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Reinigung von Pflanzenschutzgeräten

Eine gründliche Innen- und Außenreinigung der Pflanzenschutzspritze ist unerlässlich und schont die Gewässer. Eine Reinigung darf keinesfalls auf befestigten Flächen erfolgen, da sonst PSM über das Kanalsystem oder andere Abflüsse in Oberflächengewässer gelangen können. Allen Anwendern von Pflanzenschutzmitteln sollte das Problem des belasteten Reinigungswassers bewusst sein.

Was gilt es zu beachten?

Vorbeugender Gewässerschutz beim Umgang mit PSM fängt beim Planen der Maßnahme an.

1. Spritzbrühereste vermeiden!

Um Restmengen, außer der technisch bedingten Restmenge im Gerät, zu vermeiden, ist die benötigte Menge für die Behandlungsfläche genau zu berechnen.

2. Sorgfalt beim Befüllen!

Werden Pflanzenschutzgeräte auf befestigten Hofflächen befüllt oder gereinigt, gelangen nachweislich Reinigungswässer über das Kanalsystem und die Kläranlage in die Fließgewässer und führen damit zu einer vermeidbaren Belastung von Bächen und Flüssen. Dieser Zusammenhang ist langjährig bekannt und kann durch sachkundiges Vorgehen vermieden werden.

Die Befüllung der Spritze muss immer unter Aufsicht geschehen, um das Überlaufen oder Überschäumen (evtl. Zugabe von Schaumstopp-Präparaten) zu verhindern. Bei der Befüllung auf einer befestigten Fläche ist besondere Sorgfalt zu wahren, damit die Pflanzenschutzmittel nicht in das Abwassersystem gelangen. Gebrauchte Behältnisse sind umgehend zu verschließen.

3. Fachgerechte Entsorgung der Gebinde

Leere Behältnisse sind mit Wasser zu spülen und die Spülflüssigkeit der Behandlungsflüssigkeit zuzugeben. Viele Spritzen haben eine Einspülschleuse, die die leeren Verpackungen gleich spülen kann und das Spülwasser mit in den Spritztank gibt. Die leeren und gespülten Gebinde sind unter Dach zu lagern und bei entsprechenden Sammelaktionen der Hersteller und des Handels zurückzugeben (Packmittel-Rücknahme Agrar = PAMIRA). Die Rücknahmetermine und Sammelstellen werden in der Fachpresse veröffentlicht, können aber auch unter www.pamira.de nachgelesen werden (siehe dazu auch Beitrag Sachgerechter Umgang mit Pflanzenschutz-Verpackungsmaterial – PAMIRA).

4. Restmengen verdünnen und auf dem Acker ausbringen

Die im leergefahrenen Gerät nach Beendigung der Spritzarbeit verbliebene Restmenge ist sofort mit sauberem Wasser (ca. 5 % des Behältervolumens) aus dem integrierten Spülwasserbehälter über Innenreinigungsdüsen oder aus mitgeführten Kanistern zu verdünnen und auf der behandelten Fläche auszubringen. Nach dieser Spülung (hierbei sind zwei Spülungen z.B. mit jeweils 20 l Wasser besser als eine Spülung mit 40 l Wasser) kann das Gerät ohne Bedenken längere Zeit abgestellt werden und steht für nachfolgende Behandlungen einsatzbereit zur Verfügung.

Waschplätze für Maschinen mit integriertem Ölabscheider sind keinesfalls geeignete Entsorgungsplätze für Pflanzenschutzmittel-Restmengen, da der Ölabscheider die PSM nicht herausfiltern kann! Genau so wenig sind Jauche- oder sonstige Auffanggruben für die Einleitung von Reinigungswasser geeignet. Auch hier werden die PSM-Wirkstoffe nicht abgebaut und können noch Schäden in empfindlichen Kulturen verursachen.

5. Schutzkleidung nicht vergessen!

Bei allen Arbeiten mit Pflanzenschutzmitteln ist Schutzkleidung, d. h. Handschuhe, ggf. Schutzanzug bzw. langärmelige Kleidung, Gummistiefel und ggf. Schutzbrille bzw. Atemschutz entsprechend den Angaben in der Gebrauchsanleitung zu tragen.

Reinigung der Pflanzenschutzmittelspritze

Außenreinigung

Eine Außenreinigung des Pflanzenschutzgerätes kann aus verschiedenen Gründen notwendig sein. Dazu gehören

Diese Maßnahme kann mit einer Autowaschbürste oder einer Druckbürste durchgeführt werden. Das Reinigungswasser wird über eine Gerätepumpe und die Armatur der Waschbürste bzw. der Spritzpistole zugeführt. Für die Außenreinigung eines Spritzgerätes mit 12 m Arbeitsbreite werden ca. 50 l Wasser benötigt. Auch separat angetriebene Geräte, z.B. ein „Hochdruck-Waschkit“, bestehend aus einer Hochdruck-Kolbenpumpe mit Druckregler und direkt geflanschtem Ölmotor zum Anschluss an die Schlepperhydraulik mit Hochdruckschlauch und Reinigungspistole werden angeboten.
Die Außenreinigung muss grundsätzlich auf dem Feld (der Behandlungsfläche) erfolgen.

Innerreinigung

Für viele Anwender von PSM stellt sich das Problem der Innenreinigung dann, wenn zuvor mit Sulfonylharnstoff behandelt wurde und danach in eine sensible Kultur wie z.B. Raps gefahren werden soll. Um eine „Verschleppung“ von Wirkstoffen sicher verhindern zu können, muss eine Innenreinigung stattfinden. Neuere Geräte bieten hier elektronische Schaltsysteme, die über die Softwaresteuerung eine entsprechende Reinigung und Spülung aller belasteten Geräteteile vorsehen.

Abb. 4: Schematische Darstellung eines dreifachen Spülvorganges der absätzigen Innenreinigung (Harald Kramer)

Abb. 4: Schematische Darstellung eines dreifachen Spülvorganges der absätzigen Innenreinigung (Harald Kramer)

Einfachere Geräte mit integriertem Spülwasserbehälter bieten mit der „klassischen“ absätzigen Innenreinigung bei dreifacher Wiederholung entsprechend gute Reinigungsleistungen (Abb. 4). Dieses absätzige Verfahren erfordert in aller Regel vom Anwender dreimaliges Ab- und Aufsteigen, um entsprechende Schaltventile am Gerät zu betätigen und danach jeweils die verdünnte Restmenge auf dem Feld auszubringen. Der gesamte Vorgang dauert dabei meist mehr als eine halbe Stunde. Außerdem bewegt man sich in der frischbehandelten Fläche. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass dieses Verfahren nicht regelmäßig auf dem Feld durchgeführt wird und der Anwender bei problematischen Wirkstoffklassen mit einer gewissen Unsicherheit die nächsten Pflanzenschutzmaßnahmen

Eine gründliche Innenreinigung ist erforderlich

Reinigung ohne Absteigen in Rekordzeit mit der kontinuierlichen Innenreinigung

Abb. 5: Separate Reinigungspumpe an einer Pflanzenschutzspritze

Einen Ausweg kann die kontinuierliche Innenreinigung darstellen. Dieses System konnte mittlerweile zur Praxisreife geführt werden. Heute können alle gängigen Geräte nachgerüstet werden. Für die Nachrüstung vorhandener Geräte bedarf es lediglich einiger zusätzlicher Teile. Dies sind im Einzelnen eine separate Reinigungspumpe (Abb. 5), die zwischen dem Spülwassertank und den Innenreinigungsdüsen im Spritztank eingebaut werden muss. Die Leistung dieser Pumpe richtet sich nach dem Düsenausstoß des Gerätes. Hierbei müssen 90 % des Düsenausstoßes erreicht werden. Bei einem 12 m Gestänge mit kompakten Injektordüsen der Größe 03 (blau), ergibt sich ein Gesamtausstoß von etwa 28 l/min. Für dieses Beispiel wird eine 25 l Pumpe benötigt. Die Anzahl der Innenreinigungsdüsen richtet sich nach der Form des Spritzfasses bzw. den Einbauten im Inneren des Fasses (z.B. Schwallwände).

Abb. 6: Schematische Darstellung der kontinuierlichen Innenreinigung (nach TOPPS)

Abb. 6: Schematische Darstellung der kontinuierlichen Innenreinigung (nach TOPPS)

Bei der kontinuierlichen Innenreinigung (Abb. 6) wird das Gerät auf dem letzten Schlag leergespritzt. Dies ist der Fall, wenn die Düsen anfangen Luft zu spucken und der Spritzdruck abfällt. Jetzt muss bei noch weiterlaufender Spritzpumpe auf der Behandlungsfläche die Reinigungspumpe von der Kabine aus aktiviert werden. Nun beginnt das System die technische bedingte Restmenge aus dem Gerät zu drücken. Hat man ein Gerät mit Zirkulationssystem und Gleichdruckarmatur, muss man, nachdem etwa die Hälfte des Spülwasservorrates aufgebraucht ist, den Hauptschalter für etwa 15 Sekunden ausstellen (um die Zirkulationsleitung zu aktivieren), danach kurz die Teilbreiten einzeln durchschalten, um die Druckrückläufe ebenfalls zu spülen und kann nach dem Ausspritzen mit der kontinuierlichen Innenreinigung fortfahren. Eine evtl. am Gerät vorhandene Einspülschleuse muss während der letzten Befüllung mit Klarwasser gründlich gespült werden. Ist ein System zur kontinuierlichen Innenreinigung am Pflanzenschutzgerät vorhanden, sollte nach jedem Leerspritzen das Reinigungssystem aktiviert werden, damit die Beläge nicht antrocknen.

In den meisten Fällen können die ab Werk eingebauten Innenreinigungsdüsen nicht verwendet werden, weil diese für eine effektive Reinigung höhere Durchflussmengen benötigen. Im Beispiel können zwei Innenreinigungsdüsen mit je etwa 12 l/min Düsenausstoß über eine elektrisch angetriebene Pumpe versorgt werden. Bei größeren Gestängebreiten muss auf hydraulisch angetriebene Pumpen zurückgegriffen werden. Für diese bequeme Reinigungsmaßnahme werden weniger als 10 Minuten benötigt. In Deutschland bieten einige Unternehmen entsprechende Nachrüstsätze an.

Werden für die kontinuierliche Innenreinigung hydraulisch angetriebene Reinigungspumpen eingesetzt, lassen sich auch Handpistolen mit speziellen Düsen und 30 bis 40 bar Druck für die Außenreinigung anschließen.

Regelmäßige Kontrolle der Spritze

Auch die einwandfreie Funktion der Feldspritze hat einen hohen Stellenwert, da durch Verschleißerscheinungen oder technischer Probleme der zielgerichtete Pflanzenschutz nicht mehr gewährleistet werden kann. Die regelmäßige Wartung und Überprüfung der Feldspritze ist verpflichtend. Diese muss alle 3 Jahre bei der zuständigen Stelle durchgeführt werden.

Mehr dazu im Beitrag: Prüfung der prüfpflichtigen Geräte

Erklärtes Ziel muss es sein, durch den Umgang mit PSM und die Reinigung der Geräte keine stärkeren punktuellen Belastungen des Abwassers herbeizuführen. Jeder direkte Eintrag von PSM in Gewässer, und seien es auch nur geringste Mengen, muss vermieden werden.

Für weiterführende Fragen können Sie sich an den Pflanzenschutzdienst Hessen wenden:
http://pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de

Zentrale PSD:

Tel.:     0641-303 5227
E-Mail:

Literaturquellen können bei den Autoren nachgefragt werden.

Die Broschüre des RP Gießen gibt Ihnen Anregungen für die Gerätereinigung auf landwirtschaftlichen Flächen (Behandlungsflächen).

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