Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Biorohstoffnutzung

Holzige Biomasse im Focus des 2. HeRo-Faktenchecks

Am 24.09.2018 führte der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo) e.V. den 2. HeRo-Faktencheck zum Thema „Energetische Verwertung von kommunalen holzigen Ressourcen, Wald- und Agrarholz“ in Wetter (Hessen) durch.

Henry Thiele (HeRo) und Dr. Felix Richter (Witzenhausen-Institut GmbH)

Nach einer kurzen Einführung von Henry Thiele, Vorstandsvorsitzender des Kompetenzzentrums HeRo e.V. stellte Bürgermeister Kai-Uwe Spanka die örtlichen Aktivitäten vor. So wurde eine Nahwärmezentrale in Wetter errichtet. Diese verteilt nicht nur die, in der Hackschnitzelheizung erzeugte Wärme an Kunden, sondern auch die Überschusswärme mehrerer Blockheizkraftwerke, welche mit Biogas und Biomethan betrieben werden.

Kurzumtriebsplantagen (KUP) haben in Hessen noch Potential

Referenten der Witzenhausen-Institut GmbH, des Landesbetriebes HessenForst und des LLH beleuchteten zunächst die Rohstoffseiten, quantifizierten zur Verfügung stehenden Ressourcen und zeigten aber auch mögliche Hemmnisse auf. Die Grünguterfassung und deren Verwertung ist regional unterschiedlich in Hessen. In vielen Kommunen besteht noch Optimierungsbedarf. Holzige Bestandteile sind energetisch in dezentralen Heizanlagen zu verwerten, wie positive Beispiele (z.B. die Beheizung von Schulgebäuden) aufzeigten. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung forstlicher Flächen ist die Holznutzung am Zuwachs zu orientieren. Dennoch können durch Kalamitäten außerplanmäßige Potentiale hinzukommen. Auf landwirtschaftlichen Flächen spielt der Anbau von KUP in Hessen bisher nur eine untergeordnete Rolle. Dies geschieht in der Regel nur auf kleineren Flächen. Schnellwachsende Baumarten können zur ökologische Aufwertung der Agrarlandschaft beitragen und für den Einzelbetrieb eine interessante Produktionsrichtung darstellen. So kann mit dem jährlichen Aufwuchs einer ein Hektar großen KUP-Fläche der Heizenergiebedarf eines 100 m² Wohnfläche umfassenden Hauses für drei Jahre gedeckt werden.

Fachkräftemangel bremst Wertschöpfungskette aus

Bernd Heinrich vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. griff in seinem Vortrag zu Problemen bei der Hackholzmobilisierung drei Themenfelder auf: Logistik, Ressourcen und qualifiziertes Personal. Im Logistikbereich seien die Dauer- und Einzelfahrerlaubnisse je nach Bundesland unterschiedlich geregelt. Die zulässigen Gesamtgewichte der Transportgespanne würden europaweit nicht einheitlich bewertet. Ausgehend vom zulässigen Gesamtgewicht von 40 t seien länderspezifische Gewichtsaufschläge möglich. Ergänzend zu den Ausführungen des Forstes wurde bei den verfügbaren Ressourcen auf die Berücksichtigung der FSC-Zertifizierung und die im Wald verbleibenden Mengen vom Zopfschnitt bis zum Nichtderbholz hingewiesen. Auch im Forstbereich sei ein massiver Mangel an Forstwirten, Maschinenführern und Berufskraftfahrern feststellbar. Dies führe zu einer verzögerten Erledigung anfallender Arbeiten und in Konsequenz auch zu Wertschöpfungseinbußen.

Wärmebedarfsprognosen sind unverzichtbar

Teilnehmer in der Stadthalle Wetter
Dr. Ing. Manfred Felske-Zech vom Landkreis Gießen stellte ausgewählte Aspekte der Wärmebedarfshochrechnung für den Landkreis vor und betonte die Wichtigkeit der dezentralen Wärmebereitstellung über Wärmenetze. Um diese gut planen zu können, sei neben der Erfassung bestehender Heizsysteme eine Abschätzung des Wärmebedarfes und die Anschlussbereitschaft möglicher Wärmekunden zu beziffern. Die Wärmebedarfshochrechnung müsse einerseits verifiziert, aber auch für die Zukunft fortgeschrieben werden. Hierfür würden sich dynamische Modelle eignen, die eine überregional verfügbare Datengrundlage berücksichtigten.

Anschließend zeigte Franz Bruckner vom Fachverband Holzenergie im Bundesverband Bioenergie (BBE) Möglichkeiten der Vernetzung auf. Der BBE hat für verschiedene Bereiche Arbeitsausschüsse gebildet. Fachlich ging er zudem auf den immer wichtiger werdenden Bereich der Sektorenkopplung ein.

Zum Abschluss der Fachtagung wurde die Heizzentrale in Wetter besichtigt. Nach Ansprache der verwendeten Brennstoffqualitäten und der eingesetzten Feuerungstechnik konnte in der Leitzentrale das Zusammenspiel der verschiedenen Wärmeerzeuger anhand von Visualisierungen auf Bildschirmen demonstriert werden.

Die zahlreichen Fragen und Diskussionsbeiträge während der Tagung zeigten, dass die Themenauswahl die Idee des HeRo-Faktenchecks – die Vermittlung von Fachwissen in Verbindung mit praxisnahen Umsetzungslösungen – auch beim zweiten Faktencheck die Erwartungen erfüllt haben.


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