Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Klimaschutz

Wege zur „klimaoptimierten“ Fleischrinderhaltung

Die Landwirtschaft trug 2018 mit 7,4 % zu den jährlichen Gesamttreibhausgasemissionen Deutschlands bei. Der überragende Großteil steht dabei in direktem Zusammenhang mit der Tierhaltung.

Methan ist 25-mal so klimawirksam wie CO2

Die klimaschädigenden Gase Methan (CH4) und Lachgas (N2O), die ihren Ursprung in der Tierhaltung haben, machen mit 51,2 bzw. 44,2 % CO2eq das Gros der Treibhausgase (THG) im Sektor Landwirtschaft aus (Quelle: Umweltbundesamt). [Da die THG Kohlendioxid (CO2), CH4 und N2O unterschiedlich klimawirksam sind, werden sie, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erhalten, in CO2-Äquivalente (CO2eq) umgerechnet.]

Methan entsteht hauptsächlich durch Fermentationsprozesse, während Lachgas überwiegend bei der Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern entweicht.

An welchen Schrauben können Landwirte drehen, um die THG-Emissionen im Bereich der Tierhaltung, insbesondere der Rinderhaltung, zu senken?

Verdauungsprozess kaum beeinflussbar

Die Methan-Emissionen aus der Fermentation sind nahezu vollständig auf die Rinder- und Milchkuhhaltung zurückzuführen. Sie rangieren seit Jahren auf einem konstanten Niveau von ca. 1 Mio. t CO2eq pro Jahr.

Die THG-Emissionen pro kg Rindfleisch belaufen sich auf ca. 13,3 kg CO2eq. Nahezu die Hälfte der Methanemissionen stammt direkt aus der Verdauung der Tiere. Durch die besondere Funktionsweise des Verdauungstraktes der Wiederkäuer entstehen etwa drei Tonnen CO2eq an Methan pro Kuh und Jahr. Momentan ist hier der Handlungsspielraum in den landwirtschaftlichen Betrieben begrenzt. Es werden derzeit aber einige interessante Ansätze in der Wissenschaft verfolgt, inwieweit über Futterzusätze oder auch entsprechende Selektion in der Züchtung die Methanfreisetzung reguliert werden kann.

Mehr Grundfutter, weniger THG

Circa 35 % der THG-Emissionen aus der Rindermast werden bei der eigenen Futtererzeugung auf dem Betrieb beziehungsweise bei der Produktion von zugekauften Futtermitteln freigesetzt. Grundsätzlich entstehen bei der Grundfuttererzeugung (z.B. Grassilage oder Heu) weniger Emissionen als bei der Produktion von Kraftfuttermitteln (z.B. Getreide oder Sojaschrot). Ein reduzierter Kraftfuttereinsatz durch Grundfutterproduktion in ausreichender Menge und guten Qualitäten wirkt sich daher positiv auf die betriebliche Klimabilanz aus. Ebenso ist es sinnvoll, bei der Eiweißkomponente importierte Futtermittel durch heimische Leguminosen oder Rapsextraktionsschrot zu ersetzen. Zudem ist es, nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes wichtig, durch ein geeignetes Erntemanagement die Futterverluste so gering wie möglich zu halten. Studien zu Folge liegen die Verluste vom Feld bis in den Magen der Kuh nicht selten bei bis zu 25 % des eigentlichen Futterertrages.

Gülle und Mist zügig verwerten

Eine weitere wichtige Emissionsquelle sind die in der Tierhaltung entstehenden Wirtschaftsdünger. Laut KTBL sind stroh- und güllebasierte Haltungssysteme nach derzeitigem Stand des Wissens emissionstechnisch gleich zu bewerten. Idealerweise werden die anfallenden Wirtschaftsdünger zeitnah in eine Biogasanlage überführt, um so das entstehende Methan zu nutzen und die Emissionen in die Umwelt zu reduzieren.
Zur Luftreinhaltung sollte die Ausbringung von Gülle und Gärresten möglichst so erfolgen, dass die Ammoniakemissionen (NH3) auf ein Mindestmaß reduziert werden. Ammoniak ist zwar kein direkt klimawirksames Gas, kann aber über Umwege auch letztlich wieder in Lachgas umgewandelt werden und damit zur Klimaerwärmung beitragen. Somit schützt auch eine Reduktion der Ammoniakemissionen aus der Wirtschaftsdüngerlagerung und -ausbringung indirekt das Klima.

Auf effiziente Technik setzen

Wenngleich der Energieverbrauch in der Fleischrinderhaltung an den Emissionen verhältnismäßig geringe Anteile besitzt, so ergibt sich für den Landwirt hier eine oftmals leicht zu beeinflussende und zudem ökonomisch sinnvolle Möglichkeit, Klimaschutz zu betreiben. Schließlich werden mit jedem Liter eingesparten Diesel ca. drei kg CO2eq und mit jeder eingesparten Kilowattstunde Strom rund ein halbes Kilo CO2eq vermieden.

Fazit: Jeder Betrieb kann an Stellschrauben drehen

All dies und gerade die Tatsache, dass landwirtschaftliche Produktion in und mit natürlichen Prozessen stattfindet, zeigt, dass die oft propagierte „Klimaneutralität“ nicht wirklich erreichbar ist. Nichtsdestotrotz ist es auch eine Aufgabe der landwirtschaftlichen Betriebe, die Produktion so umwelt- und klimaschonend wie möglich zu betreiben. Dafür stehen den Landwirten einige Stellschrauben im betrieblichen Management zur Verfügung.

Zu guter Letzt

Die Haltung von Wiederkäuern ist die einzige Möglichkeit, das für uns Menschen sonst unproduktive Grünland, nutzbar zu machen. Insbesondere in Sachen Klimaschutz aber auch mit Blick auf die Biodiversität (vor allem bei extensiver Nutzung) ist die Pflege und der Erhalt der Grünlandstandorte unabdingbar. Grünlandböden enthalten mit 5 bis 15 % meist deutlich mehr Humus als Ackerböden (1 bis 8 %) – und Humus speichert langfristig erhebliche Mengen Kohlenstoff.


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