Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktinformation & Preise

Biomarkt in schwierigem Fahrwasser

In der Zeit vom 26. – 29. Juli 2022 fanden die BIOFACH, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, und VIVANESS, Internationale Fachmesse für Naturkosmetik, ausnahmsweise gleichzeitig als Summer Edition im Messezentrum Nürnberg statt.

In seiner Eröffnungsrede erläuterte Bundesminister Cem Özdemir, warum er den Ökolandbau als Leitbild für die Landwirtschaft und Lösung für die planetaren Krisen unserer Zeit sieht. Tatsächlich sieht sich die Branche gegenwärtig jedoch mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Denn die Marktdaten für das 1. Halbjahr 2022 zeigen einen deutlichen Umsatzrückgang.

Zahlen für das 1. Halbjahr bestätigen Umsatzrückgänge im Biosegment

Dabei verzeichnete die Branche in den Jahren zuvor noch erstaunliche Rekordumsätze. So wuchs das Bio-Segment in 2020 um satte 22,3 % und in 2021 immerhin noch um 5,8 %. Begünstigt wurde dieser Boom u.a. durch die coronabedingten Einschränkungen im Außer-Haus-Verzehr. Erste Hochrechnungen für das 1. Halbjahr 2022 lassen nun aber darauf schließen, dass am Point-of-Sale immer weniger Bioprodukte über das Band laufen. Belastbare Daten liegen inzwischen aus dem GfK-Konsumpanel für die Warengruppe der Frischeprodukte vor, die ungefähr einen Umsatzanteil von 60 % aufweist. Dazu zählen u.a. Fleisch, Fleischwaren, Backwaren und Brot, Käse, Kartoffeln, Eier, Speiseöle, pflanzliche Alternativen zu Milch und Fleisch, Milchprodukte sowie Obst und Gemüse. Über alle Betriebsformen hinweg brach der Umsatz hier um etwa 5,8 % ein und damit stärker als im Gesamtmarkt (- 3,1 %). Dies soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Marktverwerfungen bei einigen Betriebsformen noch gravierender waren. So schrumpfte der Umsatz im Naturfachhandel laut den Experten der GfK innerhalb der Stichprobe sogar um 22,1 %. Demgegenüber konnten die Discounter ihren Verkauf von Bioprodukten im gleichen Betrachtungszeitraum um 11,5 % steigern, was mit dem Down-Selling-Phänomen in Einklang steht. Aufgrund der Kaufkraftverluste durch Inflation reduzieren Verbraucher nicht nur ihren Konsum an Bioprodukten, sondern sie wechseln im Sinne der Ausgabenminimierung zu anderen Einkaufsstätten, in denen das Preisniveau niedriger ist.

Gegenüber 2019 steht immer noch ein Plus!

Man hört in diesen Tagen viele Stimmen, die ein Ende des Bio-Booms vorhersagen. Dabei wird jedoch häufig übersehen, dass die Haushalte in 2022 gemäß Gfk-Konsumpanel bislang bereits 35,2 % mehr Geld für Bio-Lebensmittel ausgaben als im gleichen Zeitraum 2019. Trotz einer temporären Absatzflaute dürfte der Biomarkt vermutlich ein Zukunftsmarkt mit Potenzial bleiben.

Ausgaben für Bio-Obst in Mio.-Euro, 1. Halbjahr, Deutschland; Quelle: GfK, Stand 29.07.2022

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