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Getreidemärkte im Rückwärtsgang

Die Spekulationen über eine mögliche Aufkündigung des Exportabkommens durch Russland standen einige Wochen im Raum und führten zu gewissen Risikoprämien in den Kursen. Diese Phantasie ist nun aus den Kursen gewichen, denn offiziell wurde das Abkommen inzwischen über den 18. Mai hinaus verlängert.

Möglich war dies, indem Russland ein vereinfachter Zahlungsverkehr eingeräumt wurde. Mit der Fortführung des Exportkorridors gelangen weiterhin größere Mengen an Getreide auf den Weltmarkt.

Hinzu kommt, dass nach Einigung der EU mit den osteuropäischen Ländern Agrargüter aus der Ukraine über den Landweg wieder in größerem Umfang auf den Binnenmarkt gelangen. Dies dürfte nicht ohne Auswirkungen auf das Mengenangebot innerhalb Deutschlands bleiben.

Schließlich wurde die Versorgungssituation mit dem Mai-Update des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) neu bewertet. Die globalen Endbestände wurden um 1,63 Mio. t erhöht, was über den Erwartungen lag. Für die EU liegt die Prognose der Weizenernte in 2023/24 bei 139 Mio. t. Das wären rund 5 Mio. t mehr als im Vorjahr. In der noch laufenden Saison wurden die Endbestände der Top-Exporteure in der Summe um 1,67 Mio. t erhöht. In der EU sogar um 4 Mio. t.

Alles in allem lässt sich also sagen, dass die Versorgungssituation am Weltmarkt mit Akzent positiv bewertet wird. Dementsprechend fiel auch die Marktreaktion aus. Argumente für Kurssteigerungen lassen sich aktuell eben nicht finden. An der Euronext in Paris notiert der Fronttermin derzeit nur noch bei 221 EUR/t. Aufgrund der negativen Basis heißt das für den hessischen Kassamarkt Weizenpreise von unter 200 EUR/t. Dabei ist der Spread zwischen alter und neuer Ernte äußerst gering. Zahlreiche Betriebe denken darüber nach, ihre Restpartien in die nächste Saison zu überlagern. Ob damit höhere Preise erzielbar sein werden, ist allerdings höchst fraglich.

Etwa ein Viertel der neuen Ernte sollte inzwischen über Kontrakte vorverkauft sein. Man kann sogar noch ein wenig weiter nach oben gehen. Die Aussichten auf höhere Preise in der kommenden Saison sind eher limitiert.

Stand: 23.05.23