Ökologischer Landbau
4. Hessischer Öko-Fachtag: Geschlossene Kreisläufe sind nachhaltig
Offenbar hatte die Veranstaltung mit ihrem diesjährigen Schwerpunkt „Nachhaltigkeit“ den Nerv der Landwirte getroffen, denn mehr als 100 Teilnehmer waren am 20. November der Einladung in die „Hüttenberger Bürgerstuben“ gefolgt.
Das beweisen auch die Zahlen: Der Ökolandbau in Hessen ist in der Beliebtheit der Bauern deutlich gestiegen in den vergangenen Jahren. Rund 14,5 % der Fläche werden mittlerweile ökologisch bewirtschaftet. Neben Extensiv-Standorten konnte sich der Ökolandbau mittlerweile auch auf ackerbaulich interessanten Böden etablieren. Es habe eine zunehmende Annäherung zwischen den beiden Bewirtschaftungsformen stattgefunden, so Andreas Sandhäger, Direktor des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH), was dazu beigetragen habe, dass konventionelle Landwirte auch Veranstaltungen wie z.B. die Ökofeldtage gezielt als Impuls für den eigenen Betrieb nutzten.
Der landwirtschaftliche Nachwuchs entscheidet über die zukünftige Wirtschaftsweise anhand der Optionen für den Betrieb. Dies ist auch im Betrieb von Volker Lein, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), der Fall, für dessen Sohn eine Umstellung denkbar wäre. Eine Unterscheidung der Wertigkeit zwischen ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben erteilte Lein eine Absage.
Landwirte angewiesen auf funktionierende Ökosysteme
In ihrem Grußwort wies Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser auf den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt hin. „Der Ökolandbau wirkt sich positiv auf Klimaschutz, Biodiversität, Gewässerschutz und den Energieeinsatz aus. Aus diesem Grund bleibt die Unterstützung des ökologischen Landbaus ein zentrales Anliegen des Ministeriums“, betonte Tappeser. Der Markt für nachhaltig und regional erzeugte Lebensmittel solle durch hessische Betriebe bedient werden. Die Wertschöpfung verbliebe so in der Region, da Verbraucher bereit seien für herkunftsgesicherte Produkte mehr Geld auszugeben. Die Hauptaufgabe bestünde darin, Erfassung und Verarbeitung der Erzeugnisse zu verbessern. In diesem Zusammenhang erwähnte Tappeser die Ökomodellregionen in Hessen, aus denen zahlreiche Projekte erfolgreich entwickelt wurden.
Nachhaltigkeit muss bewertet und honoriert werden
- Auf ca. 720 ha Ackerland ist das Kleegras mit 25 % die tragende Säule; der Aufwuchs geht vollständig in die hofeigene Biogasanlage.
- In einer 8-gliedrigen Fruchtfolge werden insgesamt 12 verschiedene Fruchtarten im Wechsel von Winter- und Sommerkulturen angebaut.
- Auf den ca. 350 ha Dauergrünland weiden ganzjährig 100 Angusrinder mit anschließender Ochsen- und Färsenmast.
- 80 südamerikanische Criollo-Pferde und 150 Skudden-Schafe vervollständigen den Tierbestand.
Von Bassewitz beschäftigt sich seit vielen Jahren auf seinem Betrieb mit dem Thema Nachhaltigkeit. Den Betrieben bieten sich mittlerweile verschiedenste Nachhaltigkeitszertifizierungen an. Mangeln würde es daran, alle Aspekte eines Produktionsprozesses ökonomisch mit einzubeziehen, um den Nachhaltigkeitswert sichtbar zu machen. „Das importierte argentinische Rindfleisch konkurriert mit dem ökologischen Freilandrind“, stellte Von Bassewitz heraus und fügte an, dass die höheren und teureren Standards in Europa beim Verbraucher in den Hintergrund rückten. Der Referent forderte mehr öffentliche Fördergelder für eine unabhängige Forschung. Dies dürfe nicht den Firmen überlassen werden, die eine reine Produktionssteigerung zum Ziel hätten. Die Digitalisierung trage zu einer nachhaltigeren Produktion auch der konventionellen Betrieben bei. Dies sei wichtig, da nicht alle auf den ökologischen Landbau umstellen könnten. Um nachhaltige Wirtschaftsweisen zu fördern, brauche es Methoden zur Bewertung und Honorierung. Der Idee des integrierten Landbaus habe es seinerzeit an diesen Aspekten gemangelt.
Gut Dalwitz ist einer von 60 Betrieben in einem gemeinsamen Projekt von WWF, dem Bio-Anbauverband „Biopark“ und EDEKA, das wissenschaftlich vom Leibnitz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF e.V.) begleitet und vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern sowie EDEKA unterstützt wird. Die Artenvielfalt wird anhand eines Punktesystems erfasst und bewertet. „Unsere nachhaltig erzeugten Produkte können wir bei EDEKA gut absetzen und der Mehraufwand wird auch honoriert,“ so von Bassewitz. Auch sieht er großes Potential in autonom arbeitenden Maschinen. Stabile Nährstoffentzüge durch optimierte Produktionsprozesse seien ein wichtiger Schritt zum Gewässerschutz.
Förderung leistet einen wichtigen Beitrag zum Gewinn auf Ökobetrieben
„Neue förderpolitische Rahmenbedingungen für den Ökolandbau in Hessen“.
In vier Workshops konnten sich die Teilnehmer des 4. Hessischen Öko-Fachtages zu Themen wie Ökonomie bzw. Vermarktung von Bio-Produkten, Biodiversität, Klimaschutz und der Situation von Menschen in einem landwirtschaftlichen Betrieb aktiv einbringen. Fachkräfte des LLH hatten diese Workshops inhaltlich und methodisch vorbereitet. Im Foyer der „Hüttenberger Bürgerstuben“ bestand die Gelegenheit an zahlreichen Infoständen sich umfassend rund um den ökologischen Landbau in Hessen zu informieren.
Zu der Veranstaltung hatte der LLH gemeinsam mit dem Kuratorium für das landwirtschaftliche und gartenbauliche Beratungswesen eingeladen.