Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Biorohstoffnutzung

9. Internationale Miscanthustagung bringt viele neue Impulse zur Nutzung

An vielen Orten in Hessen gibt es Miscanthusanpflanzungen die von innovativen Landwirten angelegt wurden. Leider fehlt es sehr oft an Möglichkeiten die so üppig gedeihende C 4-Pflanzen angemessen zu nutzen.


Baustoofe aus MiscanthusDie 9. Internationale Miscanthustagung, von Herrn Prof. Dr. Pude mit seinem Team am Campus Kleinaltendorf der Uni Bonn organisiert, zeigte unlängst eine Fülle neuer bzw. weiterentwickelter Nutzungsmöglichkeiten für Miscanthus auf.

Als Einstreumaterial für große und kleine Nutz- bzw. Haustieren hat sich Miscanthus seit langem bewährt. Die enorme Saugfähigkeit, die die Aufwandsmengen erheblich reduziert, ist hier ein Hauptargument für den Einsatz. So liegt die Wasseraufnahmefähigkeit von Miscanthusstroh in Versuchen der Uni Bonn um 63 % höher als bei Weizenstroh – jeweils bezogen auf das Strohvolumen.

Die thermische Nutzung der jährlich beerntbaren Dauerkultur – ein ha Miscanthus liefert den Heizwert bis zu 8000 l Heizöl pro Jahr –  fand in den letzten Jahren nur in einigen wenigen größeren Anlagen mit 500 – 1000 kW statt. Nach der Novellierung der Bundesimmisionschutzverordnung zum 22.03.2010 war der Einsatz des Brennstoffs in Neuanlagen bis 100 Kw nicht zulässig, da es keine Anlagen gab, die die vorgeschriebenen aufwändigen Typprüfungen absolviert hatten. Ab 2018 gibt es einen tollen Lichtblick: Die Firma Ökotherm aus dem bayrischen Hirschau hat die Hürde der für Halmgut und Getreide erforderlichen Typprüfung genommen. Ein sehr wichtiger und erfreulicher Schritt.

Im Spätsommer oder Herbst grün geerntet kann Miscanthus in Biogasanlagen als Substrat eingesetzt werden. Der Methanertrag liegt bei etwa 2/3 von Silomais. Der Zuwachs im Folgejahr ist dann allerdings reduziert. Europaweite Versuche beschäftigen sich mit der Optimierung dieser Einsatzmöglichkeiten.

Nutzungsmöglichkeiten des Miscanthus im Baubereich profitieren von den guten Wärmeisolierungseigenschaften und dem geringen Gewicht. Leichtbetonsteine mit Miscanthus, Dämmputze und Dämmplatten sind bis zur Praxisreife entwickelt bedürfen aber noch der Baurechtlichen Zulassung (Projekt OPTIMISC).

Der Beitrag des Miscanthus zur umweltfreundlichen Landwirtschaft ist vielfältig. Mehr als 30 to CO2 werde von einem ha Miscanthus pro Jahr im Boden gebunden. Anpflanzungen in Hanglagen reduzieren die Bodenerosion erheblich. Da Miscanthus keine Düngung und keinen Pflanzenschutz benötigt, ist es die ideale Kultur für den Grundwasserschutz in kritischen Bereichen (Schutzzonen). Eine Nitratauswaschung finden damit auch kaum mehr statt. In Nachbarländern, z.B. in Luxemburg, wird der Anbau von Miscanthus aus diesem Grund gezielt eingesetzt und finanziell gefördert.

verschiedene MiscanthusartenDaneben gibt es eine Vielzahl weiteren Nutzungsmöglichkeiten, angefangen vom   Einsatz als Torfersatz in Substraten, über die Nutzung in kompostierbaren Töpfen und Schalen bis hin zur Kunststoffherstellung und dem Einsatz als Reifendichtmitteln.

Während derzeit allenthalben noch der sterile Cultivar Miscanthus x giganteus, der ausschließlich vegetativ vermehrt wird, angebaut wird, schreitet die Züchtung mit – im Gewächshaus – aussaatfähigen Sorten bzw. Kreuzungen fort. Auch hier ist einen Ausbreitung durch Sämlinge in unseren Breiten ausgeschlossen, aber man verspricht sich mit der Züchtung eine bessere Anpassung an spezielle Ansprüche bezüglich der Eigenschaften für industrielle Nutzung.


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