Biorohstoffnutzung
Post EEG – zur Zukunft des Biogases
Anfang November richteten der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen und die Arbeitsgemeinschaft für Rationalisierung, Landtechnik und Bauwesen in der Landwirtschaft Hessen e.V. (ALB) einen Thementag zu Post-EEG-Nutzungsvarianten aus. Mehrere Referenten und Praktiker zeigten interessante Geschäftsmodelle nach Ablauf der festen 20-jährigen EEG-Vergütung auf.
Für Biogasanlagenbetreiber besteht auch nach dieser Zeit die Möglichkeit einer festen, 10-jährigen Vergütung, jedoch zu deutlich schlechteren Konditionen. So dürfen gemäß EEG substratseitig nur noch zu 40 Masse-% Mais und Getreidekorn eingesetzt werden. Auch darf der erzeugte Strom dann nicht zur Eigennutzung verwendet werden.
Wann sich die Eigennutzung lohnt
Bei hohen Strompreisen kann die alleinige Eigennutzung immer attraktiver werden. Hier sollte aber der Betrieb genau prüfen, wann wieviel Strom benötigt wird und ob dieser ggf. gespeichert werden muss. Strom- und Wärmespeicher können hier eine Option sein. Bioenergiedörfer setzten bereits jetzt große Wärmespeicher ein. Doch um den kompletten Strom einer Biogasanlage zu speichern, wären die Dimensionen viel zu groß und kostspielig und somit aktuell für den Anlagenbetreiber noch nicht rentabel. Darüber hinaus müsste eine Verwendung für den gespeicherten Strom gegeben sein, was sich bei diesen gespeicherten Strommengen als problematisch darstellt.
„Nicht ganz ohne“: Kraftstoff und Erdgas aus Biogas
Das erzeugte Biogas zu BIO-LNG aufzubereiten und einer ansässigen LKW-Flotte als Kraftstoff zur Verfügung stellen, kann eine weitere Möglichkeit darstellen, um die Anlage nach EEG-Ende weiterbetreiben zu können. Hierfür ist die Investition in eine Liquefied Natural Gas-Anlage notwendig. Diese speichert das Gas verflüssigt in einem doppelwandigen Tank. Bei Bedarf wird das flüssige Produkt in gasförmiges Erdgas umgewandelt. Dieses Konzept ist jedoch nur für große Anlagen rentabel oder unter einem Zusammenschluss mehrerer kleiner Anlagen in räumlicher Nähe.
Biogas kann ebenfalls zu Erdgasqualität aufbereitet werden. Um dieses Verfahren wirtschaftlich zu betreiben, kann man sich den Handel mit THG-Quoten zunutze machen. Dies kann eine interessante Einnahmequelle sein, da z.B. Mineralölkonzerne dazu verpflichtet wurden, für den Verkauf von fossilem Kraftstoff Quoten von Erzeugern, die möglichst CO2-neutralen Kraftstoff produziert haben, zu erwerben. Zu beachten ist jedoch, dass die Biogaserzeugung und die damit verbundene CO2-Vermeidung von Sachverständigen kritisch beurteilt wird. Im Zweifel können so die Zahlungen bei zu wenig CO2-Vermeidung angepasst werden. Aktuell können Biogasanlagenbetreiber pro vermiedener Tonne CO2 einen Preis zwischen 470 und 500 € erzielen.
Die Aufbereitung des Biogases zu Erdgasqualität lohnt sich angesichts hoher Investitionskosten (ca. 1 Mio. Euro) nur für große Biogasanlagen oder bei Zusammenlegung mehrere kleiner Anlagen. Neben aufwändigen und teuren Genehmigungsprozessen sollten auch die erforderlichen Baumaßnahmen dafür bedacht werden, wie z.B. das Verlegen von Gasleitungen zum gemeinsamen Einspeisepunkt oder für den Zusammenschluss von Biogasanlagen.
Die Biogasanlage als Düngerlieferant
Eine weitere interessante Nebeneinkunft kann die Vermarktung des anfallenden Gärrestes an Ökobetriebe sein, sofern die Betriebe diesen Dünger gemäß Verbandsrichtlinien einsetzten dürfen. Zu beachten ist jedoch, dass die konventionell erzeugte Maismenge gemessen am Gesamtsubstrat nicht mehr als 25 Masse-% betragen darf. Ebenso dürfen konventionelle Wirtschaftsdünger nur eingesetzt werden, wenn deren Herkunft von Betrieben mit maximal 2,5 GVE/ha gegeben ist.
Eine Weiternutzung der Biogasanlage als reine Gülleanlage mit deren EEG-Vergütung ist vom Gesetzgeber nicht vorgesehen. Dafür müsste die alte Anlage inklusive Blockheizkraftwerk komplett zurückgebaut und eine neue Anlage errichtet werden.
Durchwachsene Silphie bietet vielfältige Vorteile
Die Durchwachsene Silphie hat in den letzten Jahren als Substrat für Biogasanlagen an Bedeutung gewonnen. Der Methanhektarertrag liegt im Vergleich zu Mais bei etwa 80 %. Dem entgegen steht, dass die Zeitinvestition und Anbaukosten nur im ersten Jahr anfallen, denn einmal gesät, kann sie ab Standjahr 2 bis zu 15 Jahre beerntet werden. Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in den Folgejahren ist deutlich geringer als beim Maisanbau. Im ersten Anbaujahr kann der „Ernteausfall“ mit einer Untersaat (Mais oder Hirse) kompensiert werden kann. Durch ihre lange Blütezeit von Juni bis September ist die Pflanze zudem sehr insektenfreundlich, was zu einer höheren Akzeptanz in der Bevölkerung beitragen kann.
Neben dem Einsatz als Biogas werden die Fasern der Silphie auch zur Herstellung von Verpackungsmaterialien genutzt, wodurch der Landwirt eine CO2-Gutschrift bekommen kann.
Egal, welchen Weg Sie einschlagen wollen: Allen Anlagenbetreibern sei geraten, das betriebsindividuelle Folgekonzept im Vorfeld genauestens mit der Betriebsberatung zu kalkulieren.