Um einen störungsfreien Betrieb der Biogasanlage zu gewährleisten, ist es notwendig rechtzeitig notwendige Sanierungsarbeiten an der Bausubstanz sowie Fermentertechnik durchzuführen. Der Landesbetrieb Landwirtschaft (LLH) hat gemeinsam mit dem Fachverband Biogas und der Maschinenring Kommunalservice GmbH eine Veranstaltung durchgeführt, die wichtige Aspekte der Reinigung und Sanierung des Fermenters vermittelt hat.
Die Vorbereitung spielt eine wichtige Rolle, damit die Anlage zügig wieder in Betrieb genommen werden kann. Eine gründliche Planung der Maßnahme mit entsprechender Dokumentation spielt aus Sicht der Gefahrenprävention eine wichtige Rolle.
Vor der Anlagenreinigung – Sicherheitsaspekte beachten
Die Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (ETEM) und die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) haben auf Grund der Bedeutung des Themas Gefahrenprävention gemeinsam sensibilisiert, worauf bei der Durchführung einer Revision des Fermenters zu achten ist. Leider kommt es immer wieder vor, dass bei derartigen Arbeiten Arbeitsunfälle passieren, die teils auch einen tödlichen Ausgang verzeichnen müssen. Herr Kappes von der SVLFG betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung, weshalb erfahrene Fachfirmen diese Arbeiten durchführen sollten.
Es wird dem Betreiber empfohlen, wenn die Entscheidung zu Gunsten eines bisher unbekannten Dienstleister ausfällt, sich die Sachkundenachweise der verantwortlichen Personen zur Durchführung der beauftragten Tätigkeiten an Hand von Referenzen, Zertifikaten und Zeugnissen belegen zu lassen. Eine sachgerechte und dokumentierte Vorbereitung mit der beauftragten Firma ist wichtig, damit in einem eventuellen Schadensfall die Schuldfrage gegenüber der Versicherung und ggf. Staatsanwaltschaft sauber geklärt werden kann. Der Betreiber ist verpflichtet, eine Einweisung der an der Baustelle beschäftigten Personen durchzuführen und diese zu dokumentieren. Darüber hinaus ist er auch verantwortlich für die Kontrolle sowie die Koordination unterschiedlich beauftragter Personen bzw. Firmen hinsichtlich andauernder, auftretender Gefahren vorzunehmen. Die möglichen Gefährdungspunkte vor Ort sollten vorab beurteilt und dokumentiert werden. Anschließend sind die dazu entsprechenden Vorbeugemaßnahmen zu veranlassen. Das vorbreitete Schutzmaßnahmen-Konzept sollte Maßnahmen zum Explosionsschutz, dem Absturzschutz sowie der Personenrettung umfassen.
Auf der Internetseite der SVLFG, der BG ETEM sowie dem Biogas Fachverband finden sich Checklisten, die helfen können, die notwendigen Vorbereitungen zur Fermenterreinigung zu beachten.
Defekte Stellen erkennen und sanieren
Herr Ziegler von der ARGE Biogas Safty First ging in seiner Präsentation auf die Schadensbilder ein, die sich an den einzelnen Baustoffen zeigen können. Aus Gründen mangelnder Tragfähigkeit oder herabstürzender Teile kann es notwendig sein, die Holzkonstruktion zu erneuern. Mit Blick auf die Arbeitssicherheit ist deshalb, vor dem Betreten des Fermenters, die Tragfähigkeit jedes einzelnen Holzbalkens durch Belastung mit 200 kg Einzellast zu prüfen. Hierzu eignet sich beispielsweise ein Traktorgewicht, welches mit einem Autokran am zu prüfenden Punkt abgesetzt wird.
Die Betongüte des Behälters kann durch das Gärsubstrat stark beansprucht werden. In diesem Fall empfiehlt es sich die betroffenen Stellen durch auftragen einer Schutzschicht zu sanieren. Die Entschwefelungsleitung ist bei der Sanierung ebenfalls zu prüfen. Hierzu wird die Leitung mit Wasser gespült. An der Rührtechnik kommt es neben dem Verschleiß der Rührflügel zum sogenannten Verzopfen. Bei diesem Schadensbild wickeln sich Fremdkörper wie Schnüre oder Plastikfolien um die Lager und es dringt in der Folge Feuchtigkeit ein. Bei der Gasspeicherfolie gilt es die begrenzte Lebensdauer zu beachten. Diese wird besonders durch UV Einstrahlung sowie erhöhte Temperaturen herabgesetzt. Nach dem Verschließen wird die Durchführung einer Dichtheitsmessung zum Schutz der Umwelt und aus ökonomischen Gründen empfohlen. Die Heizleitung ist im Zuge der Entleerung von möglichen Verkrustungen zu befreien, damit anschließend die benötigte Temperatur im Fermenter gefahren werden kann. Gegebenenfalls sind im Nachgang Veränderungen an der Vorlauftemperatur und der Rührtechnik vorzunehmen.
Richtige Vorbereitung beugt langem Stillstand vor
Herr Anduschus von der Maschinenring Kommunalservice GmbH Kassel ging in seinem Vortrag auf die Arbeit des Arbeitskreises Biogas und die Vorteile einer gut geplanten Revision ein. Das Ausmaß der Schäden und notwendigen Instandhaltungsarbeiten wird vielfach erst nach dem Öffnen des Behälters sichtbar. Damit ein schnelles Anfahren der Anlage gewährleistet werden kann, ist es wichtig auf mögliche Reparaturarbeiten vorbereitet zu sein. Deshalb ist es ratsam Ersatzteile unter Vorbehalt zu bestellen und Termine bei benötigten Firmen anzufragen und vorab bestätigen zu lassen. Wichtig ist auch alle Maßnahmen zum Arbeitsschutz zu treffen und Arbeitsschutzkleidung vorzuhalten. Der Betreiber sollte mit dem Unternehmen eine Liste möglicher Sanierungsarbeiten festhalten, die zusätzlich zu den eigentlichen Revisionsgründen auftreten könnten. Vier Wochen vor der geplanten Revision wird eine Gas Leck Messung empfohlen. Diese wird beim Maschinenring mit Hilfe eines Methan Laser Detektor (RMLD) durchgeführt.
Sanierungsarbeiten praktisch vorgestellt
Im Anschluss an die Präsentationen erfolgte nach der Mittagspause die praktische Vorführung des Saugbaggers an der Biogas Anlage auf dem Eichhof. Vor Beginn der Arbeiten werden notwendige Sicherheitsausrüstungen vorgestellt und demonstriert. Beim Entleeren der Sedimentschichten im Behälter kommt ein großvolumiger Lüfter auf der Holzbalkendecke zum Einsatz. Mit Hilfe eines Laders werden die Reste zum Schlauch des Saugbaggers geschoben. Dieser saugt das Material in einen Zwischenbunker. Nach Füllung des Bunkers wird der Gärrest auf einen Anhänger übergeladen und von dort ausgebracht. Im Anschluss zeigen Sachverständige mögliche Schäden an Bauteilen und technischen Einbauten. Die Gasdichtigkeit wird am bestehenden gasdichten Gärrestlager zunächst erläutert und praktisch gezeigt. Hierzu kommen der Methan Laser Detektor und ein Snooper zum Einsatz. Der Snooper ist an einer ausziehbaren Stange befestigt. Somit kann die Prüfung der Gasdichtigkeit vom Boden aus erfolgen. Werden Schadstellen aufgespürt, dann ist die Stelle von einem Arbeitskorb aus genau zu untersuchen. Abschließend wird die Rissverpressung an einem bestehenden, älteren Güllebehälter gezeigt.
Checklisten und Präsentationen der Veranstaltung
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Praxistag Fermenterreinigung- und sanierung 2017