Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktinformation & Preise

Getreideernte 2022: Preise bröckeln weiter

Hessenweit kommen die Erntearbeiten gut voran. Regional werden in den südhessischen Frühdruschgebieten nach der Gerste bereits Rapsbestände gedroschen. Die ersten Partien an Gerste lieferten überwiegend gute Ergebnisse hinsichtlich Erträge und Qualität. In einigen Regionen wurden sogar 10 t/ha von den Feldern geholt. Aufgrund der ausgeprägten Trockenheit in weiten Teilen Europas wird jedoch insgesamt mit einer schwächeren Ernte gerechnet. Dies betrifft v.a. Länder wie Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland. Infolgedessen musste die Kommission ihre Ernteprognose für den Weichweizen zuletzt von 130,4 Mio. auf nur noch 125,0 Mio. t absenken.

Risikoprämien weichen aus den Kursen

In Anbetracht dieser Faktorenkombination wundert es schon, dass die Erzeugerpreise seit Erntebeginn immer weiter abbröckeln. Aktuell wird der B-Weizen frei Lager in Hessen nur noch mit 306 EUR/t bewertet. Ausgangspunkt ist eine wöchentliche Befragung von Landhändlern innerhalb eines Panels. Für Futterweizen müssen überdies weitere Abschläge in Kauf genommen werden. Die Offerten bewegen sich hier innerhalb einer Spanne von 275 – 290 EUR/t. Zu den größten Verlierern zählt jedoch die Futtergerste. Hier fallen Geld- und Briefkurse am stärksten auseinander. Bei einem Verkauf aus der Ernte heraus können Landwirte für diese Marktfrucht derzeit gerade einmal 240 – 260 EUR/t erlösen. Die Marktlage bleibt volatil und sorgt bei den Landwirten für einige Verunsicherung. Denn die Fundamentaldaten zu den Ernten, Lagerbeständen und Exporten würden eigentlich eine andere Preisentwicklung erwarten lassen. Doch offenbar ziehen die Anleger Risikoprämien aus den Kursen ab, was für eine Neubewertung der Marktsituation spricht. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Erwartungen diese Dynamik triggern?

Spekulationen bestimmen das Marktgeschehen

Immer wieder machen Meldungen über Exporterleichterungen für ukrainisches Getreide die Runde. Doch selbst über Bahntrassen und den Schwarzmeer-Hafen der rumänischen Stadt Constanta wird der erforderliche Getreideumschlag nicht zu erreichen sein. Und die Weizenernte 2022 wird für die Ukraine mit 20,8 Mio. t um rund 12 Mio. t geringer geschätzt als im Vorjahr. Bleiben die sehr guten Ernteprognosen für Kanada und Russland. Ob diese großen Ernten aber tatsächlich realisiert werden und das Mengendefizit am Weltmarkt kompensieren können, ist indessen noch Spekulation. Die nächsten Wochen werden hier Licht ins Dunkle bringen.

Getreidepreise in der Marktregion Hessen, frei Erfasser in EUR/t

PreisspannenSchwerpunktpreis
Qualitätsweizen310,00330,00316,00
Brotweizen300,00320,00306,67
Brotroggen245,00285,00264,00
Braugerste370,00400,00386,67
Futtergerste240,00260,00251,00
Futterweizen275,00290,00283,00
Qualitätshafer240,00240,00240,00
Futterhafer200,00200,00200,00
Triticale245,00270,00258,33
Raps610,00630,00622,00

Quelle: LLH, Stand 06.07.2022


Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag