Durch den Anbau von Gehölzen und landwirtschaftlichen bzw. gärtnerischen Kulturen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander treten in Agroforstsystem viele direkte Wechselwirkungen auf. Folgende Effekte sind in Agroforstsystemen zu beobachten:
Themenfeld | Auswahl einiger Chancen und Herausforderungen |
Klimaschutz | (+) Kohlenstoffbindung in unter- und überirdischer Holzmasse |
(+) Humusaufbau im Bereich der Gehölze | |
(+) Verringerte Bewirtschaftungsintensität und erhöhte Sauerstoffproduktion durch die Gehölze | |
(+) Verringerte Produktion von klimaschädlichen Gasen, wie z.B. Lachgas, durch geringere Dünge- & Pflanzenschutzmittelgaben | |
Bodenschutz | (+) Verminderte Bodenerosion durch Wasser und Wind |
(+) Verbessertes Bodenleben durch eine längere Bodenruhe | |
(+) Erhöhter Humusanteil verbessert Speicherfähigkeit für Wasser & Nährstoffe | |
Wasserschutz | (+) Verringerter unter- und oberirdischen Nährstoffeintrages |
(+) Verringerter Stickstoffeintrag v.a. im Bereich der Gehölzstrukturen | |
(+) Verringerte Erwärmung der Gewässer und damit verringerter Pflegebedarf | |
(-) Bei Gehölzflächenanteilen >25 % tlw. geringere Grundwasserneubildung | |
(-) Pflegemaßnahmen der Gewässer tlw. erschwert | |
Klimaanpassung | (+) Schutz vor Extremwetterereignissen, wie z.B. Starkregen, Frost und Hitze |
(+) Erhöhte Wasserverfügbarkeit für landwirt. Kulturen durch besseres Mikroklima und Schutz vor Wind, Sonnenbestrahlung und Verdunstung | |
(+) Erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Extreme verbessert die Ertragsstabilität des gesamten Systems | |
Tierhaltung | (+) Verbesserte Nutzung der Weideflächen und verringerte Konzentration der Exkremente im Stallungsbereich (vgl. Freilandhaltung Hühner) |
(+) Verbesserter Schutz der Tiere vor ungünstiger Witterung | |
(+) Angebot einer gesundheitsfördernden Futterergänzung (Blätter) | |
(-) Teilweise erhöhter Zäunungsaufwand in den Gehölzstrukturen | |
(-) Rinder, Schafe und Ziegen können die Gehölze beschädigen | |
(-) Teilweise erhöhtes Verletzungsrisiko für die Tiere bei Gehölzen mit Dornen | |
Standortproduktivität | (+) Verringerung des Ausfallrisikos |
(+) Erhöhung der Biomasseleistung bei den landwirt. Kulturen und bei den Gehölzen möglich | |
(-) Ertragsminderung bei landwirt. Kulturen durch die Nähe zu den Gehölzen sowie eine ungünstige Gehölzausrichtung (Schattenwurf) durch ein intelligentes Anlagedesign managen | |
Biologische Vielfalt | (+) Schaffung neuer Lebensräume und Rückzugszonen für bestimmte Tier- und Pflanzenarten des strukturreichen Offenlandes |
(+) Verbesserte Biotopvernetzung | |
(+) Förderung der Nützlinge für eine natürliche Schädlingsbekämpfung, z.B. der Greifvögel zur Mäusebekämpfung | |
(+) Erhöhung der Strukturvielfalt | |
(-) Beeinträchtigung der Vögel des weiträumigen Offenlandes (Kiebitz, Feldlerche) durch ein intelligentes Anlagedesign managen | |
(-) Anbau von nicht gebietsheimischen Gehölzen in naturschutzfachlichen wertvollen Bereichen und deren Auswirkungen bedenken | |
(-) Mögliche Ansiedlung von Schädlingen in den Gehölzstrukturen durch ein intelligentes Anlagedesign managen | |
Flächenverfügbarkeit | (+)Verbesserte Flächennutzung durch den Anbau auch auf schwierig zu bewirtschaftenden Schlägen |
(-) Angespannte Flächenverfügbarkeit aufgrund des hohen Pachtflächenanteils sowie der Konditionen der Pachtverträge | |
(-) Beschädigungen bestehender Drainagen | |
(-) Abstandsregel zu den an die Gehölze angrenzenden Bewirtschaftern | |
Erhöhung der Produktvielfalt und Wertschöpfungsoptionen | (+) Erhöhte Nachfrage nach nachhaltigen, regionalen landwirtschaftlichen Produkten |
(+) Vielfältige Agroforstprodukte ermöglichen neue (regionale) Vermarktungsmodelle | |
(+) Neue Wertschöpfungspfade stärken regionale Agroforst-Akteure | |
(-) Aktuell regional oft nur wenige Agroforst-Akteure vorhanden | |
(-) Aktuell oft noch geringe Zahlungsbereitschaft für neue Agroforstprodukte bei den Verbrauchern spürbar |