Ökologischer Landbau
Feldtag „Eiweißpflanzen im Ökologischen Landbau“ auf dem Gladbacherhof
Welche Ökosystemleistungen erbringt der Leguminosenanbau? Welche neuen Verwertungsmöglichkeiten gibt es? Und wo sind die Grenzen des Anbaus? Der Feldtag auf dem Gladbacherhof brachte den Teilnehmern viele neue Erkenntnisse. Auf der anschließenden Feldrundfahrt wurden die Themen nochmals veranschaulicht.
Dass insbesondere Futterleguminosen ein unverzichtbarer Bestandteil von Öko-Fruchtfolgen sind, belegte Professor Dr. Günther Leithold (Justus-Liebig-Universität Gießen, JLU) in seinem Vortrag eindrücklich anhand von Ergebnissen aus einem Dauerfeldversuch auf dem Gladbacherhof. Ohne Futterleguminosen könne weder eine ausgeglichene Humusbilanz, noch eine zufriedenstellende N-Versorgung gewährleistet werden. Die erforderlichen Pausen zwischen Leguminosen derselben Art, aber auch zwischen verschiedenen Leguminosenarten setzten dem Anbau aber Grenzen. Daher wurde am Lehrstuhl von Professor Leithold eine praxisnahe und übersichtliche Planungshilfe entwickelt, die den Landwirt bei der Integration von Leguminosen in seine Öko-Fruchtfolge unterstützen soll.
Dr. Hendrik Sommer (Uni Kassel) referierte über neue Verwertungsmöglichkeiten für Futterleguminosen bei einer fehlenden innerbetrieblichen Verwertung. Er berichtete, dass bei der Gewinnung der reinen Blattmasse das Futtermittel eiweißreicher und höherwertiger sei. Dies könnte in der Monogastrier-Fütterung eingesetzt werden und so einen positiven Beitrag zur regionalen Eiweißversorgung leisten.
Dr. Klaus-Peter Wilbois (Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL) ging in seinem Vortrag u.a. auf die enorme Stickstoff-Fixierungsleistung der Leguminosen ein. Diese sollte angesichts des bestehenden Eiweißdefizits in der EU eine stärkere Wertschätzung erfahren. Derzeit wird die „Eiweißlücke“ durch hohe Importe (17 Mio. t/Jahr) ausgeglichen.
Dr. Thorsten Haase (LLH) gab einen kurzen Einblick in die Demonstrationsnetzwerke zur Ausweitung des Anbaus und der Verarbeitung von Sojabohne (Sojanetzwerk; 2014 – 2016) bzw. Erbse und Bohne (DemoNetErBo; 2016 – 2018). Ziel dieser beiden Projekte sei der Wissenstransfer in die Praxis. Dies soll über Beratung sowie Identifizierung bzw. Schaffung modellhafter Wertschöpfungsketten umgesetzt werden.
Der LLH bietet im Rahmen der Projekte Spezialberatung zu Anbau und Verwertung von Sojabohnen! Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!
Raus auf’s Feld
Am Nachmittag stellten Dr. Franz Schulz und Dr. Christopher Brock (beide JLU) den Dauerfeldversuch Gladbacherhof vor. Der Fruchtfolgeertrag der Fruchtfolge mit mehrjährigem legumen Feldfutterbau (Gemischtbetrieb) sei gegenüber dem mit Rotationsbrache (überjähriges, gemulchtes Luzernekleegras) bzw. ohne Rotationsbrache (2x Körnerleguminosen) deutlich überlegen.
Im selben Dauerfeldversuch wurden auch die Auswirkungen einer extensiven Bodenbearbeitung evaluiert. So waren die Erträge bei einer pfluglosen Bodenbearbeitung geringer. Dies sei vor allem auf signifikant niedrigere Nmin-Gehalte zurückzuführen, die wiederum in einer langsameren Erwärmung infolge der dichten Lagerung des Oberbodens begründet seien.
Dr. Thorsten Haase (LLH) stellte anschließend anhand des Landessortenversuches Sojabohne der JLU einige produktionstechnische Aspekte des Sojaanbaus vor. Über das Gelingen dieser hochwertigen Eiweißpflanze entscheide:
- die Impfung des Saatgutes mit geeigneten Präparaten,
- die Wahl des Saattermins und
- eine intensive mechanische Unkrautregulierung.
Weiterführende Anbauempfehlungen finden Sie auch auf der Webseite des Sojaförderrings.
Die von der JLU, dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) und dem FiBL organisierte Veranstaltung am 22. Juni 2016 auf dem Gladbacherhof war mit 45 Besuchern gut besucht.