nicht jede dieser Blühflächen gezielt für die Rebhühner angelegt – aber alle Arten von Blühflächen haben einen positiven Einfluss auf unsere Wildtiere und Insekten. Für Landwirte gibt es viele Möglichkeiten, Blühflächen anzulegen: manche stehen nur wenige Monate, andere ein, drei oder fünf Jahre. Große Unterschiede bestehen auch in der Zusammensetzung der blühenden Arten: man findet lila blühende, reine Phacelia-Felder bis hin zu bunten Mischungen mit mehr als 40 Arten von Kultur- und Wildpflanzen.

Unterstützer des Rebhuhn-Projektes

Bürgermeister Michael Köhler und Andrea Imhäuser (LLH) am Info-Schild; Foto: Nico Grochowski, Gemeinde Bad Zwesten

Das Feldflur-Projekt zur Förderung der Rebhühner um Bad Zwesten wird neben dem Regierungspräsidium Kassel und dem Schwalm-Eder-Kreis (Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung), die örtliche Jägerschaft und die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz ganz besonders durch die aktive Teilnahme vieler Landwirte und Landwirtinnen durch die Anlage und Pflege von Rebhuhn-Blühflächen entscheidend getragen und entwickelt.

Auch die Gemeinde Bad Zwesten ist ein wichtiger Förderer des Projektes, indem sie u.a. zurzeit auf Mulcharbeiten der Wege nahe den Blühflächen bis Anfang Juli verzichtet und die Finanzierung der Infoschilder übernommen hat.

Der Ortsbeirat Oberurff-Schiffelborn hat durch eine Spende die Kanthölzer zur Befestigung der neuen Info-Schilder finanziert und durch tatkräftige Unterstützung des stellvertretenden Ortsbeirates Hermann Häusling die Aufstellung der Schilder trotz tief trockenen Bodens ermöglicht.

Ein herzliches Dankeschön an alle Unterstützer des Projektes!


Feldflurprojekte

Das Feldflurprojekt Bad Zwesten ist eines von zurzeit acht Projektgebieten im Sonderprogramm „Förderung der Leitarten der Feldflur“ im Land Hessen zur Umsetzung der hessischen Biodiversitätsstrategie. Eines der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie ist es, die Arten der Ackerlandschaften stärker als bisher in den Fokus des Naturschutzhandelns zu rücken. Im Projektgebiet werden Landwirte bei der Anlage von rebhuhngerechten Blühflächen intensiv durch die Projektkoordinatorin des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) sowie die beteiligten Behörden beraten und gefördert. Weitere Akteure und Interessierte werden vernetzt, informiert und können sich aktiv beteiligen.