Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Landbau

Neues vom Ökoversuchsfeld Ober-Erlenbach

Im Oktober 2015 wurde der Nutzungsvertrag für das neue Öko-Versuchsfeld in Ober-Erlenbach offiziell unterzeichnet. Schon damals war das Versuchsfeld bestellt, mittlerweile sind mehrere Monate vergangen und wir möchten die Vegetationspause nutzen, um Ihnen das Konzept vorzustellen.

Was macht das neue Öko-Versuchsfeld so besonders?

Ökoversuchsfeld
Obwohl im südlichen Landesteil die Nachfrage nach lokalen Öko-Produkten – insbesondere aus dem Rhein-Main Gebiet – hoch ist, verharrt der Anteil an Öko-Betrieben hier auf sehr geringem Niveau. Dem soll mit dem neuen Versuchsfeld entgegen gewirkt werden. Wegen der pedoklimatisch günstigen Voraussetzungen (Boden-Klima Raum (BKR) 121, Rheinebene und Nebentäler), der Nähe zu den Ballungszentren sowie daraus resultierenden hohen Pachtkosten, dominieren reine Ackerbau- oder Feldgemüsebetriebe ohne Viehhaltung in dieser Region. Daher ist unser langfristiges Ziel, Sorten- und Anbauempfehlungen für deckungsbeitragsstarke Fruchtfolgeglieder zu erarbeiten.

Intensive, deckungsbeitragstarke Fruchtfolge

Wir haben folgende intensive, marktfruchtorientierte und hackfruchtreiche Fruchtfolge mit hohen Deckungsbeiträgen für unsere Versuchsfläche zusammengestellt: 1. Klee-Gras, 2. Kohl, 3. Kürbis, 4. Soja, 5. Winterweizen, 6. Frühkartoffeln.
Im Gegensatz zur üblichen Praxis im Öko-Landbau wird die Klee-Gras-Nutzung auf ein Jahr beschränkt und der Hackfruchtanteil erhöht. Das fehlende zweite Klee-Gras-Jahr wird durch eine intensive Zwischenkultur-Bewirtschaftung ausgeglichen: zwischen (2.) Kohl und (3.) Kürbis sowie (5.) Winterweizen und (6.) Frühkartoffeln wird ein Winterleguminosen-Getreidegemenge eingesät und zwischen (3.) Kürbis und (4.) Soja ein Grasgemenge. Das Gras soll die hohen Stickstoffmengen, welche nach der Kürbiskern-Ernte auf dem Feld zurückbleiben, aufnehmen und so Auswaschungsverlusten vorbeugen. Das hält den verfügbaren Stickstoff im Boden niedrig, was eine wichtige Voraussetzung ist, damit die im folgenden Jahr angebaute Sojabohne hohe Stickstofffixierleistungen entwickeln kann.

Ökologisch & ökonomisch nachhaltig?

Bodenklimaräume und Lage der hessischen Öko-Landessortenversuche (121 Rheinebene und Nebentäler, 132 Osthessische Mittelgebirgslagen, 133 Zentralhessische Ackerbaugebiete, Warburger Börde): 1. Alsfeld-Liederbach (LLH), 2. Staatsdomäne Frankenhausen (LLH, Uni Kassel), 3. Gladbacherhof (Uni Gießen), 4. Ober-Erlenbach (LLH); Quelle: Roßberg et al. 2007
Da humuszehrende Kulturen die intensive Fruchtfolge dominieren, untersuchen wir in einem zusätzlichen Anbausystem-Versuch, ob diese Fruchtfolge auch ökologisch wie ökonomisch nachhaltig sein kann. So sollen die Humus- und Nährstoffbilanzen sowie die Gesamtdeckungsbeiträge der Fruchtfolge in Abhängigkeit des Anbausystems ermittelt werden. Es werden fünf Verfahren untersucht:
  • 1. Betriebsüblich (BÜ; Futter-Mist Kooperation)
  • 2. BÜ mit zusätzlicher bedarfsgerechter Makro- und Mikronährstoff Aufdüngung
  • 3. Cut and Carry (Klee-Gras Schnitt wird als Mulch in Folgekultur mit Nährstoffbedarf transferiert)
  • 4. Biogas (Klee-Gras Schnitt im Austausch mit flüssigen und festen Gärresten)
  • 5. BÜ mit Kompost

Auch Öko-Landessortenversuche geplant

Gleichzeitig erweitert der neue Standort in Ober-Erlenbach die Öko-Landessortenversuche (LSV) auf Südhessen. Wir werden zusätzlich zum Winterweizen auch Frühkartoffeln, Kohl, Kürbis, Lebensmittelsoja und Hartweizen auf Sortenunterschiede bei den Erträgen und der Krankheitstoleranz sowie -anfälligkeit unter Öko-Bedingungen prüfen.

In Kürze

Dank des neuen Öko-Versuchsfeldes können wir Sorteninformationen für Kulturen erheben, die an den BKR 121 angepasst sind. Darüber hinaus wird die Wirtschaftlichkeit einer viehlosen intensiven Fruchtfolge in unterschiedlichen Anbausystemen analysiert. Unsere zukünftigen Erkenntnisse sollen zur Verbesserung von landwirtschaftlichen Systemen beitragen und an Landwirte, Verbände, Verbraucher und die Politik weitergegeben werden.


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